Frau Horsch ihre Carmen

Wir Trierer sind manchmal schon ein merkwürdiges Volk. "Du musst unbedingt Karten für ,Carmen' besorgen", ruft neulich meine Bärbel. "Quatsch", hab' ich gesagt, "die machen doch dieses Jahr extra keine Oper im Amphitheater aus Rücksicht auf die Antikenfestspiele".

- "Das ist ja auch auf dem Domfreihof", hat die Bärbel entgegnet. Moment, hab' ich da gedacht. Neulich hat mir doch einer erzählt, dass sich die Trierer Veranstalter endlich zusammengerauft haben, um sich nicht mehr so viel Konkurrenz zu machen. Die Moselfestwochen, die Antikenfestspiele, der Ingo Popp. Und jetzt kommt jemand ganz anders von auswärts und schnappt denen die dicken Brocken weg. Da hab' ich gedacht, ich frag mal den Herrn Holkenbrink, den trifft man im Moment ja überall. Der ist schließlich für die Kultur zuständig. Aber der hat mir gesagt, mit dem Domfreihof hat er nix zu tun, der gehört der Frau Horsch. Und die kann da scheinbar machen, was sie will. Auch vermieten an andere, die dann das Geld verdienen, auf das die Trierer Kulturmacher aus Rücksicht aufeinander verzichten. "Komisch", hat da meine Bärbel gesagt. "Der Holkenbrink bezahlt dann das Defizit, das die Antikenfestspiele haben, weil die Leute ihr Geld lieber für der Frau Horsch ihre Carmen ausgeben". So ist das halt mit den Trierern. Merkwürdig. Oder "klaor", wie Leiendeckers Helm sagen würde.

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