Ersten Reihen scheint ein Schrecken anzuhaften. Selten füllen sich die vermeintlich besten Plätze, wenn das Haus nicht ausverkauft ist. Die Angst, unfreiwillig ins Bühnengeschehen eingebunden zu werden, ist zu mächtig. Einige mutige Max-Tuch-Theater-Mitglieder trotzen dem Trend. Eine weise Entscheidung. Je näher, desto besser lautet das Motto für die Bühnenshows der Britin Illing, denn nur so kann man die unglaublichen Entgleisungen ihrer Gesichtzüge genießen. Die Frau ist schmerzfrei, wenn es darum geht, sich lächerlich zu machen. Contenance scheint ein Fremdwort für sie zu sein - allerdings nur im Kopfbereich. Ihren Körper hat die Ulknudel stets unter Kontrolle. Ob als Schwanensee-Ballerina, Hip-Hop-Hupfdohle oder Queen Elisabeth herself, ihre Körpersprache ist ausgefeilt bis in die Fingerspitzen. Ihre Augen, Mundwinkel und Lippen entwickeln hingegen immer wieder ein Eigenleben und finden sich in den abstrusesten Grimassen zusammen. Wer Krissie Illing live erlebt, der zögert keine Sekunde, sie zu einer der Königinnen der Comedy zu krönen. Doch auch die echten Royals von der Insel sind der Schauspielerin und Tänzerin nah - oder wohl eher umgekehrt. Mit glitzerndem Diadem in der spießig-toupierten Haarrolle persifliert sie nicht nur den Taschentick der Queen Elisabeth. Unvermittelt reißt sie sich die schicken Klamotten vom Leib und treibt als tanzendes Staatsoberhaupt in Strapsen und Union-Jack-Shirt dem Publikum die Lachtränen in die Augen. Zeit zum Trocknen dieser feuchten Humormeriten bleibt höchstens in der Pause. Solange Krissie Illing über die Bühne fegt, sich wegen des verbrannten Brathühnchens theatralisch auf dem Boden windet oder ihren geliebten Kater wegen zu intensiver Katzenwäsche wiederbeleben muss, stehen die Lachmuskeln ebenso wenig still wie die quirlige Britin: englische Entgleisungen in Perfektion.