Stadtentwicklung Trierer Verein Rettet Brubach: „Wir vermissen Offenheit für Sach-Argumente“

Trier · Die Gegner eines Baugebiets Brubacher Hof geben sich nicht geschlagen und kritisieren das Vorgehen der Stadtverwaltung.

 TV-Chefredakteur Thomas Roth (links) im Gespräch mit Vertretern des Trierer Vereins Rettet Brubach (von links): Katrin Cosack, Detlef Böhm, Ingo Hennen und Knut Hauschildt.

TV-Chefredakteur Thomas Roth (links) im Gespräch mit Vertretern des Trierer Vereins Rettet Brubach (von links): Katrin Cosack, Detlef Böhm, Ingo Hennen und Knut Hauschildt.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Benedikt Laubert

Der Verein Rettet Brubach mit derzeit 230 Mitgliedern versammelt die entschiedensten Gegner eines neuen Baugebiets bei Mariahof, für das im Flächennutzungsplan (FNP) 2030 die Weichen gestellt werden sollen. Vor der dafür möglicherweise entscheidenden Ratssitzung am 14. März haben TV-Chefredakteur Thomas Roth, die Leiter der Lokalredaktion Trier/Trier-Saarburg, Rebecca Schaal und Marcus Hormes, sowie Chefreporter Rainer Neubert mit der Vorsitzenden Katrin Cosack und weiteren Vereinsmitgliedern gesprochen.

Was ist Ihr größter Kritikpunkt an einem Wohngebiet Brubacher Hof?

KATRIN COSACK Das ist sicherlich, dass ein einzigartiges Stück Natur und ein wichtiges Kaltluftentstehungsgebiet für ganz Trier vernichtet wird, das zudem nicht im Zusammenhang mit der bestehenden Wohnbebauung steht. Zudem wird es nicht möglich sein, das Gebiet vernünftig verkehrlich so zu erschließen, dass es gut erreicht und verlassen werden kann. Das ist nicht durchdacht.

Finden Sie auch einen positiven Aspekt an der Planung?

COSACK  Wenn man sich in die Menschen versetzt, die das Geld haben, um sich dort ein Grundstück zu kaufen, sind die Natur und der herrliche Ausblick dort oben natürlich ein Gewinn. Aber das wiegt nicht die vielen Nachteile auf, die ein solches Wohngebiet für die gesamte Stadt mit sich bringen würde.

Was kritisieren Sie am Vorgehen der Stadtverwaltung?

COSACK Ich kritisiere das tendenziöse Vorgehen der Verwaltung. Ich vermisse eine Offenheit gegenüber Sach-Argumenten, und es fehlt mir die Objektivität an mancher Stelle.

Was planen Sie als Verein bis zur Stadtratssitzung am 14. März?

COSACK Am 14. März werden wir wieder unsere Mitglieder versammeln, um noch einmal auf unser Anliegen hinzuweisen und die Ratsmitglieder an ihre hohe Verantwortung zu erinnern. Bis dahin werden wir damit fortfahren, die Fraktionen über Erkenntnisse zu informieren, die ihnen von Verwaltungsseite vorenthalten werden.

Bei Zustimmung des Stadtrates würde das Thema Brubacher Hof nicht in die dritte öffentliche Auslegung des FNP-Entwurfs kommen. Wie wird dieses für das geplante Wohngebiet vermutlich entscheidende Votum nach Ihrer Einschätzung ausgehen?

COSACK Wir sind in einem Verfahren, das offenbar zügig vorangetrieben werden soll. Mit der Entscheidung über eine weitere Offenlegung ist nicht zwangsläufig eine endgültige Entscheidung über Brubach verbunden. Soweit sind wir voraussichtlich erst im Juni. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass viele Ratsmitglieder das Gesamtverfahren nicht blockieren wollen. Aber wir spüren in den Fraktionen, die mit uns gesprochen haben, schon einen zunehmenden Widerstand, das so durchzuwinken.

Der Stadtrat entscheidet am 14. März auch über eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme, mit der das Gebiet unter Federführung der Stadt entwickelt werden soll. Welche Chancen sehen Sie für ein Normenkontrollverfahren, das sie anstrengen wollen?

COSACK Wir werden sogar von öffentlichen Stellen sehr dazu ermuntert, diese Entwicklungsmaßnahme einer richterlichen Überprüfung zuzuführen. Denn es ist geradezu Aufsehen erregend, dass es in Trier allein etwa genauso viele Entwicklungsmaßnahmen geben soll wie im gesamten Rest der Bundesrepublik zusammen. Für dieses Spezial­instrument des Baurechts sind die gesetzlichen Hürden nämlich ausgesprochen hoch. Aber natürlich ist man vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand. Aber wir haben einen Sponsor und scheuen uns auch nicht, auch noch die nächste Instanz zu bemühen.

Wer ist denn dieser Sponsor?

COSACK: Wir wissen nicht, ob der schon genannt werden möchte.

Als wir gehört haben, dass Markus Römer bei diesem Gespräch dabei sein wird, haben wir in der Redaktion aufgemerkt. Was motiviert Sie, Herr Römer, als Anwohner und CDU-Ortsverbandsvorsitzender von Trier-Mitte/Gartenfeld, nach Ihrer Initiative für die Tankstelle Ostallee auch im Verein Rettet Brubach aktiv zu werden?

MARKUS RÖMER Das hat unterschiedliche Ursachen. Das hat zum einen private Gründe, weil ich dort oben gerne laufe und bike. Politisch bin ich motiviert, weil ich es für unverantwortlich halte, dass man mehrere neue Baugebiete auf den Höhenstadtteilen ausgewiesen hat, ohne darüber nachzudenken, wie die Leute von A nach B kommen. Viele der Menschen, die dort bauen, werden in Luxemburg arbeiten. Die müssen also einmal quer durch die Stadt. Baudezernent Andreas Ludwig plant gleichzeitig eine Nordumfahrung und eine Südumfahrung. Er wird aber eine Priorität setzen müssen. Angesichts der Stadtwerke-Ansiedlung mit 400 Angestellten im Norden wird das aber Priorität bekommen. Beides wird nicht möglich sein. Deshalb sind wir auch im CDU-Vorstand Trier-Mitte/Gartenfeld gegen ein Baugebiet Brubacher Hof. Im Verein bin ich aber als Privatperson aktiv, und das schon seit der Zeit vor dem Bürgerbegehren für die Tankstelle.

Bei der Diskussion um die AralTankstelle in der Nordallee waren Sie treibende Kraft in den sozialen Medien. Ist so etwas denn nun auch beim Brubacher Hof geplant?

RÖMER Der Verein Rettet Brubach hat eine Facebook-Seite, auf der wir in nächster Zeit noch Videos, Bilder und Interviews posten werden. Da haben wir schon jetzt mehr Follower als bei der Blauen Lagune.

 Katrin Cosack.

Katrin Cosack.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Benedikt Laubert
 Ingo Hennen.

Ingo Hennen.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Benedikt Laubert
 Markus Römer.

Markus Römer.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Benedikt Laubert

Kommen Sie denn nicht mehr anders bei Herrn Ludwig und Ihren Parteifreunden durch?

RÖMER Zu einem Großteil meiner Parteifreunde habe ich einen sehr guten Kontakt. Zu Herrn Ludwig kam ich noch nie durch. Wir liegen nicht so ganz auf einer Wellenlänge. Aber ich muss auch nicht zu ihm durchkommen, sondern zu den Stadträten. Die sind entscheidend. Ich werbe mit meiner persönlichen Einschätzung. Die wird nicht von allen geteilt, aber damit kann ich leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort