Firmenstreit legt Internet lahm

Schweich · Seit Tagen streiten sich die Internet-Anbieter Paracom und Wireless-IT-Systems um Besitzverhältnisse der Funkinfrastruktur. Sendestationen sollen sabotiert worden sein. Die Folge: Kunden im Raum Schweich, darunter viele Unternehmen, haben kein Internet und erhebliche finanzielle Ausfälle.

Schweich/Pölich. Eric Schmitt, Leiter des Altenheims in Pölich mit rund 100 Mitarbeitern, ist stinksauer. "Seit Freitag können wir keine E-Mails mehr empfangen, und die Buchhaltung steht still." Der Grund: Die Firmen Paracom und Wirelesss IT Systems streiten sich um Besitzverhältnisse. Es gibt Behauptungen, dass Sendestationen sabotiert worden sein sollen.

Kunden konnten den Streit seit Tagen durch Briefe, denen teilweise Anwaltsschreiben und Verträge anhingen und die unserer Zeitung vorliegen, verfolgen. Darin behaupten beide Firmen, Eigentümer der Funk infrastrukturen zu sein.

Vor etwa fünf Jahren hatte die Firma Paracom in der Verbandsgemeinde Schweich, in den Gemeinden Klüsserath, Ensch, Schleich und Pölich, ein Funknetz aufgebaut, um einen schnellen Internet-Zugang zu ermöglichen. Das berichtet Frank Hömme. Er hatte sich damals als Ortsbürgermeister von Pölich sowie als Chef eines Planungsbüros für Regional- und Umweltentwicklung für den Ausbau mit eingesetzt.

Verbandsgemeinde vermietet Speicher



Später wurde das Netz weiter ausgebaut und eine Anbindung über einen Funkmast auf dem Verwaltungsgebäude des Rathauses in Schweich realisiert. "Wir haben der Firma Paracom unseren Speicher vermietet, damit sie dort die notwendige Technik für die Funkinfrastruktur aufbauen konnte", sagt Wolfgang Deutsch, Büroleiter der Verbandsgemeindeverwaltung (VGV) Schweich. Man habe den Bürgern ein schnelles Internet ermöglichen wollen.

"Die Qualität der Internetverbindung war zufriedenstellend", resümiert Hömme. Im Laufe des vergangenen Jahres sei in den Abrechnungen zum ersten Mal der Firmenname Wireless IT Systems aufgetaucht. "Später lief der Kundenkontakt vollständig über die Wireless IT Systems." Seit Mitte September diesen Jahres hätten beide Firmen plötzlich Konflikte per E-Mail-Verkehr ausgetragen.

Der Höhepunkt war vergangene Woche erreicht: "Es kam zu einem Netzausfall, und die Wireless IT Systems teilte mir in einem Telefongespräch mit, die Firma Paracom hätte die Internetverbindungen sabotiert", berichtet Hömme. Weiter behaupten beide Firmen in Briefen, Besitzer der Funkinfrastruktur zu sein, und warnen vor Abbuchungen seitens der jeweils anderen Firma. Seit Freitag ist das Internet in den betroffenen Gemeinden vollständig lahmgelegt.

"Es ist vollkommen offen, wann die Internetdienstleistungen wiederhergestellt sind", sagt Hömme. Den Schaden, den sein Planungsbüro durch den Internetausfall erlitten habe, liege schon im kleinen fünfstelligen Bereich.

Auch der Schweicher Verbandsgemeinde-Verwaltung sind die Hände gebunden. "Wir sehen uns außerstande, die extrem verworrenen privatrechtlichen Ansprüche und Nichtansprüche zu klären", sagt Deutsch. Die VGV halte sich an den Mietvertrag mit der Firma Paracom, "einigen müssen sich die Streithähne".

Die Ansprechpartner der beiden Firmen waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. "Es ist unglaublich, dass ein Streit auf dem Rücken der Kunden ausgetragen wird", sagen sowohl Hömme als auch Altenheim-Leiter Schmitt. Hömme prüft eine Schadensersatzklage. EXTRA Was können die Kunden tun? Nach Auskunft der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz muss der Verdienstausfall in Fällen, wo der Internetzugang nicht funktioniert, nachgewiesen werden. Bei Privatkunden sei es schwieriger, einen finanziellen Schaden geltend zu machen. Hier bestehe allenfalls Anspruch auf Minderung der monatlichen Entgeltzahlungen, wenn Ausfallzeiten nachgewiesen werden können. Ein Anspruch auf 100-prozentige Leistung bestehe meist nicht. Auf jeden Fall sollte immer ein Blick in den Vertrag und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen geworfen werden. (alf)

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