Feyener gehasst, aber einen geheiratet - Trierer Paar feiert diamantene Hochzeit und erzählt von früher

Trier · Gegensätze ziehen sich an - und halten manchmal sogar 60 Jahre zusammen: die Herrigs in Trier-Feyen haben kürzlich diamantene Hochzeit gefeiert. Dabei sah es zuerst gar nicht nach Heiraten aus.

 Helmut und Mathilde Herrig (hier mit Ortsvorsteher Rainer Lehnart) sind 60 Jahre verheiratet und ein glückliches Paar. Heute wie damals. TV-Fotos (2): Lisanne Dornoff

Helmut und Mathilde Herrig (hier mit Ortsvorsteher Rainer Lehnart) sind 60 Jahre verheiratet und ein glückliches Paar. Heute wie damals. TV-Fotos (2): Lisanne Dornoff

Foto: (h_st )

Trier. Auf jede geschlossene Ehe kommen jährlich 0,4 Scheidungen. Die Chance auf eine glückliche Ehe liegt statistisch seit Jahrzehnten schon nur bei fifty-fifty. Dass man bei diesen Zahlen 60 Ehejahre erfolgreich hinter sich bringt, mit Kindern und zahlreichen Enkeln, gleicht einem Kunststück. Mathilde und Helmut Herrig vom Irscher Hof haben haben das geschafft. Die beiden Senioren, 78 und 82 Jahre alt, leben schon seit vielen Jahrzehnten in Trier-Feyen.

Helmut Herrigs Familie war eine der Ersten im Irscher Hof, damals, als die Häuser noch an die Bewohner verlost wurden und jedes Haus über einen angrenzenden Hühnerstall verfügte. Zum Fest der diamantenen Hochzeit wird auf dem Küchentisch Sekt ausgeschenkt, auf dem Helmut Herrig 82 Jahre zuvor das Licht der Welt erblickte.Ein Satz verändert alles

 Vor 60 Jahren: das Hochzeitsbild der Herrigs.

Vor 60 Jahren: das Hochzeitsbild der Herrigs.

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Die Liebesgeschichte zwischen den Herrigs begann alles andere als vielversprechend: Helmut, ein Feyner, und Mathilde, eine Heiligkreuzerin, hatten eine gemeinsame Freundin. Wenn Mathilde bei ihr war, frage Helmut vorsichtshalber "Ist das Mädchen da?" Wenn dem so war, traute er sich nicht hinein, erzählen die beide am Festtag. Andersherum verhielt es sich aber genauso. Als die Feyner Schule nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört war, mussten die Schüler stattdessen zur Heiligkreuzer Schule gehen. Mathilde erinnert sich an die verwirrte, enge Zeit zurück und gesteht schmunzelnd: "Ich habe die gehasst, die Feyener - und später einen geheiratet." Für Mathilde stand, wenn sie mit ihren Jugendfreuden tratschte, außerdem immer fest: "Ich will keinen Anstreicher." Ihr späterer Ehemann aber war genau das von Beruf und arbeitete 30 Jahre lang bei der Firma Hött in der Zurmainerstraße.

Mehr Umwege und Missverständnisse kann es also kaum geben. Eines Tages, als Mathilde wieder bei ihrer Freundin zu Besuch war, ergriff Helmut dann doch die Initiative. Als es um den Heimweg ging, nahm er sie mit den Worten "Das Mädchen geht bei mich" auf dem Fahrrad mit. Mathilde saß vorne am Lenker - und ergriff dann auch im weiteren Leben die Führung. Ein Satz hatte ihr ganzes Leben verändert.

Zwei Jahre darauf folgte die Hochzeit, 1956, in der St. Matthias Kirche in Feyen. Dann, wieder zwei Jahre später, wurde das erste Kind, ein Mädchen, geboren und ein Jahr darauf das zweite.
"Wir haben's mit zwei Jahr", bemerkt Mathilde treffend. Bei zwei Kindern blieb es. Die eine Tochter lebt mittlerweile in Tübingen, die andere ist in Trier geblieben. Insgesamt hat das Ehepaar sechs Enkel, der älteste ist bereits 31 Jahre alt.

Doch nicht nur in der Lebensgeschichte, sondern auch im Verhalten könnten die Herrigs eigentlich nicht gegensätzlicher sein: Sie ist die aktive, die gerne viel erzählt. Er hingegen ist der ruhigere der beiden, der aber auch gerne mal eine Anekdote aus vergangener Zeit zum Besten gibt und sonst seiner Frau das Reden überlässt. Gegensätze ziehen sich eben an. Seit die linke Körperseite ihres Mannes durch einen Schlaganfall vor 29 Jahren gelähmt ist, kümmert sich seine Frau jeden Tag um ihn.

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