Ex-Prinz will auf den Kreis-Thron

Trier/Saarburg · Das Rennen um den Landratsposten in Trier-Saarburg nimmt Fahrt auf. Die SPD hat jetzt mit Thomas Neises ihren möglichen Herausforderer für Amtsinhaber Günther Schartz (CDU) benannt. Dass der Unternehmer und Ex-Karnevalsprinz bisher in der Trierer Stadtpolitik zu Hause war, sieht er nicht als Problem: "Ich bin im Kreis kein Fremder."

 Kaufmann, Kommunalpolitiker, Karnevalist: Thomas Neises will im Kampf um den Landratssessel ein Wörtchen mitreden. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kaufmann, Kommunalpolitiker, Karnevalist: Thomas Neises will im Kampf um den Landratssessel ein Wörtchen mitreden. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier/Saarburg. Für die Wahl des Trier-Saarburger Landrats am 22. September steht ein Kandidat bereits ziemlich sicher fest: Amtsinhaber Günther Schartz (CDU) will erneut ins Rennen um den Chefposten im Landkreis gehen. Seit gestern hat auch die SPD einen potenziellen Kandidaten - den 41-jährigen Unternehmer Thomas Neises aus Trier. Kreisvorstand und Kreistagsfraktion haben sich einstimmig für ihn ausgesprochen.
"Ich habe meinen Hut nicht in den Ring geworfen - ich bin davon getroffen worden", sagt Neises und schmunzelt. Seine Partei habe sich "intensiv" mit der Kandidatenfrage beschäftigt. Es gebe "viele erfahrene, kompetente Kreispolitiker", aber alle hätten aus Alters- oder beruflichen Gründen abgewunken. Dass er nun von ihnen eine "so breite Rückendeckung" erfahre, sagt Neises, stimme ihn "sehr positiv".
Seit 2009 im Trierer Stadtrat


Bisher war der in Düsseldorf geborene, aber in Trier-West aufgewachsene Kommunalpolitiker auf das Stadtgebiet fokussiert. Neises sitzt seit 2009 im Trierer Stadtrat, ist Vorstandsmitglied der SPD Trier und Vorsitzender des Ortsvereins Trier-Pfalzel.
Dass ihm die Bürger im Landkreis deshalb die nötige Kompetenz absprechen würden, glaubt er nicht. "Wir sind alle eine Region - wenn jeder stur an sich denkt, kommen wir nicht weiter." Er habe schon "viele positive Rückmeldungen" aus dem Kreis bekommen, betont Neises. Die Themen seien dort zudem keine anderen als in der Stadt: "Es gibt auch Probleme bei den Schulstandorten und viele Gebäude, die dringend saniert werden müssen."
Der 41-Jährige, der seit seiner Jugend im Trierer Stadtteil Pfalzel wohnt, sieht sich auch persönlich "im Kreis verwurzelt". Er habe einen großen Freundeskreis, etwa in Newel-Butzweiler und Kordel (VG Trier-Land). Zudem habe er jahrelang in Schweich gearbeitet: "Ich bin im Kreis kein Fremder." Kontakte knüpft Neises auch über seine Kaminofen-Firma. Der gelernte Kaufmann ist Inhaber der Feuerhaus Neises GmbH mit Filialen in Osburg (VG Ruwer) und Trier. Für die mittelständischen Betriebe will er sich - sollte er Landrat werden - besonders einsetzen.
Zwar habe der Kreis schon eine "sehr gute Wirtschaftsförderung", trotzdem könne man Dinge verbessern. "Ich glaube, dass ich die Probleme der Handwerksbetriebe gut einschätzen kann", sagt Neises. Dass er als Landrat in der eigenen Firma etwas zurücktreten müsste, ist dem 41-Jährigen bewusst. "Für den Fall X finden wir intern eine Lösung."
Wichtig ist dem geschiedenen Vater eines zweieinhalb Jahre alten Sohnes soziales Engagement. Er war 16 Jahre lang Jugendleiter bei der katholischen Jugend Pfalzel, saß später im Pfarrgemeinderat. Auch im Karneval ist Neises aktiv: 2009 war er an der Seite von Christina Wysocki Trierer Karnevalsprinz, ist weiter Mitglied im Pfalzeler Verein KV Palenzia. "Das macht mir Spaß, da bleibe ich auch dabei", verspricht Neises. Solche Ehrenämter seien ihm "das Allerwichtigste - auch, um die Menschen im Kreis einzubinden".
Dass ihn Humor in der Politik nicht unbedingt weiterbringt, weiß Neises: "Das ist grundsätzlich nichts Lustiges." Dort gelte es, konzentriert über Sachthemen zu streiten und Kompromisse zu finden. Zu seinem wahrscheinlichen Gegner, CDU-Mann Günther Schartz, sagt der Trie rer: "Er ist schon beliebt, aber ich sehe das nicht als Himmelfahrtskommando". Das Parteibuch sei in den kleineren Orten kaum noch wichtig. Er werde Schartz seine "völlig andere Person und Historie" als Mann aus der Wirtschaft entgegensetzen. "Auf Augenhöhe" mit Schartz sei er ja schon - beide messen etwa 1,96 Meter.
Bevor es in den Wahlkampf geht, der parallel zum Bundeswahlkampf laufen wird, muss Neises erst offziell beim Parteitag im April als SPD-Landsratskandidat nominiert werden. "Die SPD hat knapp 1300 Mitglieder im Kreis - die laden wir alle ein." Theoretisch könnten dann noch andere Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen. Neises ist jedoch zuversichtlich: "Ich gehe da jetzt frohen Mutes ran."Extra

Heide von Schütz (Bündnis 90/Die Grünen): "Thomas Neises ist für uns ein Mitbewerber ums Landratsamt. Unser gemeinsames Ziel mit der SPD ist, Landrat Schartz von dem Posten wegzubekommen. Wir werden einen eigenen Kandidaten aufstellen. Wir warten aber noch bis nach dem 22. März, dann ist unsere Mitgliederversammlung." Claus Piedmont (FDP): "Die SPD kann als wichtige politische Partei nicht auftreten, ohne einen Kandidaten aufzustellen. Es freut mich, dass sie Herrn Neises gefunden hat. Wir werden Landrat Schartz unterstützen und keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Das wäre auch vom Wahlkampf her nicht zu leisten. Wir werden aber keinen aktiven Wahlkampf für einen CDU-Kandidaten machen." Hugo Kohl (FWG): "Wir halten uns diesmal zurück und werden keinen eigenen Landratskandidaten aufstellen. Anders wäre das, wenn nur Erstkandidaten ins Rennen gehen würden. Wir werden auch keine Empfehlung aussprechen, weder für Herrn Schartz, noch für Herrn Neises." Bernd Henter (CDU): "Ich kenne Thomas Neises nicht. Die CDU setzt auf Günther Schartz. Er hat gute Arbeit geleistet, die Wähler werden das zu schätzen wissen." cmk/alf

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