Europa auf dem Hauptmarkt

Da muss ich hin!, dachte ich, als ich las, dass auf dem Hauptmarkt die Tage der QuattroPole steigen. Das ist bestimmt eine Ausstellung von sportlichen Polizeiautos aus Ingolstadt mit Allradantrieb.

Ich also gestern zum Hauptmarkt - und was sehe ich? Essens- und Getränkestände, eine Bühne, viele nette Menschen. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, und ich ließ mich gerne mal genauer informieren. QuattroPole hat nix mit Audi-Sportcoupé zu tun. QuattroPole ist der Name des aus Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier bestehenden Städtenetzwerks. Quasi vier Oberzentren, die gemeinsame Sache machen. Zu meinen guten alten Zeiten war an sowas nicht zu denken. Da war aus Trierer Sicht alles andere Ausland. Vor allem Saarbrücken. Da trennte zwar kein Schlagbaum, sondern der fußballerische Erfolg. Wenn man da mal fünf Eintracht-Niederlagen in Folge erlebt hat, dann fährt man fortan lieber nach Worms oder Koblenz. Metz: tolle Stadt, doch da reden alle Französisch (nicht meine Kernkompetenz). Aber Luxemburg: Aus- und gelobtes Land. Ich erinnere mich noch gerne an die legendären Schobermesse-Schmuggeltouren in den 80er Jahren. Auf dem Rückweg von der Mega-Kirmes haben wir alles in den Kofferraum gepackt, was an - im Vergleich zu Deutschland - extrem preisgünstigen Genusswaren nur zu kriegen war: Kippen, Kaffee, Cognac & Co.
Die Zöllner am Grenzübergang Wasserbillig haben den Braten zwar gerochen, aber uns gnädigerweise nie kontrolliert. Das waren für mich wahre Europäer und ihrer Zeit weit voraus. Die Zeit, von der wir damals geträumt haben, ist längst angebrochen. Statt Grenzen gemeinsame Projekte. So wie QuattroPole. Heute (Samstag) noch kulturell und kulinarisch auf dem Hauptmarkt zu erleben. Prost!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort