Infrastruktur Wenn der Raum neu geordnet wird – Geplanter Gewerbepark Mehring schrumpft

Schweich/Mehring · Ein Planungsbüro hat dem Verbandsgemeinderat Schweich die vorläufige Lösung für das neue Gewerbegebiet vorgestellt. Dabei ging es auch um Photovoltaikflächen.

 Der geplante Gewerbepark Mehring: Eine Machbarkeitsstudie hat 2019 ein Gebiet von 109 Hektar untersucht (weiß), der gelbe Bereich ist nun – leicht nach Osten in den Solarpark verschoben – übrig geblieben.

Der geplante Gewerbepark Mehring: Eine Machbarkeitsstudie hat 2019 ein Gebiet von 109 Hektar untersucht (weiß), der gelbe Bereich ist nun – leicht nach Osten in den Solarpark verschoben – übrig geblieben.

Foto: JESTAEDT + Partner./JESTAEDT + Partner./Katharina Fässler

Die beste Stelle für den neuen Gewerbepark der Verbandsgemeinde (VG) Schweich scheint gefunden – und sie wird kleiner als gedacht. Auf der Mehringer Höhe südlich der Autobahn 1 soll ein etwa 85 Hektar großes neues Gewerbegebiet entstehen. Der VG-Rat Schweich ist mittendrin im Verfahren, den Flächennutzungsplan zu ändern, um den Gewerbestandort dort ausweisen zu können.

Was das bedeutet, zeigt Bürgermeisterin Christiane Horsch (CDU), als sie in der Ratssitzung in Schweich einen großen Stapel Gutachtenpapiere hochhält. Alles tiefgehende Untersuchungen zur Erschließung, zu Schallschutz und zu Umweltbelangen. Zum Teil haben Horsch und ihre Beigeordneten diese in Eilentscheidungen während der Corona-Zeit Ende März erstellen lassen.

Kaspar Portz und Otmar Rößler von der FWG kritisieren, dass der FWG und den Grünen Informationen darüber zu spät mitgeteilt und zur Verfügung gestellt worden seien. Horsch verspricht, dass das nicht wieder vorkomme.

Auf Grundlage der erstellten Unterlagen hat das Büro Jestaedt und Partner aus Mainz nun Antragsunterlagen erstellt, die Horsch bald in Koblenz bei der Landesplanungsbehörde SGD Nord einreichen wird.

109 Hektar waren für den Gewerbepark Mehring 2019 noch in Frage gekommen. Seit März liegt auch das letzte Gutachten zum Artenschutz vor. Fasst man alles zusammen, müssen etwa 40 Hektar komplett ausgeschlossen werden. Sie kommen für eine gewerbliche und industrielle Entwicklung nicht mehr in Frage. Andreas Jesaedt erklärt: „Das sind zum Teil hochwertige Lebensräume für Fledermäuse, da müssen wir die Korridore zu den Über- und Unterführungen der Autobahn freihalten.“

Damit nicht ganz so viel wegfällt, könne man 17,5 Hektar bestehender Photovoltaikflächen hier in die gewerblich-industrielle Baufläche integrieren, was Jestaedt eine deutschlandweit einzigartige Idee nennt. Auflage für die dort siedelnden Unternehmen soll werden, dass sie auf ihren Dächern wieder Photovoltaik installieren müssen. Auf Nachfrage von Ines Kartheuser (Grüne) versichert Horsch, dass man das im Bebauungsplan zur Pflicht machen würde. Das Solarparkgebiet würde aber erst plattgemacht, wenn die Anlage nicht mehr wirtschaftlich laufen kann, erklärt Gerhard Spieles von der Verwaltung dem TV auf Nachfrage.

Auf den 85 Hektar des neuen Gewerbeparks sollen zwischen den Gebäuden noch etwa 20 Prozent Grünfläche bleiben, womit das Büro Jestaedt netto auf etwa 65 Hektar Bauland kommt.

Andreas Jestaed gibt einen Exkurs, in dem er unter anderem darstellt, dass es in und um die anderen Gemeinden der VG vergleichsweise wenige potentielle Flächen für störendes Gewerbe gibt. Horsch fasst zusammen: „Die Hürde ist, dass eigentlich so ein großes Gebiet nicht nach Mehring dürfte, weil Mehring kein Oberzentrum ist.“

Arnold Schmitt (CDU) nennt die Vorteile des Standorts: „Wir müssen Arbeitsplätze entwickeln – gerade auch wegen Corona. Außerdem wollen viele Firmen ökologischer produzieren, können das aber an ihren alten Standorten nicht. Der neue Gewerbepark in Mehring wäre eine Chance dafür.“ Drittens könne man damit Verkehr aus den Orten raushalten. Patrick Beer (Grüne) gibt zu bedenken, dass die VG Schweich schon jetzt die meisten Gewerbeflächen im Kreis habe und 65 Hektar zu versiegeln eine ganze Menge sei. Der Bund gebe immerhin vor, dass möglichst keine neuen Flächen verbraucht werden sollen. Auch für dieses reduzierte Gebiet müsse viel kohlenstoffspeichernder Wald gerodet werden. Er sagt: „Die Photovoltaikgeschichte ist ein Witz.“ Es mache die Unternehmen nicht ökologischer, wenn sie vorhandene Photovoltaikanlagen erst abbauen und dann wieder auf ihre Dächer setzten. Beer sagt: „Das Gewerbegebiet wollen wir schon. Wir finden so eine große Fläche aber nicht sinnvoll.“

Der Erste Beigeordnete Erich Bales (CDU) aus Mehring empört sich über diese Sichtweise und hält ein leidenschaftliches Plädoyer für den Gewerbepark. Er sagt: „Hier geht es um ein Stück Nachhaltigkeit. Die Wirtschaftsunternehmen, die umstellen wollen, denen müssen wir doch auch die Möglichkeit geben, in diese Richtung zu investieren und einen besseren ökologischen Fußabdruck zu haben.“

Simon Polotzek und Achim Schmitt von der SPD machen deutlich, dass ihre Fraktion nicht zustimmen könne, wo sich Gemeinden die Eigenentwicklung verbauen würden. So wird gesondert abgestimmt über den Punkt, der vorsieht, dass die Gemeinden auf eine Neuausweisung großflächiger Gewerbegebiete über fünf Hektar verzichten sollen. Dem geänderten Vorschlag, dass sich alle Gemeinden in der VG erneut mit der Angelegenheit befassen sollen, stimmen die Räte zu.

Außerdem bestätigen sie mehrheitlich, dass die artenschutzrechtlich erforderlichen Ausschlussflächen entfallen und die Flächen der derzeit bestehenden Freiflächensolaranlage hinzukommen.

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