Fenster in die Geschichte der Stadt Trier

TRIER. "Ein Blick in die Geschichte Triers" - so nennt Karin Goethert, stellvertretende Direktorin des Rheinischen Landesmuseums, die Ergebnisse der Sondierungsgrabung am Simeonstiftsplatz. Überlegt wird, ob die gut erhaltenen Funde in die Erweiterung des Museum Simeonstift integriert werden sollen.

Für die Landesausstellung "Konstantin der Große" (Beginn 2007) wird das Museum Simeonstift erweitert. Ein Anbau soll die Ausstellungsfläche des ohnehin aus den Nähten platzenden Museums um 800 Quadratmeter erweitern. Kürzlich begannen Sondierungsgrabungen entlang der Stadtmauer, zwei Grabungslöcher wurden ausgehoben. Mit einem speziellen Fundament könnte dann ein Museums-Anbau geschaffen werden, der die archäologischen Funde nicht zerstört. Die Archäologen ahnten, dass nahe der Porta Nigra in der Erde römische und mittelalterliche Reste der Stadtmauer zu finden sind. "Doch wir waren überrascht, wie gut diese Funde erhalten sind", so Goethert. Interessant sei, dass die Funde einen großen Zeitrahmen umfassen. "Die in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christi erbaute Stadtmauer ist römischen Ursprungs, sie ist über vier Meter breit", erläutert Karin Goethert. Bis zum 12. und 13. Jahrhundert wurde die Mauer jedoch weitgehend zerstört. Im Mittelalter ebnete man die Reste ein und baute die Mauer neu auf. "Dazu verwendeten die Arbeiter sowohl die alten Reste - von den Römern geschlagene Steine - als auch damaliges neues Baumaterial", erklärt die Vize-Chefin des Landesmuseums. So finden sich in dem damals als Gartenland genutzten Areal die Reste beider Epochen. Überrascht sind die Archäologen von einer rechtwinklig angesetzten Mauer. "Über ihre Funktion wissen wir noch nichts, der Versuch, sie als Gartenmauer zu deuten, schlug fehl. Auf jeden Fall ist sie aus dem Mittelalter", erklärt Joachim Hupe, der die Leitung der Grabung neu übernimmt. Die Mauern aus den beiden Epochen geben ein unterschiedliches Erscheinungsbild ab. Auch unterschiedliche Mauertechniken sind gut erkennen. Auffallend ist auch ein quadratischer, gemauerter Sockel im zweiten Grabungsloch. "Vielleicht diente er als Grundlage eines Holzaufbaues, wir wissen es aber noch nicht", so Joachim Hupe. "Spannend an der Grabung ist der große Zeitrahmen und dass man sieht, wie im Mittelalter mit den antiken Resten umgegangen wurde", so Hupe zu seiner neuen Arbeit. Die Grabungen am Simeonstiftplatz gehen weiter. Die Stadtmauer Triers sei etwas ganz Besonderes. In Anbetracht der Größe der Stadt und der mehr als sechs Kilometer langen Mauer sei sie ein Beispiel, das sonst nördlich der Alpen nicht mehr zu finden sei.Öffentliche Präsentation angestrebt

Die Funde sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In welcher Form, ist noch unklar. "Ich wünsche mir, dass die Grabung in das Museum Simeonstift integriert wird", so Oberbürgermeister Helmut Schröer, "Auch wenn das Museum sich nicht auf römische Funde konzentriert hat, passt es dennoch zur Geschichte der Stadt." Ein begehbares Tiefgeschoß im Museums-Anbau, das die Funde offenlegt, ist laut Baudezerent Peter Dietze eine Überlegung wert. Auch die Idee von einem "Fenster in die Geschichte" in Form einer offen zugänglichen Glasscheibe, hinter der die Funde liegen, könne durchaus wörtlich genommen werden. Der Stadtvorstand will sich mit diesen Überlegungen befassen.

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