Fasziniert vom politischen Superstar

TRIER. (alf) Willy Brandt war nicht nur ein bedeutender Staatsmann, er war auch eine Persönlichkeit, die Künstler fasziniert und inspiriert hat. Bedeutende Brandt-Porträts sind bis zum 28. Februar im Karl-Marx-Haus ausgestellt.

Wer kennt nicht das Foto des Kniefalls in Warschau oder Rainer Fettings markante "Knitter"-Skulptur im Willy-Brandt-Haus? Der SPD-Vorsitzende, Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger stand wie kaum ein anderer deutscher Politiker im Blickfeld der Künstler. Brandt sei mit seiner unerschöpflichen Dynamik, aber auch seiner Zerbrechlichkeit, ein Mann gewesen, der die Herzen der Menschen erreicht habe, sagte Sozialministerin Malu Dreyer am Donnerstagabend im Karl-Marx-Haus. Dort sind mit Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Freundeskreises Willy-Brandt-Haus Bildnisse Brandts von Fotografen, Malern und Bildhauern bis zum 28. Februar ausgestellt. Auch heute noch böten Künstler dem Willy-Brandt-Haus Porträts in der Hoffnung an, dass sie der dortigen Ausstellung einverleibt werden, sagte Klaus Wettig, Geschäftsführer des Freundeskreises. Für die Trierer Ausstellung seien Teile aus dem reichhaltigen Fundus dieser Sammlung zusammengestellt worden, wobei leider das von Andy Warhol angefertigte Porträt des "politischen Superstars" fehle. Popart ist mit einem Wintersberger-Porträt dennoch vertreten, darüber hinaus die kleine Version der überlebensgroß im Willy-Brandt-Haus aufgestellten berühmten Bronzeplastik von Rainer Fetting und zahlreichen Fotografien von Jupp Darchinger bis Herlinde Koebl. Diese zeigen Brandt im Urlaub, auf Parteitagen, im Gespräch mit Journalisten oder auf Reisen. Viel Raum für Interpretationen geben die Serigraphie von Thomas Bayrle und eine Acryl-Collage von Wolfgang Tiemann. Neben dem politischen Wirken war es auch der Mensch Willy Brandt, der andere fasziniert hat. Das zeigt auch eine kleine Umfrage bei Gästen, die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren. Einen weiten Weg aus dem Hochwald nach Trier nahm der Schönberger Peter Kratz auf sich. Er ergatterte bei einem Besuch in Trier ein Autogramm Brandts, der damals gerade aus dem Bundestag ausgeschieden war. "Weil ich nichts anderes dabei hatte, nahm ich das Parteibuch", sagt Kratz und zeigt stolz die Seite mit der Unterschrift. Für Josef Ludwig aus Riol steht fest, dass er ohne die Bafög-Einführung unter Willy Brandt nicht hätte studieren können. Mehr als die Parteizugehörigkeit und die berufliche Zusammenarbeit verband den früheren SPD-Staatssekretär Karl Haehser mit dem charismatischen Staatsmann. Mehrfach besuchte Brandt seinen "Freund Karl" und dessen Frau Anita in Trier.

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