Finanzielle Probleme, wichtige Bauarbeiten: Existenz des Trierer Tierheims bedroht

Trier-Zewen · Bisher konnte sich der Tierschutzverein, der das Tierheim in Zewen betreibt, durch Spenden und Erbschaften finanzieren. Nun stehen wichtige Investitionen an - doch das Geld dafür fehlt. Die Vereinsvorsitzende sieht den Tierschutzverein gar in seiner Existenz bedroht. Es fehlen jährlich 250 000 Euro.

Finanzielle Probleme, wichtige Bauarbeiten: Existenz des Trierer Tierheims bedroht
Foto: (h_st )

Die Liste der Baumängel im Trierer Tierheim ist lang: In die Hundehäuser regnet es hinein, sie sind voller Moos. Die möglichen Kosten für die Erneuerung betragen 150 000 Euro. In den Zwingern sind teilweise Fliesen herausgebrochen, so dass sich die Tiere verletzen könnten. Außerdem sind die Türen durchgefault und müssen erneuert werden. Doch nicht nur zur Beseitigung dieser Baumängel ist Geld nötig: Bei den Hunden werden neue Zäune gebraucht. Kostenpunkt: 30 000 Euro. Für die Katzen ist eine Quarantäneanlage notwendig. Die provisorische liegt direkt neben der Hundeanlage, so dass die Katzen durch das laute Bellen der Hunde erschreckt werden. Teilweise werden die Katzen deswegen sogar aggressiv und greifen Tierpfleger an. Die geschätzten Kosten für die Katzenquarantäne liegen bei 150 000 Euro. Die Kosten sind deswegen so hoch, weil es viele Auflagen seitens des Amtsveterinäres für eine solche Anlage gibt.

Sonja Müller, Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins, der das Tierheim betreibt, schlägt Alarm: "Es darf niemals so weit kommen, dass wir Insolvenz anmelden müssen. Schließlich ist der Tierschutz als Staatsziel in Artikel 20a des Grundgesetzes verankert." Sie möchte die unsichere finanzielle Situation des Tierschutzvereins künftig auf eine solide Basis bringen. Schließlich gilt es nicht nur, die Investitionen zu bezahlen. Auch die laufenden Kosten wie Löhne, Tierarztrechnungen, Reparaturen und Energiekosten müssen gezahlt werden. Müller: "Die Spenden und Erbschaften sind eigentlich für die Investitionen gedacht. Es kann nicht sein, dass wir die laufenden Kosten damit bezahlen müssen." Außerdem sei die Bereitschaft der Menschen, zu spenden oder Geld zu vererben, rückläufig. Auch die ehrenamtliche Hilfe werde immer weniger. Das seien alles Faktoren, die die Zukunft noch unberechenbarer machen würden.
Stadt erhöht Zuschüsse nicht


Die Stadt Trier kann laut eigener Aussage ihre Zuschüsse nicht erhöhen. Auf TV-Anfrage stellt Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt, klar: "Aufgrund der defizitären Haushaltslage der Stadt Trier sehen wir uns nicht in der Lage, diese freiwilligen Ausgaben zu erhöhen." Im vergangenen Haushaltsjahr habe die Stadt an den Tierschutzverein knapp 52 000 Euro gezahlt. Diese Summe setzt sich aus einem freiwilligen Zuschuss von 38 000 Euro zusammen, dazu kommt Geld, das dem Tierschutzverein indirekt zugutekommt: So hat der Verein Freunde herrenloser Katzen 1950 Euro erhalten. Für den Transport von Fundtieren wurden 11 000 Euro an die Berufsfeuerwehr gezahlt und an den Eigentümer des Tierheims mehr als 9000 Euro. Der Tierschutzverein kann damit in dem Objekt mietfrei wohnen.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe möchte im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen: "Ich bin unter anderem selbst Hundebesitzer und unterstütze die Anliegen des Tierschutzvereins, der für die Stadt von großer Bedeutung ist. Ich schätze das Engagement der Vereinsmitglieder. Die Stadt wird die Rechnungen für tierärztliche Behandlung der Fundtiere im Rahmen der Pflichtaufgaben weiterhin übernehmen." Im aktuellen Haushaltsjahr hat die Stadt 40 000 Euro für den Tierschutzverein vorgesehen. Außerdem werden der Verein Freunde herrenloser Katzen unterstützt sowie der Fundtiertransport und Tierarztkosten für die gefundenen Tiere übernommen.

Doch das Geld von der Stadt reicht keinesfalls, sagt Sonja Müller: Die laufenden Kosten betragen laut Vereinschefin 450 000 Euro. Abzüglich der Einnahmen wie Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Erbschaften und Festen bleiben noch 230 000 Euro übrig. "Unser Anliegen ist es, von der Stadt, dem Land und den Gemeinden eine feste Summe von jährlich 250 000 Euro zu bekommen, so dass wir überleben können", sagt sie.

Dabei weist sie auf die zehn Mitarbeiter, die ungefähr 200 Tiere, 1800 Mitglieder und ehrenamtlichen Helfer hin, die von der Zukunft des Tierheims abhängig sind. "Besonders der Mindestlohn macht uns zu schaffen. Wir haben mehr als 1000 Euro Mehrkosten monatlich beim Personal", gibt Müller zu bedenken. Auch wären unvorhergesehene Ereignisse wie Epidemien in der momentanen Situation das finanzielle Ende des Tierschutzvereins. Müller möchte hartnäckig für die Zukunft des Tierheims kämpfen. Deshalb hat sie für Samstag Parteivertreter aus dem Trierer Stadtrat eingeladen, um ihnen die Situation vor Ort zu zeigen. "Ich hoffe, dass sie uns helfen können."Meinung

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Tierschutz ist ein Muss
Der berühmte indische Unabhängigkeitskämpfer Mahatma Gandhi stellte einst fest: "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt." Mit diesem Zitat ist die Bedeutung des Tierschutzvereins für die Region treffend beschrieben. Geht der Tierschutzverein pleite, ist das ein moralisches Armutszeugnis. Denn ohne Tierschutzverein wird es auch kein Tierheim geben. Ohne Tierheim sehen herumstreunende oder ausgesetzte Hunde und Katzen dem Tod entgegen. Das darf nicht passieren. j.wagner@volksfreund.de

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