Familientreffen der Spielleut, Gaukler und Wikinger

Trier · Im Zeichen des Mittelalters hat am Wochenende der Trierer Messepark gestanden. Rund 70 Aussteller, Händler, Musikanten und Handwerker sorgten für Unterhaltung. Bis Sonntagabend rechneten die Veranstalter mit 5000 Besuchern.

Trier. "Man trifft die Familie, wie man unter Mittelalterfreunden sagt", erklärt Hans-Dieter Ulrich in der Messeparkhalle. Tatsächlich: eine Umarmung hier, ein Küsshen für eine edle Tänzerin da. "Du auch hier?", ist eine der oft zu hörenden Fragen. Gekleidet hat sich der Baumholderer als Wikinger. "Eigentlich wäre ich schon tot", überlegt der 62-Jährige. "Wikinger wurden damals nur so um die 40 Jahre alt." Seit 2007 besucht Ulrich mittelalterliche Märkte - mittlerweile sind es um die 30 Märkte im Jahr.
Vorübergehend in eine andere Rolle schlüpfen, dem Alltag entfliehen, sich mit Gleichgesinnten treffen und ein ausgesuchtes Warenangebot finden: Dies dürften bei den meisten Besucher die Beweggründe für einen Gang über den Markt gewesen sein. "Es gibt ja nur gute und ausgesuchte Stände hier", sagt Duftexpertin Klaudia Wiegner aus Nonnweiler. Mit ihren Reinigungs- und Räucherpflanzen, Salben und Gewürzen, die in einem Haushalt des 21. Jahrhunderts eher selten zu finden sind, sorgt sie für eine mittlere Geruchsexplosion.
Überhaupt bieten die Stände einen sensorischen Rundumschlag: Geruchsschwaden deftiger Gerichte umwehen die Besucher, sie fühlen feinste bis grobe Stoffe der angebotenen Kleider, lauschen fremdartigen Klängen und Schwerterklirren. Gezeigt wird historisches Handwerk, zum Beispiel von Strolch, dem Hornschnitzer. Gaukler und die lästernden Musikanten Duivelspack unterhalten die Besucher. Tanzgruppen wie die Trierer Tanzweiber, die eine Mischung von mittelalterlichem und orientalischem Tanz aufführen, sorgen für Stimmung. Ganz genau nehmen es manche Besucher nicht mit der Kleideretikette. Der Spaß am Verkleiden und am Handel steht im Vordergrund. Für Rudi Becker vom Veranstalter "mercatus treveris" ist dennoch Authentizität ganz wichtig. Daher gebe es auch das nordische Lager am Rande des Marktes und einige Vorträge und Workshops. "Das Ambiente ist sehr schön hier", bestätigt Klaudia Wiegner, die gleich darauf alte Bekannte begrüßt - "die Familie" eben. gsb
Extra

Sven Armbrust (42) aus Fell: "Mich reizt es, als Söldner Carl aus Vallis aus dem Alltag heraus in eine andere Rolle zu schlüpfen. Normalerweise bin ich Büroangestellter." Marita Kufs (59) aus Biewer: "Ich finde es beeindruckend, wie hier die Kinder mitmachen. Die Stände sind nett gemacht, abwechslungsreich und wirken authentisch." Birgit Le Blanc aus Heimersheim: "Von den Händlern ist hier die crème de la crème. Ich finde das Ambiente sehr schön." Hans-Dieter Ulrich (62) aus der Verbandsgemeinde Baumholder: "Entspannung und Freude: Deshalb besuche ich Mittelaltermärkte. Im ersten Jahr waren es 13 Märkte. Im Prinzip mag ich Hallenmärkte nicht. Der in Trier ist aber familiär." Umfrage: gsb/TV-Fotos (4): Gabriela Böhm

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