Evangelium trifft Osterhasen

TRIER. Seit Aschermittwoch haben sich die 107 Kinder des St.-Adula-Kindergartens in Trier-Pfalzel auf das Osterfest vorbereitet. Mit Geschichten aus dem Evangelium – und Hilfsarbeiten für den Osterhasen.

 Kreuzigung und Auferstehung Christi gehören für die Pfalzeler Kindergartenkinder zur Vorbereitung auf das Osterfest. Dass der Osterhase am Sonntag bunte Eier bringt und bei den Vorbereitungen für Hilfe dankbar ist, steht dazu in keinem Widerspruch.Foto: Christiane Wolff

Kreuzigung und Auferstehung Christi gehören für die Pfalzeler Kindergartenkinder zur Vorbereitung auf das Osterfest. Dass der Osterhase am Sonntag bunte Eier bringt und bei den Vorbereitungen für Hilfe dankbar ist, steht dazu in keinem Widerspruch.Foto: Christiane Wolff

Ganz still ist es im abgedunkelten Traumraum des St.-Adula-Kindergartens in Pfalzel. Die Vorschulkinder sitzen im Kreis. In ihrer Mitte bilden zwei braune Stoffbahnen ein Kreuz. Mit leiser Stimme erzählt Erzieherin Christel Buroh-Becker die Kreuzigungsgeschichte. Eine Kerze wird ausgeblasen. Jesus stirbt. Mit der Auferstehungsbotschaft kehrt Licht und Leben in die kleine Szene zurück. Ein Mädchen legt die Sonnenstrahlen, ein gelbes Tuch, über das Kreuz. Rote Tücher symbolisieren Blumen, grüne das Gras. Die Kerze wird wieder angezündet. Ganz ernst und ruhig reichen die Kinder das Licht reihum weiter. "Wo es vorher dunkel war, ist es jetzt hell, das ist viel schöner", sagt ein Mädchen und trifft damit ziemlich genau, was Erzieherin Buroh-Becker den Kindern mit der Auferstehungsgeschichte nahe bringen wollte. "Wenn die Flamme an ist, schmilzt das Wachs", bemerkt ein Junge, weniger tiefsinnig, dafür aber umso praktischer. Mit Einweckglas, Essig und Speckschwarte

Nach etwa 30 Minuten ist der besinnliche Sitzkreis vorbei. Seit Aschermittwoch haben die Kinder zusammen mit ihrer Erzieherin Geschichten aus dem Evangelium gehört, über das Brot als Grundnahrungsmittel gesprochen, über die Natur, die im Frühling erwacht, über Wasser als Lebensquell und Urgewalt. "Die religiöse Erziehung der Kinder ist uns wichtig", sagt Kiga-Leiterin Hedwig Marx. Nicht nur wegen der christlichen Werte und weil man eine kirchliche Einrichtung sei. "Zum einen gehört Jesus zu unserer Kultur, zum anderen sind die Kinder sehr empfänglich für wichtige, emotionale Themen, die damit verbunden sind." Die ruhige Atmosphäre der Osterstunden, ein Gegengewicht zum bunten und auch schon für die Kleinen schnellen und überladenen Alltag, bekomme außerdem vielen Kindern einfach gut. Doch im St.-Adula-Kindergarten geht es - natürlich - nicht nur ruhig und besinnlich zu, wenn das Thema Ostern auf dem Programm steht. "Die Kinder glauben auch an den Osterhasen, und das ist auch gut so", sagt Marx. Von der Decke im Gruppenraum baumeln Häschen aus Pappe mit roten Schleifchen um den Hals und bunt bemalte Papiereier. In der Kinderküche färbt Erzieherin Jutta mit Theresa und Marisol hartgekochte Eier - ganz klassisch im Einweckglas, mit Kaltfarben mit einem Schuss Essig. Und natürlich werden die fertigen gelben, roten, grünen und blauen Eier mit einer Speckschwarte schön zum Glänzen gebracht. 110 sollen es werden. "Schließlich verstecken wir für jedes Kind eine kleine Osterüberraschung", sagt Hedwig Marx, die seit 33 Jahren den Kindergarten leitet. "Zuhause müssen wir auch dem Osterhasen helfen", erzählt Johannes. "Das schafft der nämlich nicht alleine, hier in Pfalzel gibt es ja so viele Häuser und so viele Gärten und auf der ganzen Welt so viele Kinder." Dass es eigentlich um Jesus geht, ist dem pfiffigen Sechsjährigen völlig klar. "So war der ans Kreuz angenagelt", sagt er, legt sich flugs auf den Boden und demonstriert, wie das wohl damals gewesen ist. Finn ist dem Osterhasen auch schon zur Hand gegangen: "Wir haben zu Hause Nester gebaut. Aus Moos und Styropor. Da kann der Osterhase dann die Eier reinlegen", sagt der Fünfjährige so treuherzig und überzeugt, dass man ihm nur zu gerne glauben würde. "Ostern feiern wir doch nur deswegen, weil Jesus da auferstanden ist", erklärt Annika derweil ganz aufgeklärt. Auf die Eier, die der Osterhase bei schönem Wetter persönlich in Opas Garten verstecken wird, freut sie sich natürlich trotz ihrer langen, sechsjährigen Lebenserfahrung.

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