Frau Fuchs und ihre Familie

HEILIGKREUZ. (red) Füchse im Garten? Für Familie Dall'Agnol in der Heinrich-Kemper-Straße inzwischen ein "freundschaftlicher Normalfall". Die 36-jährige Diplom-Geografin Désirée Dall'Agnol verfasste folgenden Gastbeitrag für den Trierischen Volksfreund .

Schon der bekannte Autor Günther Schumann berichtete in seinen Bänden "Mein Jahr mit den Füchsen" und "Leben unter Füchsen", dass viele glückliche Umstände zutreffen müssen, um zu so einer überaus scheuen Tierart wie dem Fuchs eine freundschaftliche Verbindung zu bekommen. Dass sich aber unter dem wachsamen Blick unseres Jagdhunde-Duos eine Fähe (weiblicher Fuchs) ihre "Wohnstube" einrichtete, um ihre Jungen zu werfen und großzuziehen, zeugt doch von Intelligenz und enormer Lern- und Anpassungsfähigkeit. Auf die unangemeldete Untermieterin wurden wir erst im vergangenen Frühjahr aufmerksam, als unser Deutsch-Drahthaar vergeblich versuchte, unser Gartenhäuschen zu demontieren und unser Dackel vor dem Häuschen zur Salzsäule erstarrte und jeder Witterung trotzte. Erst eine beherzte Krabbelpartie der ach so instinktlosen Menschen, die das beharrliche Treiben der Hunde auf einen Igel im Winterschlaf zurückführten, brachte die erwünschte Aufklärung: Eine Fähe mit ihren drei Welpen! Diese eher ungewöhnliche Entdeckung wurde - in Anbetracht der Tatsache, dass sich zwei Jäger im Hause befinden - zunächst sehr zwiespältig betrachtet. Sollte man die Füchsin verjagen oder dulden? Was ist mit den Hunden? Und wie stets mit dem Fuchsbandwurm? Wir entschlossen uns, Ruhe zu bewahren und den Dingen ihren Lauf zu lassen und konnten in den kommenden Monaten das Familienleben einer Stadtfüchsin beobachten, was uns mit großer Freude erfüllte.Äpfel mit Wurmkur

Allerdings mit einigen Einschränkungen für unsere Hunde, die am späten Abend nicht mehr ihr "grünes Territorium" betreten durften. Diese Vorsicht galt vor allem unserem großen vierbeinigen Hausgenossen, der nach einmaligem Anblick auf die Füchsin schon in der Dämmerung wie ein schwarzer Panther lautlos zum Gartenhaus schlich. Pfingstsonntag tötete er leider den schwächsten Welpen. Trotzdem blieb unsere Fuchsmutter im Garten, und eines Morgens sahen wir sie zum ersten Mal deutlich auf dem Rasen. Zottelig, abgemagert und sichtlich in Eile, ihre Welpen zu füttern. Welche Beweggründe uns dazu führten, der gestressten Dame einen Apfel (mit Wurmkur!) zuzuwerfen, ist bis heute noch ungeklärt - wahrscheinlich Mitleid. Auf jeden Fall, ab diesem Tage schnürte die Füchsin jeden Morgen um Punkt 6 Uhr an unserem Wohnzimmerfenster vorbei, setzte sich und wartete geduldig, zeitweise gähnend oder dösend auf ihren Apfel. Die Zeit verging, ohne dass wir nur einmal die beiden Jungen zu sehen bekommen hätten. Aber sie waren da. Wie kleine Kobolde huschten sie nachts durch den Garten, spielten, rauften und heckten allerlei Unsinn aus. So wurde beispielsweise ein vergessenes Paar Gartenschuhe zu ihrer nächtlichen Beute. Aber unsere Geduld und frühmorgendliche Versammlung halb schlafender Familienmitglieder wurde belohnt. Endlich sahen wir die beiden Welpen. Weißschwänzchen und Schwarzschwänzchen, die wir aufgrund ihrer unterschiedlich gefärbten Schwanzspitzen so tauften. Sie spielten und schmusten mit ihrer Mutter oder quengelten nach ausgiebiger Körperpflege. Eine außergewöhnliche Beobachtung machten wir an einem frühen Morgen Anfang Juli. Plötzlich tauchte ein stattlicher Fuchs auf. Die Reaktion der Fähe, nämlich Desinteresse, und die stürmische Begrüßung der Jungen ließ alle Zweifel schwinden. Es war der "Herr des Hauses". Der Fuchsrüde, der sich ohne unsere Kenntnis an der Aufzucht der Jungen beteiligt hatte. Schwarzschwänzchen folgte seit diesem Tage stets dem Vater, während Weißschwänzchen eher den Kontakt zur Mutter suchte. Seit August ist es etwas ruhiger in unserem Garten geworden. Unsere Mutter hat sich zu einer wunderschönen dunkelroten Füchsin gemausert, und die Welpen sind zu kräftigen Jungfüchsen herangewachsen - vorbereitet auf ein wildes und gefährliches Leben in der Stadt. Denn viele Menschen haben den Bezug zur Natur verloren und betrachten jedes wild lebende Tier als Eindringling oder gar Bedrohung. Die Tiere werden vergiftet, mit Luftgewehren verjagt oder angeschossen oder vom Auto überfahren. Wer mehr über Füchse und ihr Leben erfahren möchte, wird fündig auf der Internetseite www.fuechse. info

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