Flüchtlingszahlen gehen rapide zurück: Kreis baut Container ab

Schweich/Trier · Die Mietverträge in Schweich und Kell laufen aus. Die Verbandsgemeinden bekommen Geld.

 Dutzende Container sollten im Landkreis als Bleibe für Asylbegehrende aufgestellt werden. Doch das gestaltet sich offensichtlich schwieriger als erwartet. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Dutzende Container sollten im Landkreis als Bleibe für Asylbegehrende aufgestellt werden. Doch das gestaltet sich offensichtlich schwieriger als erwartet. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Vor zwei Jahren musste der Kreis noch Hals über Kopf Container anmieten, damit die vielen Asylbewerber untergebracht werden konnten. Mittlerweile hat sich die Situation dermaßen entspannt, dass mobile Unterkünfte abgebaut werden. In Kell am See sind bereits acht Zweiercontainer sowie ein Zehner-Sammelcontainer mit insgesamt 68 Plätzen an den Vermieter zurückgegeben worden. In Schweich sollen Ende November zehn Zweiercontainer mit 60 Plätzen und zwei Container, die für Schulungs- und Verwaltungszwecke genutzt wurden, abgebaut werden. An beiden Standorten laufen die Mietverträge aus.
Laut Kreisverwaltung leben derzeit rund 470 Asylbewerber und sogenannte Geduldete im Kreis. Geduldete sind abgelehnte Migranten, die in Deutschland bleiben dürfen, weil sie beispielsweise in einer Ausbildung sind oder eine Arbeit gefunden haben. Zum Vergleich: Im Februar 2016 lebten 1582 Asylbewerber im Kreis. Von Januar bis Oktober 2017 wurden dem Kreis nur 118 Menschen zugewiesen; 2015 waren es noch 1237 gewesen.

Laut Kreisverwaltung kann eine gesteigerte Nachfrage nach Plätzen in Gemeinschaftsunterkünften aufgefangen werden. Selbst wenn die von der Union in den Jamaika-Verhandlungen im Bund geforderte Obergrenze von 200.000 Asylbewerbern pro Jahr ausgeschöpft würde, brächte das den Kreis nicht in die Bredouille. Anteilmäßig kämen dann etwa 350 Personen pro Jahr. Sie alle fänden in den Gemeinschaftsunterkünften Platz.

In Schweich bleiben nach dem Abbau der Container noch 84 Plätze in einem Holzgebäude. Dieses war Anfang Oktober mit elf Menschen belegt. In Konz gibt es neben dem ehemaligen Kuag-Wohnheim (50 Plätze) und einem vom Kreis errichteten Holzbau (60 Plätze) noch Containerkapazitäten in der Roscheider Straße (56 Plätze). Insgesamt sind in Konz 50 Asyslbewerber untergebracht. In Saarburg gibt es eine Gemeinschaftsunterkunft in der früheren Famo-Kaserne. Von 136 Plätzen sind dort 20 belegt.

Trotz der zurückgehenden Zahlen sei die Integrationsarbeit nicht weniger geworden, sagt Matthias Hommerding, Projektleiter Flucht und Asyl des Caritasverbands Trier. Die Bewältigung der individuellen Probleme und Anliegen der Asylbewerber sei etwas mehr in den Fokus gerückt. Es gelte nach wie vor, die Menschen in Wohnungen zu vermitteln und in die Selbstständigkeit zu führen. Die ehrenamtlichen Helfer benötige man weiterhin zur Unterstützung von Caritas, Rotes Kreuz und Diakonie, so Hommerding. Auch wenn Container abgebaut würden, gebe es weiterhin Beratungsangebote vor Ort.

Unterdessen dürfen sich die sieben Verbandsgemeinden des Kreises auf einen warmen Geldsegen aus Berlin als "Belohnung" für ihre Integrationsbemühungen freuen. Es handelt sich insgesamt um 1,5 Millionen Euro (siehe Info). Der Bund hatte beschlossen, den Ländern für 2016 bis 2018 eine jährliche Integrationspauschale von zwei Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Davon entfallen 96 Millionen Euro auf Rheinland-Pfalz.

Das Land hat die Zahlungen für 2017 und 2018 für sich behalten, die Mittel für 2016 werden weitergeleitet. Der Kreisausschuss hat kürzlich dem Kreistag empfohlen, die 1,5 Millionen Euro im Haushalt 2018 bereitzustellen. Das Geld ist nicht zweckgebunden. Was die Verbandsgemeinden damit anfangen, steht noch nicht fest. Die VG Schweich möchte es zur Hälfte an die Ortsgemeinden geben.

Info

Integrationsmittel für Verbandsgemeinden Für die Aufteilung der Integrationspauschale auf die Verbandsgemeinden sind zu jeweils einem Drittel folgende Kriterien maßgeblich: die Einwohnerzahl, die Zuweisung von Asylbewerbern in den Jahren 2015 und 2016 sowie die Anzahl der Asylbewerber im Februar 2017.

Von der Gesamtsumme von knapp 1,5 Millionen Euro entfallen auf: VG Hermeskeil 135.042 Euro, VG Kell am See 154.981 Euro, VG Konz 308.938 Euro, VG Ruwer 136.187 Euro, VG Saarburg 265.998 Euro, VG Schweich 303.102 Euro, VG Trier-Land 187.348 Euro.

Das Geld kann erst an die Verbandsgemeinden gehen, wenn der Kreishaushalt beschlossen ist.

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