Fragen des Vertrauens

TRIER-HEILIGKREUZ. (cofi) "Zugehende Beratung" war das Thema eines Modellprojekts, das vor zwei Jahren von der Universität Koblenz begleitet wurde. Hinter dem Titel verbirgt sich das Angebot von Beratungsstellen im Bistum Trier, die in Kindertageseinrichtungen offene Sprechstunden installierten.

Die Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Projekt hat die Trierer Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums auch auf Einrichtungen übertragen, die mit Kindern im Grundschulalter arbeiten. Im Hort Heiligkreuz können seit Juni Kinder, Eltern und Mitarbeiter mit ihren Sorgen, Nöten und Fragen die offene Sprechstunde nutzen, die alle zwei Wochen stattfindet und von zwei Beratern betreut wird."Nicht als Fremdkörper betrachtet"

"Eine gute Kooperation mit dem Hort und dem Team war uns wichtig, damit die Beratungsstelle nicht als Fremdkörper im Haus betrachtet wird", sagt Sozialarbeiter und Leiter der Bistums-Beratungsstelle Wolfgang Drehmann. Durch die Integration in den Hort-Alltag würden Hemmschwellen ab- und Vertrauen aufgebaut. "Man darf sich in jedem Fall an uns wenden. Auch Fragen können gestellt werden. So ist es möglich, Probleme früh zu erkennen. Die vertraute Umgebung und die Unterstützung durch die Pädagogen vermitteln Sicherheit", erklärt Beraterin Birgit Martens. Die Themen, die Eltern und Kinder ansprechen, sind komplex. Fragen zu Erziehung, kindlicher Entwicklung, Vorpubertät, Trennung, Gewalt in der Familie oder Trauer werden gestellt. "Orientierungslosigkeit in Erziehungsfragen ist keine Frage von sozialen Schichten", sagt Martens. Rat bei einer öffentlichen Stelle zu suchen sei auch kein Zeichen von Schwäche oder von psychischen Problemen, sondern ein verantwortungsbewusster Umgang mit Unsicherheiten, die sich im Alltag ergeben. "Für uns ist die Kooperation eine wunderbare Möglichkeit, ohne großen Aufwand die Kinder in ihren sozialen Bezügen zu sehen und zu begleiten", sagt Martens."Ausweitung auf Schule scheint sinnvoll"

"Viele Eltern brauchen diesen Rat", sagt Marion Heintz, Leiterin des Kinderhorts Heiligkreuz. "Wir sind Pädagogen, keine Psychologen. Die offene Sprechstunde ist eine Bereicherung für unser Haus." Während Heintz und ihr Team zuvor Hilfesuchende an andere Stellen verweisen mussten, kann nun vor Ort Rat erteilt werden. "Das ist wichtig, damit sich Symptome nicht verfestigen", erklärt Martens. "Es scheint sinnvoll, das Angebot in Richtung Schule auszuweiten", sagt Drehmann. Inwiefern Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen, die die Kinder besuchen, aufgebaut werden können, wollen die Berater im kommenden Jahr überprüfen.

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