Förderprojekt steht auf der Kippe

TRIER-NORD. Das Förderprojekt "Integration und Ausbildung" des Bürgerhauses Trier-Nord steht auf der Kippe. Das Mainzer Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, das bis August 2002 das Projekt zu einem Drittel mitfinanzierte, hat die beantragte weitere Unterstützung abgelehnt.

 Während ihrer Ausbildung werden Jugendliche in Betrieb und Belegschaft integriert und finden so in ein geregeltes Arbeitsleben.Foto: Cordula Fischer

Während ihrer Ausbildung werden Jugendliche in Betrieb und Belegschaft integriert und finden so in ein geregeltes Arbeitsleben.Foto: Cordula Fischer

Das Projekt eröffnet Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus sozial schwierigen Verhältnissen neue Perspektiven und Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Durch Spenden der Nikolaus-Koch-Stiftung und der "Aktion Arbeit" des Bistums Trier in Höhe von insgesamt 24 500 Euro konnte das Bürgerhaus bisher die durch den Ausstieg des Ministeriums entstandene Finanzierungslücke überbrücken. Allerdings gehen die Gelder nun zur Neige. Projektleiterin Annette Marx konnte nur noch mit einer halben Stelle weiter beschäftigt werden, und einer weiteren Mitarbeiterin musste zum Monatsende gekündigt werden. "Das ist schade, weil das Projekt erste Früchte trägt", bedauert Annette Marx. Einer der zurzeit acht betreuten Jugendlichen wird im Sommer seine Gesellenprüfung im Stukkateurhandwerk machen, drei befinden sich in der Berufsvorbereitung und haben gute Aussichten auf eine Lehrstelle bei der Haus-Verwaltungs und -Sanierungs GmbH (HVS). Das Arbeitsamt Trier hat eine Unterstützung bis ins Jahr 2005 zugesichert. Auch die HVS steht hinter dem Konzept. "Wir haben uns lange überlegt, ob wir uns weiterhin diesen sozialen Integrationsluxus leisten können, sind aber überzeugt, dass das Projekt zukunftsträchtig ist", erklärt HVS-Geschäftsführer Jörg Haferkamp. Vorteile für alle Beteiligten

Die Ausbildung und Qualifizierung der Azubis und deren eventuelle Weiterbeschäftigung ist nicht nur Teil der Gemeinwesenarbeit im Stadtteil, sondern bringt auch für die Firma Vorteile mit sich. "Gerade die Kontinuität, mit der solch ein Projekt läuft, ist für uns wichtig. Wir wollen die Menschen, die Hilfe brauchen, nicht aufgeben", sagt Joachim Wilbers, Vorstandsmitglied im Trägerverein des Bürgerhauses. Aber gerade die Nachhaltigkeit der pädagogischen Arbeit von Annette Marx sei in der derzeitigen Situation nicht mehr gewährleistet. "Es ist keine Alternative, das Projekt jetzt einschlafen zu lassen und es in einigen Jahren als förderungswerte innovative Idee wieder aufleben zu lassen", erklärt Bürgerhaus-Leiter Bernd Weihmann. Vor allem die jungen Menschen mit ungenügender Schulbildung und einem Vorstrafen-Register bekommen die Chance auf den Einstieg in ein geregeltes Berufsleben, können in Zukunft ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten, erwerben ein Zertifikat, das auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert wird. "So liegen sie langfristig nicht dem Staat auf der Tasche, in dem sie etwa Sozialhilfe empfangen", sagt Wilbers. Auch Jörg Haferkamp unterstreicht die präventiv wirksame Bedeutung des Projekts. Die Bewährungshilfe, mit der Bürgerhaus und HVS zusammenarbeiten, frage immer wieder nach Lehrstellen. Ebenso hat das rheinland-pfälzische Justizministerium sein Interesse erklärt. Konkrete Zusagen für eine Förderung gibt es aber noch nicht. So läuft das Projekt momentan mit halber Kraft weiter. Neben der pädagogischen Betreuung im Betrieb, der Zusammenarbeit mit Schulen und dem Arbeitsamt muss sich Annette Marx auch noch zeitintensiver Verwaltungsarbeit widmen. "Es besteht die Gefahr, die Arbeit nicht auf dem bisherigen Niveau fortzuführen und den persönlichen Kontakt zu den Jugendlichen zu verlieren", erklärt die Projektleiterin. Bisher war sie permanent verfügbar, konnte bei akuten Problemen im Betrieb, auf den Baustellen und im privaten Bereich schnell handeln und intervenieren. "Wir sind dankbar für Spenden, wollen unsere Arbeit aber nicht von kurzfristigen Zuwendungen abhängig machen und überlegen, wie wir die Finanzierung langfristig auf mehrere stabile Füße stellen können", so Joachim Wilbers. Denn mit dem Projekt "Integration und Ausbildung" habe man in Trier-Nord eine Basis geschaffen, die es in gleichwertiger Form in Rheinland-Pfalz nicht gäbe und die nicht zu einer Alibi-Veranstaltung werden soll. Morgen in unserer Trier-Nord-Serie: Triers einziges "Quartiersmanagement" betreibt ganzheitliche Stadtteilarbeit.

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