Frauenschwarm und dufte Begleitung

Einst war er ein Star. Spielte mit den Stars. Helmut Katzenmeyer feierte in den 50er und 60er Jahren große Erfolge auf den Bühnen der Republik und im Ausland. Seine Helmut-Katz-Combo war eine der deutschen Spitzenbands. Seine Karriere beendete Katzenmeyer bereits vor Jahrzehnten. Nun feierte der Star von damals seinen 85. Geburtstag.

Trier. "Wir waren als heiße Band verschrien. Das waren Zeiten ...!" Diese Zeiten liegen nun schon ein halbes Jahrhundert zurück. Konserviert sind sie in alten Schwarz-Weiß-Fotos, Programmheften, Autogrammkarten. Die dicken Fotoalben blättert Helmut Katzenmeyer selten durch. Die fotografierten Erinnerungen hat er abgefilmt, digitalisiert und auf DVD gebrannt. "40 Jahre Musik - und die Helmut-Katz-Combo" ist der Titel des etwa einstündigen Werks, in dem er seine Geschichte verwahrt. Es ist auch eine Künstlergeschichte aus Nachkriegsdeutschland und Wirtschaftswunderzeit. "Aber eigentlich könnte ich ein Buch schreiben", sagt Helmut Katzenmeyer.

Erlebt hätte er dafür genug. 1925 in Darmstadt geboren besuchte der talentierte Junge bereits früh das Konservatorium. Der Zweite Weltkrieg beendete früh alle Notenträume. Danach hielt ihn aber nichts mehr, er startete seine Karriere mit Auftritten im Darmstädter "Ami-Club". Er wurde Mitglied im Orchester Teddy Seidler, reiste in den 50er und 60er Jahren kreuz und quer durch die gesamte Republik, Berlin, Hamburg, Baden-Baden, Norderney, Essen, ... Und ging auf Orienttournee: Istanbul, Beirut, Alexandria, Suezkanal, Zypern. Als Unterhaltungsmusiker hat Katzenmeyer die Welt gesehen, als die meisten Deutschen noch von einer Reise in den sonnigen Süden träumten. Katzenmeyer lebte seinen Traum bei Auftritten in großen Tanzlokalen, in Bars, Cafés, und Varietétheatern. Später wechselte er zum Orchester Gerd Papendieck.

Begleitet hat der studierte Schlagzeuger und Sänger die ganz Großen der Zeit: Die Liste liest sich wie ein Who's who der nachkriegsdeutschen Unterhaltungsmusik: Hazy Osterwald, Gus Backus, Bruce Low, Bibi Jones, Fred Bertelmann, Geschwister Leismann und Mary Roos. Im Repertoire: "Alles, was verlangt worden ist." Aktuelle Hits. Die Arrangements schrieb er selbst. Aber auch verschiedene Bühnenshows. Vier Mottos gab es. Am beliebtesten waren Hawaii-Nummern und Herz-Schmerz-Melodien. "Wir haben täglich Musik gemacht."

Ende der 50er Jahre spielte er in Trier im Café Astoria



Mit dem Orchester Teddy Seidler machte er Rundfunkaufnahmen, morgens rein ins Studio, abends raus und dann auf eine der Bühnen, auf denen die Fans ihn bejubelten. "Die Frauen haben Schlange gestanden und die Teenager warteten vor der Garderobe", erinnert er sich. Kein Wunder: Die jungen Männer sahen adrett aus, versprühten Charme und Weltgewandtheit. Ende der 50er führten Katzenmeyer einige Engagements auch nach Trier, ins legendäre Café Astoria. Dort lernte er auch seine Frau Lissy kennen. Sie saß in der ersten Reihe, zwischen ihr und dem weitgereisten Musiker funkte es. Schließlich gründete Katzenmeyer seine eigene Band: die Helmut-Katz-Combo. Wer dort mitspielen wollte, musste nicht nur ein, sondern drei bis vier Instrumente perfekt beherrschen, vom Blatt spielen können. "Dufte Begleitung", hat Gus Backus als Dank an Helmut Katzenmeyer und seine Combo auf eine Autogrammkarte geschrieben.

1970 löste er die Combo auf, verabschiedete sich von den Bühnen und der Öffentlichkeit. Seine Instrumente, Noten und Anlage hat er verkauft. 1980 kam die vernichtende Diagnose: Krebs. Helmut Katzenmeyer lebt heute zurückgezogen. Gerade erst hat er wieder einige Krankenhausaufenthalte hinter sich. Und verblüfft die Ärzte seit Jahrzehnten, dass sie ihn weiter behandeln dürfen. "Mein Arzt hat gesagt, eigentlich müsste ich schon seit 20 Jahren tot sein", sagt Katzenmeyer mit einem Lächeln im Gesicht.

Seinen Humor hat er nicht verloren, und das spitzbübische Lächeln und das Funkeln in seinen Augen sind noch da. Vor allem, wenn er den Charme der 50er und 60er Jahre wieder lebendig werden lässt.

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