(woc) "Es liegt nicht an der Stadtverwaltung und auch nicht am Architekturbüro", versuchte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani bei der am Dienstag eiligst einberufenen Pressekonferenz zu beschwichtigen. Dass der Bau der neuen Tarforster Grundschule sich verzögere, hänge mit der Teuerung im Baugewerbe zusammen. "Wir wollten die Kosten nicht ins Uferlose explodieren lassen", erklärte Kaes-Torchiani.

6,15 Millionen statt 4,9 Millionen Euro Bausumme

Deshalb hätten einige Ausschreibungen aufgehoben und neu konzipiert werden müssen. Zum Beispiel die Fassade: 280 000 Euro waren für diese einkalkuliert. "Die Angebote lagen allerdings alle bei über 400 000 Euro", erklärt Kaes-Torchiani. Man habe sich entschieden, eine billigere Fassade zu bauen - die allerdings mit den entsprechenden Fristen neu ausgeschrieben werden muss. "Und dadurch verschieben sich auch andere Arbeiten", erklärte die Baudezernentin, warum die Schule höchstwahrscheinlich nicht - wie noch vor zwei Wochen von Schuldezernent Ulrich Holkenbrink verkündet (der TV berichtete) - bis zu den Sommerferien fertig werde, und die alte Tarforster Schule das neue Schuljahr nicht im Neubau beginnen kann. "Erst gestern" sei die Erkenntnis gekommen, dass dieser Zeitplan nicht einzuhalten ist.

Doch trotz billigerer Fassade und Kunststoff-Böden statt ursprünglich geplantem Parkett: Die insgesamt um 20 Prozent gestiegenen Preise in der Baubranche und die Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2007 haben die im Jahr 2004 kalkulierten Baupreise in die Höhe schnellen lassen: Statt 4,94 Millionen Euro wird die neue Tarforster Schule 6,15 Millionen kosten. Beim Zuschuss seitens des Landes ist es dagegen bei 1,75 Millionen geblieben.

Weil die für die Entwicklung des Baugebietes vorgesehenen Gelder erschöpft sein dürften, muss die Stadt für die 1,21 Millionen Euro Mehrkosten Schulden machen. Doch die jährliche Neuverschuldung ist auf zehn Millionen Euro gedeckelt, andere Projekte dürften deswegen aufgeschoben werden. "Aber wir haben einen Plan B", erklärte Schuldezernent Holkenbrink. Um die zwei neuen ersten Klassen in der ohnehin aus allen Nähten platzenden alten Tarforster Grundschule unterbringen zu können, werde deren 120 Quadratmeter große Mehrzweckraum in zwei Klassenräume aufgeteilt. Die derzeit einzügige Schule hat in Erwartung des Umzugs in das größere Gebäude zwei erste Klassen mit 27 und 28 Kindern aufgenommen.

Zwar soll die neue Schule noch im Sommer fertigwerden, weil ein Umzug allerdings organisatorisch nur in Ferien machbar sei, wird der Schulbetrieb vom alten ins neue Gebäude erst in den Herbstferien verlegt.