Trier Feuerwehren: Wir sind nicht für Corona-Tests zuständig

Trier · Aktion der Landesregierung stößt auf heftige Kritik.

Trier: Feuerwehren: Wir sind nicht für Corona-Tests zuständig
Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der fünfseitige Brief adressiert an die „Damen und Herren Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Landrätinnen und Landräte“ kam am Freitagnachmittag in den Verwaltungen an. Unterschrieben vom rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz, den Vorständen der kommunalen Spitzengremien im Land und dem Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes, Frank Hachemer. In dem Schreiben werden die Kommunen aufgefordert, in allen Landkreisen, kreisfreien Städten und Verbandsgemeinden Testzentren einzurichten, um ein flächendeckendes Schnelltest-Angebot sicherzustellen. Die Landesregierung habe „alle Kräfte“ mobilisiert, um so schnell wie möglich im ganzen Land Testmöglichkeiten zu schaffen, teilte die Staatskanzlei am Freitag mit, als sie das „Testen für Alle“ vorstellte. Zu diesen Kräften, die das Land angeblich mobilisiert hat, zählt die Freiwillige Feuerwehr. Diese soll Testzentren betreiben und Personal dafür stellen.

Das wiederum hat jedoch am Wochenende für zum Teil großen Unmut bei den Wehren geführt. „Zu keinem Zeitpunkt wurden wir befragt oder um unsere Meinung gebeten, ob wir einem solchen Ansinnen zustimmen oder unsere Unterstützung zusagen“, kritisiert etwa der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes des Eifelkreises Bitburg-Prüm, Oliver Thömmes. „Wir in den Feuerwehren sind stets bereit zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Wir sind aber auch eine Freiwilligenorganisation die für sich ein Mitspracherecht in Anspruch nimmt“, schreibt er auf der Facebook-Seite des Verbandes. Dieses Mitspracherecht sei durch das auch vom Landesfeuerwehrverband mit unterzeichnete Anschreiben „in vielfältiger Weise missachtet“.

Zustimmung erhält Thömmes unter anderem von den Landräten aus dem Eifelkreis und der Vulkaneifel. „Sicher bekommen wir als Landkreis auch die flächendeckenden Bevölkerungstests hin, wir sind als Kreisverwaltung mit den Hilfsorganisationen und den Gesundheitsdiensten bestens vorbereitet, die uns gestellten Aufgaben zu bewältigen. Aber dann sollte man uns auch diese Aufgabe in der Organisation überlassen“, schreibt der Bitburg-Prümer Landrat Joachim Streit (Freie Wähler) auf Facebook. Er macht aus seinem Groll auf die Landesregierung keinen Hehl. Am Freitagnachmittag um 16.15 Uhr habe er ohne Ankündigung eine Mail des Gesundheitsministeriums erhalten, dass der Kreis die Corona-Testzentren wieder aktivieren sollte, „um kostenlose Schnelltests wohnortnah der Bevölkerung ab dem 1.3. anzubieten“. Nach einem Jahr „Pandemie und Krisenmodus“, sei „der Befehl  wieder an einem Freitagnachmittag“ gekommen, kritisiert Streit. Sein Kollege aus Daun, Heinz-Peter Thiel, wird noch deutlicher: „Unsere Freiwilligen Feuerwehren sind nicht für Schnelltests oder ähnliches in der Pandemie-Lage vorgesehen. Hier reicht das private Angebot in Arztpraxen, durch Apotheken, in Fieber- und Corona-Ambulanzen.“

Der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes kann den Ärger bei den Feuerwehren verstehen. Auch er sehe den von ihm unterzeichneten Brief kritisch, sagt Hachemer unserer Zeitung. Es gehe, anders als von den Feuerwehren dargestellt, nicht darum, in jeder Feuerwache ein Testzentrum aufzubauen. Er habe im Vorfeld das Innenministerium auch darauf hingewiesen, dass das Schreiben missverständlich formuliert sei. Gleichzeitig hat der Verband selbst am Samstag auf seiner Facebook-Seite einen Aufruf gestartet: „Jetzt werden die Feuerwehren gebraucht!“ mit Verweis auf die Testzentren.

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