Farbe und Fummel in der Fußgängerzone

TRIER. Berlin macht es zum 25. Mal, Köln seit 13 Jahren. Nun hat Trier nachgezogen. Der erste offizielle "Christopher-Street-Day" brachte am Wochenende Farbe und Fummel in die Fußgängerzone. Mit Flyern warben rund 100 Schwule und Lesben nicht nur um mehr Akzeptanz bei den Passanten, sondern auch bei den Politikern.

 Farbenfrohes Spektakel: Schwule und Lesben machten am Wochenende in der City auf ihre Belange aufmerksam.Foto: Melanie Wollscheid

Farbenfrohes Spektakel: Schwule und Lesben machten am Wochenende in der City auf ihre Belange aufmerksam.Foto: Melanie Wollscheid

Es ist heiß am Pranger. Die Geschäfte haben gerade geschlossen, die Straßen leeren sich, die Terrassen der Cafés sind besetzt. Mitten in dieser Szenerie taucht eine etwas merkwürdig anmutende Gruppe auf: Matrosen, perfekt gestylte Party-Püppchen, die mit ihren hohen Hacken die zwei Meter-Grenze knacken, und viele bunte Luftballons. Aus einem CD-Player tönt stilecht das Lied "YMCA". Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass es sich um keine zu alt geratene Kindergeburtstagsschar handelt."Wir sind überall - Schwule und Lesben in Trier". Dieses Schild macht deutlich, wer hier was veranstaltet. Obwohl die typischen Treffpunkte wie SchMIT-Z , Café Thêatre oder Treff 39 schon längst zu Schmelztiegeln der Homo- und Hetero-Szene avanciert sind, scheint die Akzeptanz auf der Straße nicht so verbreitet wie gewünscht zu sein.Deshalb entschloss sich die SchMIT-Z e.V. zu einer Veranstaltung, die eine größere Öffentlichkeit erreicht. "In den vergangenen Jahren gab es immer mal wieder kleine Aktionen, die nie wirklich Beachtung gefunden haben", erzählt Alex Rollinger.An Beachtung fehlte es diesmal nicht. Die umstehenden Touristen zückten blitzschnell ihre Fotoapparate, um das ungewöhnliche Spektakel zu dokumentieren, und die Terrassenbesucher lasen die knallgelben Flugblätter. "Ich komme aus Köln, da kennt man so was. Die Musik war überraschend leise und insgesamt etwas verhalten", stellt Katrin Bruns fest.Im Vergleich zu den freizügigen Riesenveranstaltungen in New York oder Berlin mutete der Trierer CSD-Day in der Tat etwas schüchtern an. Klamottentechnisch setzte man nicht auf "weniger ist mehr", sondern griff vielfach zu Caprihose und Sneakers (Turnschuhe). Rücksicht auf die Trierer Provinz oder eigene Unsicherheit? Vielleicht beides ein bisschen. Wichtig ist, dass ein Anfang gemacht ist. Beim ersten Mal ist es eben oft ungewohnt - aber mit der Zeit wird es immer besser!

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