Feuerwerk der Gefühle

Wenn Mark Selby die Bühne betritt, kocht die Stimmung im Saal: Brillant an der Gitarre, eine ausdrucksstarke Stimme - und vor allem eines hat der Mann aus Tennessee: Leidenschaft. Wie spielt ein Musiker ein perfektes Konzert? Marc Selby hat es in Freudenburg vorgemacht.

Freudenburg. Davon träumen viele: Ein ausverkaufter Saal, die Carnegie Hall vielleicht oder die Kölnarena. Und ein begeistertes Publikum, das die Leistung des Künstlers zu würdigen weiß. Und dazu noch eine fehlerfreie Vorstellung, technisch brillant und mit einer Ausdruckskraft, die ihre Grenze nicht schon an der Bühnenkante findet. Alles das hatte Mark Selby. Nicht in der Carnegie Hall, nicht in der Kölnarena - sondern im Freudenburger Ducsaal. Vor rund 100 Zuschauern liefert der Gitarrist und Sänger aus Nashville in den USA eine Vorstellung ab, die in jedem Punkt hohes Lob verdient hat. Selby beherrscht sein Arbeitsgerät nicht nur absolut perfekt und arbeitet sich virtuos quer durch die Gitarrenbünde, auch beweist er mit seiner Songauswahl Taktgefühl: Mal laut und rockig, mit wummerndem Beat im Hintergrund, mal ganz allein mit der Gitarre auf der Suche nach Melancholie. Sein Repertoire umfasst die Werke aller seiner bislang erschienenen Studioalben, außerdem sind Kompositionen für andere Künstler dabei, etwa "Blue on Black", das Selby für den Gitarristen Kenny Wayne Shepherd geschrieben hat. Auch Stücke von seinem neuesten Album "Nine Pound Hammer" sind dabei: "Baby I do" kommt mit einem knackigen Arrangement daher, und "Guitar in the rain" versprüht mit seiner eingängigen Melodie seinen ganz eigenen Charme.

Das Erfolgsgeheimnis des Musikers



Was ist das Erfolgsgeheimnis des Mark Selby? Da ist zum einen die Komposition: Seine Lieder sind simpel genug, um sich tief ins Gedächtnis einzugraben, und sie sind anspruchsvoll genug, um eben nicht simpel zu klingen. Gezielt setzt Selby seine Gitarre ein, findet mit traumwandlerischer Sicherheit immer das perfekte Timing. Kurzum: die Qualität stimmt.

Und dann ist da die andere Seite: die Präsentation. Wenn Selby spielt, weiß der Zuschauer, dass er da vor einem Mann steht, der seine Berufung gefunden hat. Mit unglaublicher Selbstsicherheit spornt der Gitarrist seine Musikerkollegen zu Höchstleistungen an, wagt wilde Soli mit seinem Bassisten, ohne aber die Bodenhaftung zu verlieren.

Viele Emotionen, aber keine Arroganz



Viele Emotionen stecken in diesem Musiker, doch keine Spur von Arroganz. Trotz seiner Brillanz behält Selby großen Respekt vor seinen Musikern und vor dem Publikum. "Das Spielen auf der Bühne ist für mich fast eine spirituelle Erfahrung, man erhält viel Energie vom Publikum, aber auch von den Kollegen", sagt Selby auf die Frage, ob eine Tournee nicht irgendwann nur noch zur Routine wird. "Und ich spiele nur die Lieder, die mir wirklich gefallen, hinter denen ich hundertprozentig stehe." Diese Einstellung spürt das Publikum - und fordert so energisch Zugaben ein, dass man Angst haben muss, dass die massive Einrichtung des Ducsaals so viel Begeisterung nicht aushält. Am Ende hat sie doch standgehalten - ob man das von einer Carnegie Hall auch behaupten könnte?

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