Feines Gespür, Ruhe und Geduld

Egon Lönartz ist seit 40 Jahren Beamter und Ehrenbeamter. 19 Jahre davon ist er auch als ehrenamtlicher Schiedsmann aktiv. In seinem Bezirk, der die Stadtteile Kürenz, Ruwer und Eitelsbach umfasst, hilft er Streitenden, ihren Disput beizulegen, bevor sie vor Gericht ziehen.

 Schlichten statt richten, das ist die Aufgabe von Schiedsmann Egon Lönartz. TV-Foto: Cordula Fischer

Schlichten statt richten, das ist die Aufgabe von Schiedsmann Egon Lönartz. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier-Kürenz. Es ist nicht unbedingt ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Rechtsempfinden, das Egon Lönartz vor 19 Jahren bewog, sich zum Schiedsmann ausbilden zu lassen. Obwohl er sein Engagement bereits seit 1985 als Schöffe, also ehrenamtlicher Richter, einsetzte. Der ausgebildete Bauingenieur und Bundesbeamte bei der Bahn war und ist vielmehr ein Menschenfreund und verfügt über große Menschenkenntnis. Von Berufs wegen, aber auch durch seine Ortsbeirats- und Gesangsvereins-Mitgliedschaft in Kürenz. Und vor allem dort kennt der 65-Jährige seine Pappenheimer."Am Anfang hatte ich pro Jahr fünf bis sechs Fälle zu bearbeiten, aber das ist immer weniger geworden", sagt Lönartz. Am häufigsten sei es da um Beleidigungen und üble Nachrede gegangen, oftmals zwischen den geschiedenen und neuen Ehefrauen eines Mannes. Ruhe müsse man bewahren, sagt Lönartz, und viel Geduld aufbringen. "Und mit gesundem Menschenverstand kann man viel bewirken", sagt er. Denn seine Aufgabe als Schiedsmann ist es, zu vermitteln, zu schlichten und einen außergerichtlichen Vergleich zu erwirken. "Wenn das nicht gelingt, sind das immer kleine Niederlagen. Und solche Misserfolge haben sich in den vergangenen Jahren leider immer mehr gehäuft." Über die Gründe dafür kann Lönartz nur mutmaßen: "Ich denke, die Menschen sind immer weniger bereit, aufeinander zuzugehen, und sie pochen auf ihr Recht."Außerdem hat Egon Lönartz in seinen wöchentlichen Sprechstunden feststellen müssen, dass immer weniger Menschen die Hilfe von Schiedsleuten in Anspruch nehmen. Zurückzuführen könnte das darauf sein, dass immer mehr Privatleute über eine Rechtsschutzversicherung verfügen und ein Prozess kein unbezahlbares Unterfangen mehr ist. Trotzdem sei das Modell "Schiedsperson" kein Auslaufmodell, ist Lönartz sicher. "Es ist immer noch richtig und wichtig, dass es Schiedsleute gibt, und man sollte ihren Zuständigkeitsbereich eher noch ausbauen, um Gerichte zu entlasten."Auch nach seiner vorzeitigen Pensionierung 1999 hat er sein Ehrenbeamten-Dasein als Schiedsmann beibehalten. Nun denkt der 65-Jährige ans Aufhören. "In drei Wochen werde ich 66 Jahre alt, und ich hatte mir vorgenommen, nach 20 Jahren das Ehrenamt aufzugeben." Seinen Garten, die Obst- und Walnussbaumwiesen pflegen, singen und reisen, steht auf seinem Programm. Ermutigt, weiterzumachen, wurde Lönartz von Jutta Terner, Direktorin des Trierer Amtsgerichts, die ihm die Urkunde zum 40. Dienstjubiläum überreichte. Denn gerade für das Amt einer Schiedsperson sind Menschen wie Egon Lönartz mit einem feinen Gespür, Lebenserfahrung und Menschenkenntnis unverzichtbar.

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