Föhrener Rat leitet mit Teilabriss des Klosters die Entwicklung des neuen Ortszentrums ein

Föhren · Möglicherweise noch in diesem Jahr wird ein Großteil des früheren Klosters in Föhren abgerissen. Gleichzeitig startet die Gemeinde ein Investorenauswahlverfahren. Auf dem Areal soll das neue Föhrener Zentrum mit Wohn- und Gewerbebauten entstehen.

 Die Kapelle (rechts) gehört zu den Klosterimmobilien, die abgerissen werden. Der linke Trakt muss stehenbleiben.

Die Kapelle (rechts) gehört zu den Klosterimmobilien, die abgerissen werden. Der linke Trakt muss stehenbleiben.

Foto: (h_tl )

Föhren. Hauptsache Abriss, wenn es auch nur teilweise ist … Man konnte förmlich das Aufatmen der Ratsmitglieder im Bürger- und Vereinshaus hören, als sie am Dienstagabend die Hand für den Teilabriss des Föhrener Klosters hoben. Seit vielen Jahren liegt die Immobilie der Franziskanerinnen von Nonnenwerth, die heute der Gemeinde Föhren gehört, wie ein Schatten über der Dorfentwicklung (siehe Extra).
Am liebsten hätte der Gemeinderat das ganze Kloster abreißen lassen, weil es baufällig ist und sich bisher kein Investor fand, der mit dem Klotz am Bein planen möchte. Nun soll voraussichtlich im Herbst oder Winter wenigstens der später angebaute Klosterflügel mit der Kapelle dem Erdboden gleich gemacht werden. Auch einige Häuser in der Waldstraße und im Hohlweg sollen abgerissen werden. Dann bleibt allerdings noch der denkmalgeschützte Mitteltrakt stehen. Darauf hatte das Landesdenkmalamt bestanden.

Parallel zum Teilabriss soll die Suche nach Investoren beginnen. Ein Arbeitskreis aus dem Gemeinderat will die Eckpunkte dafür festlegen. Grundzüge der geplanten städtebaulichen Entwicklung sind unter anderem: ein neuer Dorfplatz, wahlweise als Festplatz oder Parkplatz nutzbar, eine Umgestaltung des Hauses Nazareth mit Parkplätzen und Grünanlage, Bürgerbüro, Läden, barrierefreie Wohnungen und Mehrgenerationen-Wohnhäuser. Architekt Rolf Schuh (Schweich) skizzierte dem Rat eine grobe Kostenschätzung des Abrisses.
Danach könnte der Abriss inklusive Nebenkosten rund 530 000 Euro kosten, wobei laut Schuh Unwägbarkeiten wie die Beseitigung von Schadstoffen auftreten können. Im Juli soll eine Bestandsaufnahme der Gebäude erfolgen, im August könnte die Ausschreibung über die Bühne gehen und im September/Oktober die Vergabe der Abrissarbeiten. Um potenziellen Anbietern eine günstige "Winterbaustelle" zu ermöglichen, die wiederum der Gemeinde Kosten sparen könnte, will Schuh die Abrissfrist bis Februar 2017 ausdehnen.

Neben dem Mitteltrakt soll auch das denkmalgeschützte Torhaus in der Waldstraße erhalten bleiben; mehrere Wohnhäuser im Hohlweg und in der Waldstraße werden ebenfalls abgerissen. Günstigere steuerliche Rahmenbedingungen, etwa bei den Abschreibungen, könnten nach Ansicht des Rates diesmal dazu beitragen, dass die Investorenwerbung erfolgreich verläuft. Auch gibt es neuerdings bessere Fördermöglichkeiten über die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) für den Erwerb von Wohneigentum.Meinung

Klage als letzter Lösungsweg
Zum wiederholten Mal werden Investoren für das Klostergelände in Föhren gesucht. Einen Erfolg kann man der Gemeinde Föhren im Sinne einer nachhaltigen Dorfentwicklung nur wünschen. Doch es bleiben Zweifel, ob das gelingt. Denn der denkmalgeschützte Mitteltrakt bleibt ein Klotz am Bein, der wirtschaftlich so gut wie nicht zu verwerten ist. Sollten auch diesmal die Geldgeber ausbleiben, hat die Gemeinde im Prinzip nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder sie nimmt die Vermarktung ganz in ihre Hände und backt konzeptionell kleinere Brötchen, was natürlich auch den Zeitplan wesentlich in die Länge ziehen wird. Oder sie versucht, den Komplettabriss auf die harte Tour hinzubekommen und die Denkmalverfügung auf dem Klageweg auszuhebeln. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht, schließlich kann die Gemeinde nachweisen, dass mehrere Investoren sofort anbeißen würden, wenn das Kloster weg wäre. Außerdem weist die Immobilie massive Verfallserscheinungen auf. Die Gemeinde alleine kann den Erhalt nicht stemmen. Zudem dürfte es schwierig werden, eine sinnvolle kommunale Nutzung für das Objekt zu finden. a.follmann@volksfreund.deExtra

Föhrener Rat leitet mit Teilabriss des Klosters die Entwicklung des neuen Ortszentrums ein
Foto: (h_tl )
 Auch diese Gebäude am Rande des Klosterareals im Hohlweg (oben) und in der Waldstraße (unten) werden abgerissen. TV-Fotos (3): Albert Follmann

Auch diese Gebäude am Rande des Klosterareals im Hohlweg (oben) und in der Waldstraße (unten) werden abgerissen. TV-Fotos (3): Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Das Kloster in der Ortsmitte von Föhren stammt aus den 1860er Jahren. Zunächst als Waisenhaus gebaut, wurde es später vom Orden der Franziskanerinnerin von Nonnenwerth übernommen und bis in die 1980er Jahre als Heim für schwererziehbare Mädchen aus ganz Deutschland betrieben. Dann zogen sich die Nonnen zurück und das Gebäude wurde 1988 an eine saarländische Projektgesellschaft verkauft. Von 1989 bis 2000 wurde das Gebäude als Aufnahmeheim für Aussiedler genutzt. 2001 fiel der Klosterkomplex an eine saarländische Gläubigerbank. Mittlerweile hat die Gemeinde Föhren das Anwesen für 110 000 Euro aus der Insolvenzmasse erworben. Ein Seitentrakt, die ehemalige Klosterschule, ist zum Bürger- und Vereinshaus umgebaut worden. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort