Franz Müntefering erhält Oswald von Nell-Breuning-Preis (Fotos/Video)

Trier · Zum achten Mal hat die Stadt Trier am Freitag im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais den Oswald von Nell-Breuning-Preis verliehen. Preisträger ist der frühere Bundesminister, Vizekanzler und SPD-Bundesvorsitzende Franz Müntefering.

 Preisträger Franz Müntefering (links) mit Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe

Preisträger Franz Müntefering (links) mit Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe

Foto: Friedemann Vetter

Mit der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung würdigt die Stadt das Lebenswerk des 77-jährigen Sozialpolitikers, dessen vielfältiges sozialpolitisches Handeln, so die Jury, auf den Grundwerten der von Pater von Nell-Breuning maßgeblich geprägten Katholischen Soziallehre basiere.

Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der auch Vorsitzender des Preisgerichts ist, hielt die amtierende Präsidentin des bayerischen Landtags und frühere bayerische CSU-Sozialministerin Barbara Stamm die Laudatio auf den Preisträger. Der Überreichung des Preises und den Dankesworten des Preisträgers folgte der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Trier. Der Festakt wurde musikalisch von Schülern des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG) unter Leitung von Stefanie Lamberti gestaltet. Das FWG ist die Nachfolgeschule des ehemaligen Jesuitenkollegs, an dem Oswald von Nell-Breuning 1908, wie 73 Jahre vor ihm Karl Marx, seine Reifeprüfung ablegte.

Nach Darstellung der Jury hat Müntefering als "ausgewiesener Sozial-, Arbeitsmarkt- und Rentenexperte in führenden politischen Ämtern über Jahrzehnte mit seinem ausgeprägten sozialen Bewusstsein stets handlungsorientiert im Geiste der Katholischen Soziallehre sozialpolitische Akzente umgesetzt und damit Antworten auf drängende Fragen seiner Zeit gegeben".

Müntefering habe, so Jury-Vorsitzender Leibe, immer wieder "die Kriterien von Ethik und Moral in der Wirtschaft angemahnt und das Recht auf menschenwürdige Arbeit eingefordert".

Mit Vehemenz setze sich der Sozialdemokrat für die Erneuerung der sozialen Komponente der Marktwirtschaft ein. Auch heute gelte Münteferings Plädoyer in vielen Fragen der Weiterentwicklung der sozialen Gerechtigkeit. Mit seinem Appell an die "Verantwortungssolidarität" beziehe er Stellung zu aktuellen Herausforderungen, beispielsweise in der Flüchtlingsfrage, beim Mindestlohn, in der Familienpolitik oder für eine gerechte Honorierung der Fürsorge- und Pflegeleistungen.

Franz Müntefering hat Pater von Nell-Breuning persönlich kennengelernt und sich voller Hochachtung über den Nestor der Katholischen Soziallehre geäußert. Er schildert in einem Artikel* den Jesuitenpater als "beeindruckende Persönlichkeit", als "Impulsgeber und strategische Schlüsselfigur" für die Neuordnung der Wirtschafts- und Sozialpolitik in den frühen Jahren der Bundesrepublik.

Jury-Vorsitzender Leibe vermisst einen solchen "unbeirrbaren Mann, Querdenker, Mahner und Richtungslenker", auch wenn sich die "Herausforderungen seiner Zeit nicht mit den Problemen unserer Tage vergleichen lassen". Für Triers Oberbürgermeister gehört Pater von Nell-Breuning zu den "großen Söhnen der Stadt", man sei sich der "Bedeutung und der Verantwortung gegenüber seinem herausragenden Lebenswerk bewusst". Neben der zweijährigen Preisverleihung soll dies auch im Karl-Marx-Jubiläumsjahr 2018 zum Ausdruck gebracht werden. So ist für das Frühjahr kommenden Jahres gemeinsam mit dem Bistum ein Symposium geplant. Dabei geht es um die Frage, wie es um das Verhältnis von Kapital und Arbeit bestellt ist und welche Impulse die von dem Trierer Jesuitenpater maßgeblich geprägte Katholische Soziallehre einer gerechten und sozialen Wirtschaftsordnung mit menschlichem Antlitz heute noch vermitteln kann.Bisherige Preisträger

Der Oswald von Nell-Breuning Preis, der die Verbundenheit der Stadt mit ihrem Sohn und früheren Ehrenbürger dokumentieren und an das herausragende Lebenswerk des Jesuitenpaters erinnern möchte, wird seit 2003 alle zwei Jahre vergeben. Bisherige Preisträger waren Bundesverfassungsrichter a.D. Professor Dr. Paul Kirchhof (2003), Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt (2005), das päpstliche Hilfswerk "Cor Unum" (2007), die Brüder Dr. Hans-Jochen und Professor Dr. Bernhard Vogel (2009), Bundesminister a.D. Dr. Norbert Blüm (2011), der gemeinnützige Verein "Fair Trade" (2013) sowie Bundesminister a.D. Dr. Heiner Geißler (2015).Mehr zum Thema

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