Eu-Rec will Neubau der Kita Pfalzel verhindern

Trier · Die Recyclingfirma Eu-Rec will den Neubau der Kita Pfalzel nicht zulassen. Die Begründung: Der neue Standort der Kita liege nur 500 Meter vom Firmengelände entfernt. Ärger wegen des schlimmen Geruchs, den die Eu-Rec verursacht, sei programmiert. "Ich muss meine Firma schützen", sagt Inhaber Willi Streit.

Eu-Rec will Neubau der Kita Pfalzel verhindern
Foto: Friedemann Vetter (VE.) ("TV-Upload Vetter"

Trier. Die Stadt Trier will eine neue Kindertagesstätte in Pfalzel bauen, die alte hat gewaltige Schimmelprobleme. Die Eu-Rec GmbH, eine im benachbarten Industriegebiet Trierer Hafen sitzende Recyclingfirma, will diesen Neubau verhindern. "Wir werden rechtlich gegen diesen Bau vorgehen, voraussichtlich mit einem Widerspruch gegen eine Änderung des Bebauungsplans", kündigt Eu-Rec-Inhaber Willi Streit an.
Es ist eine neue Eskalation im seit Jahren laufenden Zoff um den üblen Geruch, der immer wieder in den Produktionsprozessen der Firma Eu-Rec entstanden ist und die Anwohner in Pfalzel quält (der TV berichtete mehrfach). Übelkeit, Schwindel, Erbrechen - viele der Anwohner klagten über diese Symptome. Wird dieser Geruch auch die neue Kita erreichen, die 2018 fertig werden soll? "Das kann niemand mit absoluter Sicherheit ausschließen", sagt Willi Streit. Der geplante Standort für den Kita-Neubau liegt 500 Meter vom Firmengelände weg.
Streit begründet: "Ich klage nicht, um Ärger zu machen, sondern um zukünftigen Ärger zu vermeiden und um meine Firma zu schützen." Der Bau einer Kindertagesstätte sei derart nahe an einem produzierenden Recyclingbetrieb unverantwortlich. "Wenn diese Kita irgendwann dort stehen wird und die Kinder über den Geruch klagen, wird man auch mich fragen, warum ich diese Entwicklung nicht verhindert habe."
Die Eu-Rec macht aus Abfallfolien Recyclingmaterial. Diese Folien - verdreckt mit organischen Resten - sind die Quelle des Gestanks. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat die Firma oft kontrolliert - 100 Mal in einem Jahr - und viele Auflagen erteilt. Doch ein verstopfter Filter, ein versehentlich nicht fest geschlossenes Hallentor, und der schlimme Geruch wabert nach draußen.
Der Neubau der Kita St. Adula soll in der Hans-Adamy-Straße bei den Tennisplätzen des TSC Pfalzel entstehen (siehe Grafik). Die Stadt Trier ist der Bauträger, das Bistum gibt einen Zuschuss. Der Standort ist in Pfalzel umstritten. Viele Anwohner traten dafür ein, das Kita-Gebäude am alten Platz in der Stiftstraße neu zu errichten.
Doch offenbar machen sich weder die Stadt Trier noch die SGD Nord Sorgen um Geruchsbelästigungen am neuen Standort. Die Stadt hat lediglich eine Anfrage an die Landesbehörde geschickt, die klären soll, ob die Lage der neuen Kita im Überschwemmungsgebiet der Mosel ein Problem darstellen würde. Die SGD habe daraufhin mündlich mitgeteilt, dass eine wasserrechtliche Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt werden könne, wenn die Stadt bestimmte Auflagen erfüllt - das geht aus der Beschlussvorlage hervor, die den Neubau der Kita regelt und am 29. September die Zustimmung des Stadtrats erhielt.
Willi Streit geht davon aus, dass die Eu-Rec GmbH auch im Jahr 2018 noch als produzierender Recyclingbetrieb im Trierer Hafen sitzen wird. "Entweder unter meiner Flagge oder einer anderen." Streit verhandelt wegen eines Verkaufs mit mehreren Interessenten und hat vergangene Woche eine Delegation aus China empfangen.
Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) erfährt vom TV vom Widerstand der Eu-Rec GmbH gegen den Kita-Neubau. "Ich sehe das sehr gelassen", sagt er in einer ersten Reaktion. Die Eu-Rec GmbH habe seiner Ansicht nach keine Chance, den Bau der Kita zu verhindern. "Wenn Herr Streit wirklich Streit will, dann kann er ihn haben."Meinung

Schutz der Kinder hat Priorität
Offenbar macht sich nur einer Sorgen, ob der schlimme Geruch die neue Kita in Pfalzel erreichen wird - der Verursacher dieses Geruchs. Weder die Stadt Trier als Träger noch die SGD Nord haben bisher Bedenken geäußert, eine Kindertagesstätte so nahe an ein Industriegebiet zu bauen. Stattdessen bringt Eu-Rec-Chef Willi Streit das Thema auf den Tisch Völlig egal, ob die Eu-Rec im Jahr 2018 noch als produzierender Recyclingbetrieb existiert oder nicht - eine Belastung der Kita-Kinder mit dem Geruch, der Pfalzel seit Jahren quält, muss auf jeden Fall ausgeschlossen werden. 500 Meter sind keine unüberbrückbare Distanz für Geruchspartikel. Ob Streit es schafft, die Eu-Rec an einen solventen Interessenten zu verkaufen, ist zurzeit noch offen. Dann ginge die Produktion weiter. Diese Entwicklung muss die Stadt als Träger in Betracht ziehen. j.pistorius@volksfreund.de

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