Feiertage und Arbeitstage
Ein Feiertag soll mal wieder gestrichen werden. Der Tag der deutschen Einheit kommt nach der Diskussion der vergangenen Woche nicht mehr in Frage. Gut so. Gleichwohl war mir von Anfang an klar, dass das nur ein Versuchsballon sein sollte.
Und prompt kam der Vorschlag, einen kirchlichen Feiertag zu opfern. Für ein Wachstum von 0,1 Prozent. Auch wenn es schon fast in Vergessenheit geraten ist: Die Evangelische Kirche hat schon vor einigen Jahren auf den Buß- und Bettag verzichten müssen. Komme jetzt keiner auf die Idee, den Pfingstmontag dranzugeben. Wir bemühen uns seit Jahren, diesen Tag zum ökumenischen Feiertag werden zu lassen. Das wäre einmalig. Also sind andere Lösungen gefragt. Es gibt ja nicht nur kirchliche oder staatliche Feiertage, sondern auch "Feier"-Tage, an denen kaum gearbeitet wird: Silvester und Neujahr zum Beispiel, Karneval hier, Schützenfest dort. Wenn wirklich mehr Arbeit notwendig ist, dann gibt es Möglichkeiten - auch abseits von Feiertagsstreichungen. Einige Bundesländer machen zu Recht darauf aufmerksam, dass sie trotz vieler Feiertage eine hohe Produktivität haben. Feiertage streichen, heißt also nicht automatisch Wachstum. Freie Tage und Unterbrechungen im Arbeitsalltag müssen sein. Um nicht alles dem Diktat des Wachstums und dem Zwang zum Sparen zu überlassen. Sonst droht Zwanghaftigkeit statt Freiheit. Kirchliche Feiertage haben den Sinn, dass man zur Ruhe kommen und in sich und seinen Glauben hineinhören kann. Feiertage sind also wichtig für Lebensrhythmus und Lebensqualität. Pfarrer Dr. Jörg Weber, Evangelischer Kirchenkreis Trier, oeffentlichkeitsarbeit@ekkt.de