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TRIER-KERNSCHEID. "Mindestens einmal im Jahr werde ich unruhig. Dann muss ich meine Koffer packen und auf Reisen gehen", sagt Hans-Joachim Schrodt. Sieben Jahre lang hat er aus beruflichen Gründen in den 80er- und 90er-Jahren in Indien gelebt. Jetzt, als Lehrer im Ruhestand, bereist er weiterhin viele Länder, pflegt dort Freundschaften und setzt sich für Hilfsbedürftige ein.

Die Liste ist nicht ohne: Indien, Pakistan, Moldawien, Marokko, Rußland. Diese Länder kennt Hans-Joachim Schrodt nicht nur von der Landkarte, sondern war selbst schon über mehrere Wochen oder Monate dort. In Indien, genauer im früheren Madras (heute: Chennai) und in Bangalore, hat der ausgebildete Lehrer sogar insgesamt sieben Jahre lang gelebt. 1986 ließ er sich zum ersten Mal von seinem Schuldienst als Berufsschullehrer für Maschinenbau beurlauben und nahm ein Angebot der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) an. Beraterfunktion in Indien

Zusammen mit seiner Frau Margit (55) brach er nach Indien auf, um dort ein Institut für Lehrmittel an Berufsbildenden Schulen mitaufzubauen. "Das Land ist sehr arm und wir haben die Inder beraten, wie die Gelder der Weltbank, die dieses Projekt finanziert hat, am sinnvollsten eingesetzt werden können", erklärt der 62-Jährige. 1990 mussten die Schrodts dann ihre Zelte im fernen Madras aus persönlichen Gründen wieder abbrechen, doch sieben Jahre später verließen sie erneut für weitere drei Jahre die Heimat in Trier-Kernscheid. "Hätte Indien dann nicht die Atomwaffentests durchgeführt, wären unsere Projekte dort sicher weitergegangen und wir wären wahrscheinlich immer noch dort." Beeindruckt von Land und Leuten und dem Ziel, weiter helfen zu wollen, gründete die Familie dann im Jahr 2000 die Indienhilfe, die heute etwa 60 Mitglieder zählt. Mit dem Spendengeld unterstützen Hans-Joachim Schrodt und seine Frau seither vor allem ein Kinderheim. Doch auch nach seiner Pensionierung im vergangenen Jahr wollte Schrodt weiter reisen und - wenn möglich - Gutes damit verbinden. Deshalb hat er sich dem SeniorExperten Service (SES) aus Bonn angeschlossen und reiste im vergangenen Jahr nach Moldawien, um erneut sein technisches Wissen einzusetzen. Nächsten Monat wird der umtriebige Rentner, der Maschinenbau an der Technischen Hochschule (TH) in Aachen studiert hatte und danach an Berufsbildenden Schulen in Trier und Saarburg unterrichtete, wieder die Koffer packen. Pakistan heißt dann sein Ziel. "In Karatschi werden wir zuerst eine Bedarfsanalyse durchführen und ein Institut bei der Ausbildung von Werkzeugmachern beraten. Danach werde ich Lehrpläne schreiben." Und als sei dies nicht Herausforderung und Abwechslung genug, wird der dreifache Vater nach seiner Rückkehr für den Männer-Gesangsverein Trier-Irsch eine Konzertreise nach Peking planen. Dort hat er seit fünf Jahren den Vorsitz inne und singt einmal die Woche Tenor. Sein größter Wunsch, so Hans- Joachim Schrodt, sei es, irgendwann auch nach Asien zu reisen, um dort "mit dem Fotoapparat Tiger zu jagen. Schließlich muss man immer Träume haben."

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