Farbenfroher Flickenteppich

Bekannte Titel aus verschiedenen Stücken bietet die Nacht der Musicals. Gut 600 Besucher haben in der Trierer Europahalle einen abwechslungsreichen und teilweise mitreißenden Abend erlebt - einzelne Schwächen inklusive.

Trier. 17 Musicals in drei Stunden - da bleibt nicht viel Zeit, einzutauchen in unterschiedliche Handlungen, Figuren und Musikstilen. Beinahe zwangsläufig muss solch ein Parforceritt durch die Musicalwelt oberflächlich bleiben, wenn nach dem Tanz der Vampire Tarzan die Bühne betritt und Elisabeth auf Dirty Dancing folgt. So entsteht ein bunter Flickenteppich - notdürftig zusammengenäht, aber ohne roten Faden.

Man kann es aber auch positiver ausdrücken: Von vielen Musicals sind es ohnehin nur ein oder zwei Lieder, die jeder im Ohr hat - und genau die gibt es in der Nacht der Musicals zu hören. So bleibt es zwar Patchwork, aber ein ausgesprochen farbenfrohes. Drei Sängerinnen, drei Sänger und vier Tanzpaare wechseln ständig die Kostüme und schlüpfen in verschiedene Rollen. Allerdings - und auch das liegt am Konzept - ist es nicht immer die Idealbesetzung.

Wer sich wundert, dass die gleiche Show am Freitag nicht nur in Trier, sondern auch in Heidenheim aufgeführt wurde, findet schnell die Erklärung: Das Programmheft verzeichnet gut 20 Sänger, wovon jeweils sechs in einer Show auftreten. Herausragend aus dem Trierer Sextett war Stefan Poslovski, der nicht nur als Tarzan brillierte, sondern auch alle weiteren Rollen stimmlich sicher beherrschte. Zum Publikumsliebling avancierte aber Chris Coras als Transvestit der Rocky Horror Show, der anschließend noch seine Späße mit den Gästen im Saal trieb. Unter den Frauen setzte vor allem Sängerin Elvira Maria Kalev Glanzpunkte, sowohl als Elisabeth als auch in Cabaret.

Für eine trotz einzelner Schwächen insgesamt schwungvolle und streckenweise mitreißende Show spendeten die gut 600 Gäste viel Beifall und ließen sich bei der abschließenden Zugabe auch gerne zum Mitmachen beim Time Warp animieren. "Das war abwechslungsreich und hatte richtig Power", urteilte beispielsweise Wilhelm Theisen aus Trier. "Ganz toll" fand es auch Jeanette Franke, ebenfalls aus Trier. Sie ist bekennender Musicalfan und fügt hinzu: "Ich habe schon Karten für Thriller in Köln." Das ist wohl der wichtigste Effekt der Show: Ihre kleinen Häppchen machen Appetit auf das ganze Menü - die kompletten Stücke, bei denen nicht nur einzelne Nummern aufgeführt, sondern ganze Geschichten erzählt werden.

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