Ferienkurs: Eine Reise in die deutsche Sprache

Trier · Der zweite Talentcampus der Volkshochschule Trier ist mit einer Feierstunde zu Ende gegangen. Zehn Tage lang lernten 50 Flüchtlingskinder Deutsch und widmeten sich verschiedenen Kunstrichtungen. Das Fazit: Die Grammatik sitzt, und die Motivation steigt.

 Starker Rhythmus: Die Jugendlichen des Talentcampus spielen mit ihren Congas ein Hochzeitslied aus Nigeria. TV-Fotos (2): Manuel Beh

Starker Rhythmus: Die Jugendlichen des Talentcampus spielen mit ihren Congas ein Hochzeitslied aus Nigeria. TV-Fotos (2): Manuel Beh

Foto: Manuel Beh (beh) ("TV-Upload Beh"

Trier. "Wir haben in unserer Gruppe viel Spaß und konnten in den letzten Tagen viel lernen", sagt Monzer Alsayyed (18) aus Syrien. Er ist in diesem Jahr schon das zweite Mal dabei - es habe ihm 2015 so gut gefallen.
Der Talentcampus (siehe Extra) der Volkshochschule Trier (VHS) hat mit einer Feierstunde geendet. Im Trommelstudio Akom La Engel präsentierten die Mädchen und Jungen, was sie in den vergangenen zehn Tagen Neues gelernt haben. Das Motto war "Nach vorne gehen. Zukunft gestalten".
Fabian Lang ist Student und Sprachdozent des Projekts. Er hat einen Kurs für Fortgeschrittene geleitet und zeigt sich sehr zufrieden: "Ich habe mich auf meine Deutschstunden im Vorfeld vorbereitet. Innerhalb von zwei Tagen war alles abgearbeitet. Es war zu einfach. Die Grammatik sitzt bombenfest - einfach toll!", schwärmt er. Seine Schüler tragen Johann Wolfgang Goethes Erlkönig vor. Alle geben sich große Mühe, die schwere altdeutsche Sprache richtig zu betonen - und es klappt. Nur den Schluss haben die Jugendlichen geändert: "Uns war es zu traurig, dass das Kind am Ende stirbt. Wir lassen es nur simulieren, da es am nächsten Tag nicht in die Schule gehen möchte", erläutert Lang schmunzelnd.
Zusammen mit dem Jugendzentrum am Weidengraben und dem Jugendmigrationsdienst Trier hat die VHS 50 Jugendlichen zwischen neun und 18 Jahren die Teilnahme am Kurs ermöglicht. "Wir haben mit 40 Kindern gerechnet. Dass es nun so viele sind, ist für uns eine Bestätigung", sagt Gisela Sauer von der VHS. Morgens lernten die Jugendlichen in Sprachkursen Deutsch. Dazu wurden vier Kurse mit drei unterschiedlichen Niveaus angeboten. Der neunjährige Erfan aus Afghanistan habe in seinem Kurs den Dativ und den Akkusativ gelernt: "Das war einfach", kommentiert er selbstbewusst.
Nachmittags hatten sie dann die Möglichkeit, sich in verschiedenen Projekten unterschiedlichen Kunstrichtungen zu nähern. Es wurden T-Shirts gestaltet, geschnitzt und Graffiti gesprayt. "Ich hatte eigene Motive vorbereitet. Nachdem die Jugendlichen ihre Konzepte ausgearbeitet hatten, konnte ich meine Pläne vergessen. Es ist toll, was alles entstanden ist", erzählt Graffitikünstler Karl Berg. Die Kinder zu motivieren sei dabei nicht schwer gewesen. Dies unterstreicht auch Ija Daubenspeck, bildende Künstlerin aus Waldrach: "In den Heimatländern der Jugendlichen gibt es keinen Kunstunterricht, wie wir ihn kennen. Für sie ist das alles Neuland und natürlich sehr spannend." Mit starken Rhythmen zeigten die Trommler, was sie an den Congas gelernt haben. Bei einem nigerianischen Hochzeitslied forderten sie auch die anderen auf mitzuklatschen. "Für mich war das Trommeln völlig neu. Vielleicht wird die Musik mein neues Hobby", sagt Zaineddin Kanaan (16) aus Syrien.
Als die Schüler ihre Träume vorstellten, wurde es persönlich. Schon die kleinsten Kinder wussten, als was sie später arbeiten wollen. "Ich möchte in Heidelberg Medizin studieren. Dann habe ich eine Familie, ein großes Haus und ein Auto", sagt ein Mädchen. Ein Junge erwidert: "Ich möchte Ingenieur werden. Später will ich nach Syrien zurückkehren und mein Land wieder aufbauen."
Extra

 Aufregender Moment: Die Jugendlichen präsentieren die Träume ihrer persönlichen Zukunft in deutscher Sprache.

Aufregender Moment: Die Jugendlichen präsentieren die Träume ihrer persönlichen Zukunft in deutscher Sprache.

Foto: Manuel Beh (beh) ("TV-Upload Beh"

Der Talentcampus ist ein Projekt des Deutschen Volkshochschulverbandes. Er unterstützt benachteiligte Jugendliche und Flüchtlingskinder zwischen zehn und 18 Jahren und steigt in den Ferien. Seit 2013 ist der Campus Teil des Förderprogramms "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. beh

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