Fast die Hälfte der Straßen im Kreis Trier-Saarburg sind sehr schlecht

Trier · Der Zustand der Kreisstraßen hat sich seit 2006 gebessert. Das zeigt eine Untersuchung des Landesbetriebs Mobilität (LBM). Dennoch wird fast die Hälfte des 454 Kilometer langen Straßennetzes im Kreis Trier-Saarburg schlecht bewertet.

Alle fünf Jahre fühlen die Straßenplaner den Kreisstraßen ganz genau auf den Zahn. Der LBM schickt dann ein spezielles Messfahrzeug auf die Reise. Es fährt das komplette 454 Kilometer lange Kreisstraßennetz ab und untersucht das Profil und die Griffigkeit. Und das sehr akribisch. Nicht nur grobe Auffälligkeiten wie Schlaglöcher, Rillen und Flickstellen werden erfasst, die Messgeräte registrieren selbst kleinste Unebenheiten. Die Daten werden dann an ein Ingenieurbüro weitergegeben, das eine Zustandsbewertung vornimmt. Bewertet wird jeder 100-Meter-Abschnitt der Kreisstraßen auf freier Strecke, bei den Ortsdurchfahrten werden 20-Meter-Abschnitte benotet. Das Prinzip ist wie in der Schule: Eins bedeutet sehr gut, fünf sehr schlecht.

Aus den Noten werden der Restwert der Straße und die Restnutzungsdauer abgeleitet. Das hilft dem Kreis als Baulastträger und Zahlmeister bei den Ausbauplanungen. Auch sind die Ergebnisse Grundlage für die Bezuschussung durch Bund oder Land. Unter dem Strich kann man sagen, dass der Zustand der Kreisstraßen bei der jüngsten Messung aus dem Jahr 2011 gegenüber der vorherigen Erhebung aus 2006 besser geworden ist. Waren vor sieben Jahren nur 8,4 Prozent der Kreisstraßen (38 Kilometer) in einem hervorragenden Zustand, so sind es derzeit 16,5 Prozent (71 Kilometer). Die Quote der als mangelhaft eingestuften Straßen (2006: 51,1 Prozent beziehungsweise 231 Kilometer) ging auf 43,4 Prozent (188 Kilometer) zurück. Zwei Drittel aller Kreisstraßen werden schlechter als 3,5 bewertet. Zwischen 2,5 und 3,5 werden sechs Prozent aller Kreisstraßen benotet (26 Kilometer), zwischen 1,5 und 2,5 liegen elf Prozent (49 Kilometer). Im landesweiten Vergleich schneidet der Kreis Trier-Saarburg unterdurchschnittlich ab. Allerdings ist das Kreisstraßennetz auch größer als in den meisten anderen Kreisen.

"Wir holen langsam auf", sagt Kreissprecher Thomas Müller. Im Haushalt für das laufende Jahr hat der Kreis fünf Millionen Euro für Kreisstraßenprojekte vorgesehen (siehe unten). Allerdings ist das teuerste Vorhaben kein Straßenausbau, sondern der Neubau der Saarbrücke in Wiltingen. Zusätzliche 800.000 Euro behält der Kreis in der Hinterhand, um mögliche Winterschäden beheben zu können. "Damit reparieren wir besonders kaputte Straßen, allerdings nur auf freier Strecke und nicht in Ortsdurchfahrten", bemerkt Kreissprecher Müller. Weitere 400.000 Euro stünden für DSK-Maßnahmen im Haushalt bereit. DSK bedeutet, die Straße wird im "Kalteinbauverfahren" nur oberflächlich versiegelt; sie erhält eine neue Deckschicht. Das kostet etwa 30.000 Euro pro Kilometer und geht schnell. Allerdings hält eine so sanierte Fahrbahn nur 15 bis 20 Jahre, während die Lebensdauer einer voll ausgebauten Straße bis zu 60 Jahre betragen kann. Der komplette Neubau einer Straße mit Unterbau und Fahrbahnschichten ist sehr kostspielig: rund 600.000 Euro muss der Kreis für jeden Kilometer hinblättern, wobei das Land in der Regel 70 Prozent übernimmt. Für DSK gibt es keine Förderung aus Mainz.
Mit dem Bestandsausbau gibt es noch eine dritte Sanierungsvariante, und zwar werden in diesem Fall Deck- und Tragschicht erneuert. Kosten hierfür: rund 150.000 Euro pro Kilometer.

Seit 2008 setzt der Kreis verstärkt auf die DSK-Methode, allerdings liegt seit 2012 wieder der Vollausbau im Trend. Der Zustand der Landesstraßen im Kreisgebiet (320 Kilometer Länge) ist im vergangenen Jahr untersucht worden. Ergebnisse liegen laut LBM noch nicht vor; die Auswertung sei noch im Gange.
Meinung

Kosmetik für die Kreisstraßen
Albert Follmann
Die Erhebung aus dem Jahr 2011 will uns weismachen, dass die Kreisstraßen besser geworden sind. Aber diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, denn sie sind teilweise das Ergebnis von kosmetischen Verbesserungen. Denn in den vergangenen Jahren hat der Kreis viele Straßen nur notdürftig saniert, weil wenig Geld da war. Die Oberflächenversiegelung bringt zwar schnell und preiswert viele schöne, neue Fahrbahnkilometer. Aber oft ist es schon nach fünf bis zehn Jahren mit der Herrlichkeit vorbei, weil der Unterbau nach wie vor marode ist.
Dennoch muss man dem Kreis zugute halten, dass er trotz klammer Finanzen bemüht ist, die größten Löcher im Kreisstraßennetz zu stopfen. Das gilt insbesondere für die Ortsdurchfahrten. Es ist auch gut, dass endlich die Wiltinger Brücke realisiert wird. Sie ist seit 2005 baufällig. Mit den drei Millionen Euro, die das kostet, hätte man zwar auch 100 Kilometer Kreisstraßen pflastern können, aber manchmal muss man eben auch mal andere Prioritäten setzen.
a.follmann@volksfreund.de
Extra


Für 2013 sind folgende Baumaßnahmen geplant:

Neue Maßnahmen:
K 77/K78, OD Mertesdorf, 1.390 m, Kosten 1.100.000,-, Bau in 2013/2014K 26 - Lorich - L 43, 2.085 m, Kosten 1.900.000,-, Bau in 2013/2014K 112, Rommelfangen - L 134, 1.010 m, Kosten 550.000,-, Bau in 2013K 1, OD Kersch + freie Strecke, 660 m, Kosten 600.000,-, Bau in 2013K 127, OD Kastel-Staadt, 963 m, Kosten 1.100.000,-, Bau in 2013 / 2014Neubau Saarbrücke Wiltingen, Kosten 3.250.000,-, Bauzeit 2013 - 2015
Der jeweilige Baubeginn für die einzelnen Maßnahmen steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.



Folgende Baumaßnahmen werden aus 2012 fortgesetzt:
K 65, OD MorscheidK 67, OD OsburgK 79, OD Kenn, 2.BAK 68, OD Mandern, 2.BAK 22, OD Kordel, 1. BAK 62, K 63 - LonzenburgAußerdem hat der Trier-Saarburger Kreistag im Dezember beschlossen zusätzlich 800.000 Euro für Ausbaumaßnahmen (freie Strecken, keine Ortsdurchfahrten) sowie weitere 400.000 Euro für oberflächliche Reparaturmaßnahmen bereitzuhalten. Welche Strecken dabei letztlich zum Zug kommen, wird am Ende des Winters in Absprache mit dem LBM Trier entschieden.

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