Flucht in die Ausonius-Straße

Trier · Neuer Tanzschuppen in historischer Kulisse: Im 1856 zum Ordenshaus der "Deutschherren" hinzugefügten Ökonomiegebäude traf man sich früher mal zum Jazzen - heute zum Clubben.

 Die „Villa Wuller“ in der Ausonius-Straße: Hier öffnet bald ein neuer Club. TV-Foto: Frank Göbel

Die „Villa Wuller“ in der Ausonius-Straße: Hier öffnet bald ein neuer Club. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Betritt man die Räumlichkeiten des neuen Clubs "Villa Wuller" der ehemaligen "Flucht nach vorn"-Betreiber Christian Schütt und Bernhard Robert, könnte man zunächst denken, irgendwo falsch abgebogen zu sein: Der ganze Eingangsflur hängt voller Jazzplakate, die etwa zu Konzerten von Christoph Spendel oder Eberhard Weber einladen oder darauf hinweisen, dass es jeden Donnerstag "Livejazz im Exhaus" gebe.
Spuren aus den Jahren von 1979 bis Silvester \'85, in denen das Gebäude den noch jungen Jazz-Club Trier e.V. beherbergte. Das Buch "Jazz in Trier" erinnert etwa an legendäre "Vatertagskonzerte", die selten vor Sonnenaufgang endeten.
Musik wird etwas anders



Das mit dem Sonnenaufgang kann für Schütt und Robert sicher so stehenbleiben, auch wenn die Musik eine etwas andere sein wird: "Tanzbares mit elektronischen Elementen", umschreibt Schütt den neuen alten Rahmen und das dies, natürlich, nicht nur reinen Techno bedeute.
Außerdem wolle man konzeptuell "weg von den Mottopartys" und statt dessen eher auf die künstlerischen Identitäten der einzelnen Djs setzen. Seit dem Weggang aus der Judengasse laufen die Mottopartys ja, unter anderem, beim ehemaligen "Flucht"-Genossen Artur Bonarski, der mit seiner "Grünen Rakete" am Domfreihof gelandet ist. Die Villenbewohner betonen, dass sie sich bestens mit Bonarksi verstünden, und dass man sich ja schon auf programmatischer Ebene nicht als Konkurrenz, sondern eher als Ergänzung sähe.
Jetzt also die Villa Wuller - der Name ist übrigens nicht historisch, sondern eine Eigenkreation von Robert. Bis zum neuen Club war es wieder mal ein holpriger Weg, wie er so typisch für Trier zu sein scheint - wenn auch diesmal wenigstens mit Happy-End: Anders als bei den kreativen Theatermachern vom "Karussell", die nach monatelanger, doch letztlich ergebnisloser Suche nach einem neuen Domizil enttäuscht die Segel strichen. "Als ich Roman Schleimer vom Karussell kürzlich das anliegende Gebäude zeigte, in dem das Theater Kulissenteile lagert, kamen dem fast die Tränen", berichtet Robert über die Unfassbarkeit, was für Gebäude im Herzen der Stadt profansten Zwecken dienen können, während junge Kreative heimatlos außen vor blieben.
Kurzzeitig waren Schütt und Robert sogar gemeinsam mit dem Karussell auf der Suche - für ein ins Auge gefasstes Objekt am Bahnhof, das man zusammen nutzten wollte, bekam man letztlich aber keine Genehmigung. Doch auch in der Villa Wuller wird es neben der reinen Musik auf jeden Fall noch andere Veranstaltungen geben: "Im zweiten Stock befindet sich ein Raucherraum, der sich auch für Ausstellungen eignet", sagt Schütt, und die eigentliche Disco könnte etwa auch für gelegentliche Filmvorführungen genutzt werden.
Bis dahin gibt es aber aus vier Subwoofern erst mal ordentlich was auf die Ohren: Das Auftaktwochenende mit Sascha Timplan und Benjamin Rosenbaum war mit rund 200 Besuchern schon mal gut besucht - und Bernhard Robert freut sich jetzt auf viele "einfach gute Partys".

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