Flut geht, Gefahr bleibt

Aufatmen in Gloucester: Der Hochwasserpegel des Flusses Severn ist stark gesunken, bis auf wenige Straßen an den Docks ist Triers Partnerstadt von der über einwöchigen Überschwemmung befreit. "Die Sonne scheint, und es ist weiter trockenes Wetter gemeldet", freut sich David Jacobs, der im Süden der Stadt wohnt.

Trier/Gloucester. "Heute ist unsere Situation wieder viel heller - nicht nur wegen der Sonne", berichtet David Jacobs am Montag aus Gloucester. Starkregen hatte den Fluss Severn am Wochenende zuvor auf Jahrhundertniveau ansteigen lassen. Tiefer gelegene Stadtteile Gloucesters und weite Teile der Grafschaft standen unter Wasser. "Für den vergangenen Samstag waren eigentlich erneut schwere Regenfällen vorausgesagt", erzählt Jacobs. "Es wurde davor gewarnt, die Häuser zu verlassen. Wir sollten uns nicht auf den Straßen aufhalten." Immerhin drohte, dass der Deich unter der Hochwasserlast brechen könnte. Dann hätten Abermillionen Liter Wasser auch die bis zuletzt trocken gebliebene Innenstadt geflutet. "Gott sei Dank blieb der Starkregen aus - es regnete nur in ganz normalem Ausmaß", freut sich Jacobs. Am Samstag besuchten dann Prinz Charles und seine Schwester, Prinzessin Anne, Gloucester, um ihre Anteilnahme auszudrücken.Fluten geben drittes Todesopfer frei

Mittlerweile sei der Hochwasserpegel des Flusses Severn stark gesunken, die Fluten hätten sich aus fast allen Straßen Gloucesters zurückgezogen. Freigegeben haben sie die Leiche eines 24-jährigen Mannes, der seit Beginn der Flut vermisst wurde. Er ist das dritte Todesopfer, nachdem vergangene Woche ein Vater und ein Sohn an den giftigen Dieselgasen einer Wasserpumpe starben. Auch der finanzielle Schaden wiegt schwer: "Alleine die Straßen in Gloucestershire zu reparieren, soll 25 Millionen Pfund kosten", sagt Jacobs. Insgesamt habe die Regierung 46 Millionen für die Behebung der Flutschäden im Südwesten und Norden Englands zugesagt. "Ich denke, dass das vielleicht nicht reichen könnte", drückt Jacobs mit englischem Feingefühl seine Kritik aus. "Ich hoffe, dass der Betrag angehoben wird, wenn das ganze Ausmaß der Überschwemmung deutlich wird."Keine Hilfe-Meldung an Trierer Feuerwehr

In der ganzen Grafschaft hat das große Aufräumen angefangen: "Die Feuerwehr pumpt die Keller aus und säubert die Straßen", sagt Jacobs. Rund 15 000 Häuser hätten unter Wasser gestanden. "Im Radio wird davor gewarnt, die Wasserrückstände selbst zu entfernen." Die Infektionsgefahr durch Kontakt mit dem kontaminierten Wasser sei zu groß. Bis hin zu Cholera-Erreger habe sich eine Vielzahl gefährlicher Stoffe entwickelt. "Ich habe allerdings nicht gehört, dass tatsächlich jemand erkrankt ist", sagt Jacobs. "Offenbar haben die Leute die Warnungen ernst genommen."Vorsicht ist geboten: "Obst und Gemüse aus den Gärten dürfen nicht gegessen werden, viele Bauern können ihre Ernten nicht verwerten."Eine große Erleichterung sei, dass Wasser zum Waschen und für die Toilettenspülung wieder in den Leitungen fließt. "Zum Trinken oder Kochen müssen die Menschen aber immer noch an den extra aufgestellten Tanks ihre Rationen abholen", erklärt Jacobs. Bis Mittwoch sollen die Pumpwerke soweit gereinigt sein, dass das Leitungswasser wieder unbedenkliche Qualität hat.Die Trierer Feuerwehr, die der Partnerstadt Hilfe angeboten hatte, hat noch keine Bedarfsmeldung erreicht. "Die Engländer haben sich nicht gemeldet, aber wenn sie Hilfe benötigen, sind wir da", sagt Hans Hau, Leiter der Einsatzorganisation der Berufsfeuerwehr. Bereit stünde ein Container mit mehreren Pumpen. "Fünf unserer Männer könnten damit autark arbeiten", sagt Hau. Im Einsatz war der Flut-Container schon beim Oder-Hochwasser 2002. Die Hilfe in England wäre der erste Auslandseinsatz der Trierer Wehr.

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