FH-Studenten streiten über neue Internetseite

Trier · Diskussionsstoff im Netz bietet derzeit die Neugestaltung des Internetauftritts der Fachhochschule Trier. Ideen sollen nicht nur von Studenten, sondern auch von einer externen Plattform kommen. Die FH wehrt sich gegen die Kritik.

Trier. Die Kommentarfunktion läuft heiß auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken. Studenten des Fachs Kommunikationsdesign an der Fachhochschule (FH)´ Trier diskutieren die Ausschreibung zur neuen Gestaltung des Onlineauftritts der FH. Die wird unter anderem extern über die Plattform 12designer.com gesucht, bei der über sogenanntes Crowdsourcing die besten Entwürfe aus der Internetgemeinde ausgewählt werden (siehe Extra). Die vielversprechendste Idee soll mit 600 Euro honoriert werden.
"Es ist wirklich unfassbar, wie eine Hochschule dieser Art die eigene Branche mit Füßen tritt", kommentiert der Nutzer Jan im Blog designtagebuch.de. Seine Kritik konzentriert sich dabei auf zwei Punkte. Zum einen wird die Frage aufgeworfen, warum die hauseigenen Designstudenten nicht selbst die Überarbeitung der FH-Internetseite übernehmen dürfen. Zum anderen werfen die Nutzer der Hochschulleitung vor, durch Crowdsourcing Design zu Niedrigpreisen zu unterstützen, wodurch bei den selbstständigen Anbietern der Branche finanzielle Nachteile entständen.
Den Stein ins Rollen brachte der selbstständige Designer Achim Schaffrinna, der an der FH in Hannover studiert hat. Er betreibt die Internetseite designtagebuch.de und hat am Freitag ein offenes Schreiben an die Hochschulleitung der FH Trier auf seiner Seite online gestellt. Als er die externe Ausschreibung im Internet entdeckte, beschloss er, die Netzgemeinde auf den Sachverhalt aufmerksam zu machen. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
Nutzerin Vroni unterstützt die Kritik und weist Schaffrinna darauf hin: "Hoffentlich hast du vorher dort angerufen und dir ein Statement der Verantwortlichen eingeholt. Und deinen Brief direkt an die Angesprochenen in Papierform versendet." Beides hat Schaffrinna bewusst nicht getan. "Es wäre schade, wenn nur ein Dialog zwischen mir und den Professoren stattfinden würde", rechtfertigt er sein Vorgehen.
Auf TV-Anfrage bei der FH Trier wird deutlich, dass die Hochschule eine andere Sicht der Dinge hat. Parallel zur externen Ausschreibung hat sie einen internen Wettbewerb für Studierende auf ihrer Internetseite gestartet. Bis Mitte Juni können hier Entwürfe eingereicht werden, die insgesamt mit 900 Euro vergütet werden. Die Honorierung beschreibt FH-Vizepräsident Professor Axel Kihm als angemessen und in der Branche "üblich", wobei die Zeitinvestition hier überschaubar sei. "Es geht wirklich nur um eine Idee", betont er. Die Entwürfe würden erst in der zweiten Phase des Projekts von Profis unter anderen Bedingungen umgesetzt. Die Einbeziehung von Crowdsourcing sieht die Hochschule als Chance, mehr gute Ideen zusammenzubringen.
Auf die Kritik aus dem Netz ist Kihm nur durch Zufall gestoßen. Die Hinweise findet er generell gut, hält aber die Art und Weise der Kommunikation für schwierig. Ausführlich Stellung beziehen will die FH erst, wenn ihr offiziell ein Schreiben zukommt. Gestern lag ihr noch kein Brief vor. Nach Aussage des Webdesigners ist die Post an die FH aber mittlerweile auf dem Weg.Meinung

Kommunikation erwünscht!
Keine Frage: Wenn es um die Gestaltung der neuen Internetseite geht, sollten die Experten vor Ort ran. Die Studierenden würden jede Menge Praxiserfahrung sammeln, die FH würde die Fäden in der Hand behalten und dabei auch noch Geld sparen. Doch um zusammenzuarbeiten, müssen sich alle Beteiligten erst mal auf eine gemeinsame Form der Kommunikation einigen. Niemandem ist geholfen, wenn über das Netz mit Kritik vorangeprescht wird, ohne sich vorher mit den Verantwortlichen auseinanderzusetzen. Auch die Leitung hätte sich im Vorfeld mehr um die Meinung ihrer Jungdesigner bemühen können. Also: erst reden, dann machen. m.fromm@volksfreund.deExtra

Crowdsourcing: Der englische Begriff des Crowdsourcing beschreibt Inhalte, die durch einzelne Beiträge von vielen Menschen, also der Masse, entstehen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der Nutzung von "Schwarmintelligenz". Auch Plattformen im Internet nutzen diese Arbeitsteilung. Das bekannteste Beispiel ist das Lexikon Wikipedia, zu dem jeder eigene Beiträge erstellen kann. In die Kritik gerät das Konzept, wenn es von Unternehmen allein zur Kosteneinsparung genutzt wird. maf

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