Frauen haben's schwer, nehmen's leicht

Was sind die größten Veränderungen im Rollenverständnis der Frau? Dazu hat der TV Julia Reuter befragt, Juniorprofessorin für Soziologie an der Universität Trier.

Trier. (uq) Bildung, Erwerbstätigkeit, rechtliche Gleichstellung: All dies sind Punkte, die in den Augen vieler Sozialwissenschaftler dafür sprechen, dass die Gleichheit der Geschlechter mittlerweile in vielen Ländern Realität sei. "Das in den 1950er-Jahren so erfolgreiche wie aussagekräftige ,Handbuch für die gute Ehefrau', das auch vor Tipps wie ,Opfere Dich auf - ER ist der Chef' nicht zurückschreckt, liest sich heutzutage wie ein schlechter Witz aus einer längst vergangenen Zeit", sagt die Soziologin Julia Reuter. Vor allem in Industriegesellschaften scheine es, als haben sich die Frauen weg vom Dasein für andere hin zu einem Stück eigenen Leben emanzipiert. "Andererseits zeigt uns die aktuelle Forschung, dass nach wie vor Attribute wie ,fürsorglich' und ,einfühlsam' als weibliche Eigenschaften bewertet werden und Frauen sich bewusst wie unbewusst nach diesen richten", erklärt Reuter. Statistiken zeigten, dass Wäsche waschen, Essen kochen und Kinder versorgen auch heute größtenteils Frauensache sei. "Alle reden zwar von Gleichheit, alle fühlen sich gleich, aber sie handeln nicht gleich."

Zwar wünschten sich die meisten jungen Männer eine gleichberechtigte Partnerin, aber spätestens mit dem Zusammenziehen schleiche sich eine ungleiche Arbeitsteilung ein. Diese werde oft mit personenbezogenen Unterschieden erklärt. "Da sagen die Frauen dann: ,Ich hab' halt einen Ordnungsfimmel' oder ,Ich kann halt besser bügeln'." So sei der Leidensdruck der Frauen womöglich geringer als erwartet. "Dennoch sollte man am Weltfrauentag daran erinnern, dass es Frauen - auch wenn sie es leicht nehmen - dennoch schwer(er) haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort