Fernbusse: Der Platzhirsch spürt Konkurrenzdruck - FlixBus bremst das Wachstum des DeLux-Expresses

Trier · Der Fernbus-Verkehr von und nach Trier boomt. Als der Lokführerstreik den Bahnverkehr stilllegte, waren auch die Zusatzbusse ausgebucht. Das Gemeinschaftsangebot von den Stadtwerken Trier und Voyages Emile Weber (Luxemburg) bekommt derweil wachsende Konkurrenz durch das Münchner Unternehmen FlixBus.

Trier. Der Lokführerstreik am vergangenen Wochenende hat die halbe Republik in Stress versetzt. Auch die Anbieter von Fernbussen. Die allerdings verspürten Stress der positiven Art. "Wir mussten kräftige Klimmzüge machen, um der sprunghaft gestiegenen Kundennachfrage gerecht werden zu können", erklärt Frank Birkhäuer, Verkehrs chef der Stadtwerke Trier (SWT) und Geschäftsführer des DeLux-Expresses. Der Kraftakt zur Mobilisierung aller Reserven klappte: Fast 50 Prozent mehr Fahrgäste als an normalen Wochenenden beförderte das Kooperationsprojekt von SWT und dem luxemburgischen Familienunternehmen Voyages Emile Weber.Lieblingsziele: Berlin, Frankfurt


Dabei liegt der DeLux-Express, der seit Sommer 2013 unter der grünen Flagge des deutschen Marktführers MeinFernbus (Berlin) fährt, ohnehin bereits gut im Rennen. Gestartet im März 2012 auf der Strecke Luxemburg-Frankfurt, hat der DeLux- Express bislang rund 175 000 Fahrgäste verbucht - fast zwei Drittel davon auf der Route von und nach Berlin, auf der die grünen Busse mit Luxemburger Kennzeichen seit 16. Oktober 2013 täglich fahren.
Dennoch verkehrt der DeLux-Express noch außerhalb der Gewinnzone. Die schwarze Null zu erreichen, war für Mitte 2015 angepeilt. Ob es bis dahin gelingt, ist mittlerweile fraglich. Denn seit Mitte August hat der Fernbus-Platzhirsch große Konkurrenz. Das Münchner Unternehmen FlixBus fährt ebenfalls von und nach Trier. FlixBus-Pressesprecherin Bettina Engert zieht eine positive Anfangsbilanz: "Unser Einstieg in Trier ist sehr erfolgreich verlaufen." Deshalb habe man nach bereits sechs Wochen außer Frankfurt und Berlin ("Nach wie vor die Favoriten der Trierer") auch das Ruhrgebiet und München in den Fahrplan aufgenommen. Laut Engert ebenfalls mit "so großem Erfolg, dass wir weitere Routen planen". Der Lokführerstreik habe ein Rekordwochenende beschert: "Von und nach Trier haben wir 40 Prozent mehr Kunden befördert als am Wochenende zuvor."
Auswirkung auf das DeLux-Angebot: "Wir haben keine Kunden verloren, spüren aber ein gebremstes Wachstum", sagt Frank Birkhäuer. Ob und wie reagiert wird, steht noch nicht fest. Birkhäuer macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen, ebenfalls weitere Ziele ins Programm aufzunehmen. Doch bislang haben sich weder der SWT-Verwaltungsrat noch der luxemburgische Partner Weber geäußert, wie und ob es dauerhaft mit dem DeLux-Express weitergeht. Birkhäuer rechnet "frühestens im Sommer 2015" mit einer Entscheidung, hat aber trotz aller Ungewissheit eine gute Nachricht für die nahe Zukunft parat: "Wegen der außerordentlich guten Erfahrungen im vergangenen Jahr werden wir auch diesmal zu Weihnachten und Silvester/Neujahr größere Busse einsetzen und zusätzliche Abfahrten anbieten."
In einem Punkt sind sich die Fernbus-Anbieter einig: "Der nächste Bahnstreik kann gerne kommen …"Meinung

Noch ist der Buskunde König
Für die Deutsche Bahn liegt Trier am Allerwertesten der Welt. Für Fernbusbetreiber hingegen ist die Stadt ein Wachstumsmarkt. Wobei das eine aus dem anderen resultiert. Während die Bahn die Region immer mehr vom Fernverkehr abgekoppelt hat und mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember auch die letzten Intercity-Züge auf der Moselstrecke streicht, steigen die Fahrgäste auf Fernbusse um. Die sind weitaus preisgünstiger und bringen den Gast umsteigefrei ans Ziel. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Trier nach Frankfurt oder Berlin "in einem Zug" - das geht schon lange nur per Bus. Die Kundschaft ist derzeit in einer komfortablen Situation. Sie profitiert vom Konkurrenzkampf der Fernbus-Anbieter. Wie lange noch, ist ungewiss. Von den Stadtwerken gibt es noch kein klares Bekenntnis zu dauerhaftem Engagement auf dem Fernbus-Sektor. Steigen sie aus, dürften Mitbewerber ihre Angebote anpassen. Sprich: teurer werden und wenig lukrative Verbindungen streichen. r.morgen@volksfreund.deExtra

Fernbus-Verbindungen von und nach Trier: DeLux-Express/MeinFernbus von/nach Kaiserslautern, Mainz, Frankfurt, Berlin; Flibco von/nach Metz, Luxemburg und Flughafen Hahn ( www.flibco.com ); DeinBus von/nach Freiburg über Saarbrücken ( www.deinbus.de ); FlixBus von/nach Berlin über Wiesbaden und Frankfurt und von/nach Essen und München über Stuttgart, Köln und Düsseldorf ( www.flixbus.de ). rm.

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