Fledermäuse lassen Windkraftpläne wanken

Waldrach · Der Verbandsgemeinderat Ruwer hat seine Entscheidung darüber, wo sich im Ruwertal Windräder drehen sollen, verschoben. Grund dafür sind Einwände von Kreisverwaltung und Naturschützern, welche die bisherige Planung komplett hinfällig machen könnten. Unter anderem geht es um ein angeblich bundesweit bedeutsames Fledermausquartier bei Fell.

 Angeblich gibt es viele Mopsfledermäuse im Feller Tal. Stimmt diese Beobachtung, können dort keine Windräder gebaut werden. Foto: TV-Archiv

Angeblich gibt es viele Mopsfledermäuse im Feller Tal. Stimmt diese Beobachtung, können dort keine Windräder gebaut werden. Foto: TV-Archiv

Waldrach. "Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet" - so beschrieb Bürgermeister Bernhard Busch die Gefühlslage vieler Beteiligter, die sich in Fachbüros, Verwaltung und Rat der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer seit Monaten mit der Ausweisung künftiger Windkraftgebiete beschäftigen. Das Thema habe sich "zu einer unendlichen Geschichte entwickelt". Denn wie es aussieht, muss die VG bei der Fortschreibung ihres Flächennutzungsplans, mit dem sie den Bau neuer Windräder steuern möchte, erneut kräftig auf die Bremse treten.Naturschutz durchkreuzt Pläne

Eigentlich sollte der VG-Rat über die Einwände von Behörden, Verbänden und Bürgern zum Planentwurf beraten. Dieser sieht neue Anlagen nur entlang der B 52 bei Waldrach vor. Doch statt diese Einwände abzuwägen, stimmte der Rat fast einstimmig für eine Vertagung. Ein wesentlicher Grund: Der Naturschutzbund (Nabu) Region Trier hält das Fellerbachtal für ein "national bedeutsames Fledermausmassenquartier". Wenn das auch die zuständige Landesbehörde so sieht, sind laut Busch die Flächen an der B 52 "für Windkraft tabu". Damit falle auch das letzte potenzielle Areal in der Verbandsgemeinde weg. Werde das Fellerbachtal allerdings nur als "regional bedeutendes Fledermausquartier" bewertet, würden andere Schutzabstände gelten.Der VG-Chef kritisierte die "sehr späte Eingabe" des Nabu als "nicht sehr kollegial". Zudem verwies er darauf, dass sich das Land zu diesem "wichtigen Punkt" erst Ende März äußern werde. Deshalb könne er dem Rat jetzt keinen Beschluss "zumuten", mit dem Risiko, dass der neue Plan vom Kreis nicht genehmigt werde. Busch regte jedoch an, über die unstrittigen Einwände zum Plan zu beraten: "Ich würde gern überall den Sack zumachen, wo es möglich ist." Die Mehrheit der Ratsmitglieder wollte das Thema jedoch insgesamt vertagen, auf eine mögliche Sitzung im April.Kopfschmerzen dürften dem Gremium bis dahin auch die Aussagen des Chefplaners Thomas Lang vom Büro B.K.S. bereiten. Lang fasste zusammen, was die Kreisverwaltung Trier-Saarburg zum Planentwurf der VG Ruwer sagt. Durch diese Stellungnahme könnte die bisherige Planung ordentlich durcheinandergewirbelt werden. Denn laut Kreis hätte die Verbandsgemeinde Flächen in Wasserschutzgebietszonen, in der Kernzone des Naturparks und im Umkreis von Mopsfledermaus-Wochenstuben nicht vorbeugend aus der Planung nehmen dürfen. "Sie brauchen dazu ein klares Nein der zuständigen Landesbehörden. Diese Aussagen sind aber bisher nicht gekommen", sagte Lang. Fazit: Es könnten nun zwar die Flächen an der B 52 wegen des Fledermausquartiers "rausfallen", dafür könnten andere, etwa im Wasserschutzgebiet, wieder hinzukommen. Dies würde "eine Menge Aufwand und weitere Untersuchungen" bedeuten.Meinung

Land lässt Kommunen hängen Da kann man sich nur die Augen reiben und mit dem Kopf schütteln: Die Verbandsgemeinde Ruwer hat bei der Fortschreibung ihres Flächennutzungsplans für Windkraft ein hohes Tempo vorgelegt. Sie hat Dutzende Gutachten beauftragt, sämtliche Verfahrensschritte beachtet, um ihren Beitrag zu den ehrgeizigen Energiezielen der rheinland-pfälzischen Landesregierung zu leisten. Jetzt wird sie zum wiederholten Mal ausgebremst. Und wer ist schuld? Das Land selbst. Seine Fachbehörden drücken sich vor klaren Ansagen zu grundsätzlichen Fragen: Sind Windräder im Fünf-Kilometer-Radius um die Mopsfledermaus jetzt endgültig tabu? Gibt es Sondergenehmigungen für Windräder in der Wasserschutzgebietszone II? Widersprechen Anlagen in der Naturpark-Kernzone der Erholung in der Stille oder nicht? Ohne Antworten können Kommunen wie die Verbandsgemeinde Ruwer keine rechtlich einwandfreie Planung vornehmen. Es wird endlich Zeit, dass aus Mainz eindeutige Signale kommen. nachrichten@volksfreund.deExtra

VG-Wehrleiter Christian Kühn hat im Verbandsgemeinderat Ruwer ein neues Bekleidungskonzept für die Freiwilligen Feuerwehren vorgestellt, das einstimmig beschlossen wurde. Es sieht vor, die Wehrleute mit einer einheitlichen Standardausrüstung auszustatten und die persönliche Schutzausrüstung zu verbessern. Für neue Jacken mit Reflexstreifen, Überhosen und Handschuhe will die VG bis 2016 insgesamt 40 000 Euro ausgeben - zusätzlich zu den 15 000 Euro, die jährlich für Ersatzbeschaffungen im Haushalt eingestellt sind. Beschlossenen wurden auch neue Förderrichtlinien für die Jugendarbeit. Ab sofort zahlt die VG an Vereine und andere Gruppen der Jugendarbeit jährlich drei Euro pro Mitglied unter 18 Jahren. In den Haushalt werden dafür zunächst 9000 Euro und weitere 3000 Euro für Projekte eingestellt. Um die Höhe der Mittel prüfen und anpassen zu können, sollen die Vereine jedes Jahr zum Stichtag 1. Oktober die Zahl ihrer jugendlichen Mitglieder benennen. 2014 ist der Stichtag der 1. Mai. cweb

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