Frauennotruf informiert über sexuelle Gewalt in Institutionen

Trier · Wie erkennt man, dass Kinder und Jugendliche in Schulen, Vereinen oder anderen Einrichtungen sexuellen Übergriffen ausgeliefert sind? Unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich eine Fachtagung am Freitag in Trier.

Trier. Unter der Überschrift "Sex für ein paar Zigaretten" berichtete die Tageszeitung Taz im vorigen Herbst über sexuellen Missbrauch in einem Jugendhilfezentrum in der Nähe von Trier. Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr auch die Meldungen von sexuellen Übergriffen in kirchlichen Einrichtungen und Vorzeigeinternaten wie der Odenwaldschule.
"Das Problem, dass es in Einrichtungen - kirchlichen und nicht kirchlichen - zu sexuellen Übergriffen kommt, ist durch die öffentlich gewordenen Fälle greifbar geworden", sagt Ingrid Gödde, Leiterin des Trierer Frauennotrufs. Die Bundesregierung habe einen Runden Tisch eingerichtet. Die Kirche den Trierer Bischof Stephan Ackermann zu ihrem Beauftragten für die Aufklärung von Missbrauchsfällen erklärt. "Trotzdem hat in der Region bislang keine öffentliche Diskussion zur Prävention stattgefunden", sagt Gödde.
Hemmschwelle senken


Zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltet der Frauennotruf daher am Freitag, 21. Oktober, eine Tagung. Gedacht ist diese vorrangig für Mitarbeiter in Jugendhilfeeinrichtungen, Schulen oder Kindergärten. Aber auch andere Interessierte sind eingeladen.
"Es geht uns darum, Bewusstsein und sinnvolle Strukturen zu schaffen", sagt Gödde. "Wir wollen Kompetenzen vermitteln, damit Lehrer und Betreuer Anzeichen für sexualisierte Gewalt wahrnehmen können." Viele hielten solche Dinge an ihrer Einrichtung überhaupt nicht für möglich. "Dann ist der Blick nicht nur versperrt, sondern die Kinder und Jugendlichen trauen sich auch nicht, das Tabuthema anzusprechen", sagt Gödde. Sinnvoll sei es, Strukturen zu schaffen. So könnten beispielsweise Handlungsgpläne aufgestellt werden: Wie geht man damit um, wenn ein Opfer sich anvertraut? Wer wird informiert? Welche Risikofaktoren gibt es, die Übergriffe ermöglichen? Wie kann Transparenz geschaffen werden? "Ist eine Einrichtung bereit, offen über sexuellen Missbrauch zu sprechen und Vorkehrungen zu treffen, dann wissen potenzielle Opfer, dass das Thema ernst genommen wird. Die Hemmschwelle, sich jemandem anzuvertrauen und Hilfe zu suchen, sinkt dadurch", erklärt Gödde. woc
Die Tagung Sexualisierte Gewalt in Institutionen findet statt am Freitag, 21. Oktober, 9.30 Uhr bis 16 Uhr, in der Volkshochschule am Domfreihof. Drei Vorträge gibt es: "Sexuelle Gewalt: Ausmaß, Entwicklung, Bedingungsfaktoren", "Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt in Institutionen", "Gewalt und Missbrauch verhindern: Prävention und Intervention bei Fehlverhalten pädagogischer Fachkräfte". Die Podiumsdiskussion dreht sich um die Frage, was getan werden kann, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Moderation: Bettina Mann vom Frauennotruf. Teilnehmer: Angelika Birk, Sozialdezernentin und Bürgermeisterin von Trier, und Dorothee Bohr, Justiziarin beim Bistum Trier. Anmeldungen zur Tagung noch möglich beim Frauennotruf, Telefon 0651/49777, Tagungsbeitrag: 40 Euro. woc

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