Fischers Maathes: Sterben, um zu leben

Er ist der prominenteste Karnevals-Aussteiger der Session: Nach 25 Jahren beendet Helmut Haag seine Aktiven-Karriere bei der KG Heuschreck. Mit Haag verlässt die Kult-Figur Fischers Maathes die Bütt.

Trier. Der richtige Matthias Fischer beendete sein Leben auf tragische Weise: Er erhängte sich 56-jährig in der Nacht zum Fastnachtsdienstag 1879. Das Ende von Fischers Maathes in der Heuschreck-Bütt verläuft vergleichsweise unspektakulär: Einmal noch, in der letzten Sitzung der Session am kommenden Samstag, verkörpert Helmut Haag d i e Identifikationsfigur der Trierer Wesens-Art und nimmt die Kommunalpolitik aufs Korn "Und ich fahre im Rosenmontagszug mit. Aber dann höre ich auf als Heuschreck-Aktiver. Freiwillig und ohne großes Trara", kündigt Haag an; "Ich bekomme das alles zeitlich nicht mehr unter einen Hut. Der Karneval vereinnahmt mich völlig."Anders ausgedrückt: Fischers Maathes muss sterben, damit er (weiter-) leben kann. Denn in die Rolle des schon zu Lebzeiten legendären Erz-Originals will der 44-Jährige weiterhin schlüpfen und sie "kulturell anspruchsvoll herausarbeiten. Dazu muss ich raus aus dem tradierten Jahresmuster". Das nahm den freiberuflichen Unternehmensberater alle Jahre wieder ab Spätsommer völlig in "heuschrecklichen Beschlag" und gipfelte am vergangenen Samstag in einer regelrechten "Umzieh-Orgie": Beim Pfarrei-Karneval im heimatlichen Heiligkreuz und in St. Valerius (Feyen) trat er als Fischers Maathes auf, dann chauffierte ihn Gattin Susanne schnurstracks zur Europahalle, "wo ich für meine diversen Parts im Heuschreck-Chor und natürlich als Maathes pausenlos die Klamotten wechseln musste". Künftig soll der Tapetenwechsel im Vordergrund stehen. Haag will öfter als bisher an Mundart-Stammtischen teilnehmen, sein "Trierer Schmunzelabend"-Soloprogramm ausbauen, mehr schreiben - und sich "gebührend dem Fischers Maathes widmen und ihn vielleicht in einem Theaterstück zu Ehren kommen lassen".Beim Heuschreck geht eine Ära zu Ende. Haag trat, gefördert von seinem Mentor Werner Becker (1922 bis 2003), seit 1983 regelmäßig in den Sitzungen von Triers größter und ältester Karnevalsgesellschaft auf. Den Fischers Maathes spielte er erstmals 1999, seit 2001 verfasst er die Texte selbst. Nach einem Vierteljahrhundert aufzuhören, sei "ein guter Zeitpunkt". Könnte nicht jemand anders die Paraderolle in der Heuschreck-Bütt übernehmen? "Das halte ich für ausgeschlossen. Damit würde sich der Verein keinen Gefallen tun", sagt Haag und erzählt, dass er schon einmal auf einer Autobahnraststätte in Reims von einem ihm unbekannten Trierer als "O hei, de Fischers Maathes" angesprochen worden sei. Für nicht ganz ausgeschlossen hält es Helmut Haag, "in fünf oder zehn Jahren" doch wieder den Maathes beim Heuschreck zu geben: "An mir sollte ein Comeback zu gegebener Zeit nicht scheitern. Ich beabsichtigte nicht so zu enden, wie der richtige Fischers Maathes."

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