Feiern? Aber sicher!

Zehntausende Besucher feiern am Zurlaubener Ufer das friedlichste und gemütlichste Moselfest seit Jahren. Veranstalter und Polizei machen für den Erfolg vor allem das erstmals angewandte Sicherheitskonzept verantwortlich: Glas und Alkohol dürfen nicht mitgebracht werden.

Trier-Nord. Julia Hector (26) und ihre zwölf Freundinnen aus Osann-Monzel (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Umgebung waren am Samstag stinkesauer: Da waren sie eigens per Schiff nach Trier gefahren, um beim Moselfest den Junggesellinnen-Abschied der künftigen Frau Brenner zu feiern - und wurden, kaum an Land gegangen, des Feldes verwiesen. Das lag nicht an den "Meerjungfrau Arielle"-Outfits, sondern an den mitgeführten Alkohol-Fläschchen. Da die Damen sich nur gegen Bares von Jägermeister, Kleinem Feigling & Co. trennen wollten ("Der Erlös kommt in den Brautschuh"), zeigte Ernst Holzhauser (61) vom Mitveranstalter MGV Zurlauben die Rote Karte. Die wilden 13 zogen in die Altstadt weiter, während eine andere Damenrunde dem Moselfest weitaus mehr abgewinnen konnte. Ingeborg Kind und sechs Kegelschwestern aus Oberndorf/Neckar hatte der jährliche Clubausflug nach Trier verschlagen: "Wir sind begeistert. Es ist traumhaft schön hier", frohlockte das Septett.

Einen solch positiven Eindruck hätten die Oberndorferinnen in den vergangenen Jahren vielleicht nicht gewonnen. Da vermiesten übermäßiger Glasbruch und aggressive Betrunkene die Feststimmung.

Nachts schlägt die Stunde der "Pfandpiraten"



Diesmal zogen die Veranstaltervereine KG Wieweler und MGV Zurlauben die Notbremse und engagierten eine Security-Firma aus Riol, deren Mitarbeiter die Zugänge bewachen und Streife gehen. Resultat: Polizei und Sanitäter sprechen vom friedlichsten Moselfest seit Jahren. An den beiden ersten Tagen sei es "sehr ruhig" zugegangen. Das Sicherheitskonzept sei aufgegangen und, wie DRK-Einsatzleiter Helmut Bonerz (54) glaubt, "ein Modell für die Zukunft". Auch das Müll- und Scherben-Aufkommen liegt weit unter dem sonst "üblichen". Dafür schlägt nachts die große Stunde der "Pfandpiraten": Sie plündern die Container mit den vom Sicherheits-Personal aussortierten Pullen oder machen jenseits der Absperrungen reiche Beute an zurückgelassenem Leergut.

Seinem Ruf als Publikumsmagnet machte das Feuerwerk am Samstag alle Ehre. Zum 15-minütigen Pyrotechnik-Spektakel, dem bislang teuersten der 53-jährigen Fest-Geschichte (mehr als 10 000 Euro) bevölkerten Zehntausende das Moselufer und die Kaiser-Wilhelm-Brücke. "Dafür hat es sich wieder mal gelohnt, hierher zu kommen!", freute sich Ehepaar Birringer aus Oberbilllig. Nicht vermisst hätten sie "die Leute, die rucksackweise Alkohol mitbrächten und dann Randale machten. "Die Ordnung tut dem Moselfest gut", findet Robert Birringer (69). Geht es nach Festkomitee-Sprecher Rüdiger Bechtel (58), wird es diese Ordnung auch 2011 geben: "Es ist noch nicht abschließend besprochen. Aber ich schätze, wir werden am Sicherheitskonzept festhalten." Verständlich: Denn erstmals seit Jahren klagen die Standbetreiber nicht über Umsatz-Rückgang. Das Moselfest dauert noch bis einschließlich heute Abend. Weitere Impressionen vom Fest auf Seite 11.

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