Forscherin aus Heimatliebe

KÜRENZ. Für Hiltrud Holzberger ist die Geschichte ihres Heimatstadtteils so spannend wie eine Detektivgeschichte. Bei Menschen, In Archiven, Bibliotheken und Zeitungen geht die pensionierte Lehrerin auf historische Spurensuche. Ihre Recherche-Ergebnisse veröffentlicht sie meist im "Neuen Trierischen Jahrbuch".

Fachfremd war Hiltrud Holzberger 1985 nicht, als sie während der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Ludwig-Simon-Realschule an der Schul-Chronik mitschrieb. Die Lehrerin für Englisch und Deutsch hatte in ihrem Studium in Tübingen und Zürich als drittes Fach Geschichte gewählt. "Damals hatte ich keine Routine", sagt die 64-Jährige, die nach eigenem Bekunden mit dem Schreiben Neuland betrat. "Aber ich bin in eine so euphorische Stimmung geraten, da war mir klar, dass es das ist, was ich machen will." Forschen und darüber schreiben - das ist es, was sie heute macht.Geschichtsstudium war enttäuschend

Als enttäuschend beschreibt Holzberger im Rückblick das universitäre Studium der "großen Geschichte". Dort habe man wenig über die Menschen erfahren und darüber, wie sie gelebt haben. Nun kratzt die Historikerin nicht mehr nur an der Oberfläche, sondern begibt sich mitten hinein in die "eng-regionale Geschichte", vor allem von Kürenz. Und dass "die auch so viel aussagt über die große Geschichte, ist sehr interessant", sagt Hiltrud Holzberger. Um ihre neue "Leidenschaft" zu untermauern, hat sie sich mit der Sütterlinschrift auseinandergesetzt und sich intensiv mit Architektur beschäftigt. Bei ihrer Arbeit geht sie äußerst sorgsam vor. "Das ist meine Spezialität, auch wenn die Arbeit dann mal länger dauert." Vielleicht ist auch das, neben der fachlichen Kompetenz als ehemalige Deutschlehrerin, ein Grund gewesen, warum sie in den Redaktionsausschuss des "Neuen Trierischen Jahrbuches" berufen wurde. Um ihre Aufsätze, die sie zunächst über das Kürenzer Kloster der Benediktinerinnen und das Schloss sowie die Familie Servais erarbeitet hatte, publizieren zu können, suchte sie 1989 den Kontakt zum Verein Trierisch. Geschichte ist der Schlüssel zur Gegenwart

Im letzten Jahrbuch schrieb Holzberger über "Arnold Steingroever, Pferdebahnbesitzer und Baulöwe", ein gesamttrierisches Thema. Mit dessen Nachkommen habe sie sich während der Recherchen unterhalten und sei auf eine wahre Goldader gestoßen. Aktuell forscht die 64-Jährige über die Kürenzer Felsenkeller im Aveler Tal. Dazu hatte sie schon zu Beginn ihres Forscher-Strebens in den Verträgen von Schloss und Kloster viele Hinweise gefunden. Und manchmal habe sie auch schon Details aufgedeckt, die den Profis entgangen seien. Detektivisches Gespür brauche man für diese Arbeit und "eine sublimierte Neugier". "Aber vor allem muss man Begeisterung für das Thema mitbringen." Dass Hiltrud Holzberger mit Kürenz eng verbunden ist, rührt aus der Familientradition her. Ihre Großeltern lebten auf dem Grundstück im Aveler Tal, zu dem es Hiltrud Holzberger nach einigen Unterbrechungen 1971 wieder zurückzog. "Ich finde es wichtig, dass man seine persönliche Umgebung kennt und dahinter blickt. Man erlebt die Gegenwart besser, wenn man die Vergangenheit gut kennt." Dass auch andere Kürenzer in den Genuss ihrer Kenntnisse kommen, dafür arbeitet sie an einem neuen Projekt. Denn sie will eine Kürenzer Chronik herausbringen, für die sie allerdings noch Sponsoren sucht. Zu erzählen hat sie eine ganze Menge, auch Fotos von historischen Gebäuden sammelt die Heimat-Historikerin, die sich stunden- und nächtelang in ihrer Spurensuche verlieren kann.

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