Freizeit Das Warten auf das kühle Nass

Trier/Saarburg/Schweich/Ruwer · Seit Mittwoch steht fest, dass Freibäder in Rheinland-Pfalz öffnen dürfen. Doch in Trier und im Kreis Trier-Saarburg sind die Reaktionen sehr verhalten.

 Sich im Schwimmbad zu vergnügen wie diese jungen Leute im Freibad Trier-Nord ist in diesem Jahr nur mit Abstand möglich – wenn überhaupt. Einige Bäder bleiben geschlossen.

Sich im Schwimmbad zu vergnügen wie diese jungen Leute im Freibad Trier-Nord ist in diesem Jahr nur mit Abstand möglich – wenn überhaupt. Einige Bäder bleiben geschlossen.

Foto: Friedemann Vetter

Die Hygienevorschriften für den Bäderbetrieb kamen in der achten Corona-Bekämpfungsverordnung sehr kurzfristig. Anfang der Woche stand fest, unter welchen Umständen ein Freibad ab Mittwoch öffnen darf (siehe Info). Landrat Günther Schartz vom Landkreis Trier-Saarburg informiert, dass das Gesundheitsamt den Kommunen dabei beratend zur Seite stehe. Schließlich gelte es viele Detailfragen zu beantworten und der zeitliche Aspekt setze viele Kommunen unter Erwartungsdruck, während große Unsicherheit herrsche.

Tatsächlich ist es für die Bäder im Kreis Trier-Saarburg und in der Stadt Trier nach jetzigem Stand zu kurzfristig. „Wir benötigen mindestens zwei Wochen Vorbereitungszeit“, sagte die Trierer Sportdezernentin Elvira Gabes im Stadtrat. Derzeit werde geprüft, ob und wie sich das Konzept in Süd- und Nordbad umsetzen lasse, welche Kosten und Um-Organisation auf die Stadt zukommen. Fest steht, dass mehr Mitarbeiter gebraucht werden (elf zusätzliche im Südbad, zehn im Nordbad). Da das Stadtbad in Trier bis auf Weiteres geschlossen bleibt, besteht die Möglichkeit, diese Mitarbeiter in den Freibädern einzusetzen. Gleichzeitig minimiert sich die Zahl der Menschen, die sich in den Bädern aufhalten dürfen, deutlich. Derzeit prüfe man die Möglichkeiten, möglichst vielen Menschen Zugang zu ermöglichen (der TV berichtete).

So weit sind noch lange nicht alle Verwaltungen. Über die Öffnung des Hermeskeiler Freibades soll kommende Woche Mittwoch entschieden werden. „Wir sind gerade in einer intensiven Planungs- und Entscheidungsphase“, sagt Bürgermeister Hartmut Heck.

In der Verbandsgemeinde (VG)  Schweich dauert es gar noch länger. Dort wird erst am 16. Juni entschieden, ob die Freibäder in Schweich und Leiwen in diesem Sommer öffnen. Der Schweicher Pressesprecher Wolfgang Deutsch gibt zu bedenken, dass es keine leichte Entscheidung sei. „Die Eröffnung eines Freibades verschlingt viel Geld, Zeit und Arbeitskraft“, erklärt er. Durch die zusätzlichen Anforderungen wegen der Corona-Hygienevorschriften könne es bei den beiden Bädern zu Mehrkosten im sechsstelligen Bereich kommen. Man müsse dabei auch wirtschaftlich denken. Und noch könne niemand garantieren, ob die Gäste überhaupt kämen. Würde man erst zu spät in der Saison öffnen, lohne sich die intensive Vorbereitung kaum. Egal, wie viele Besucher kommen: Die Kosten und Dauer für Reinigung, Durchchlorung des Wassers und Neubefüllung der Becken bleiben gleich hoch.

Die Sicherheit der Badegäste und des Personals stehe an erster Stelle. Deshalb halte er es für wahrscheinlich, dass der Rat sich dafür entscheide, nur ein Bad zu öffnen, vermutlich das Schweicher Freibad. Das Personal aus Leiwen könne man dann dort mit einsetzen.

Eindeutig steht jedoch bereits fest: Das Kylltalbad in Kordel bleibt geschlossen. Bürgermeister Michael Holstein erklärt, dass der VG-Rat Trier-Land einstimmig beschlossen habe, nicht zu öffnen. Er macht dies an der schwierigen Personalsituation fest. Nicht nur fehle es an Rettungsschwimmern, es müsste zusätzliches Security-Personal eingestellt werden. „Das bedeutet Mehrkosten von rund 7600 Euro pro Woche“, heißt es in der Pressemitteilung der VG. Hinzu kämen die kostenintensiven Vorbereitungen, die eine Öffnung erst in rund vier Wochen möglich machen würden. Die normale Inbetriebnahme koste jährlich rund 62 000 Euro. Mit den zusätzlichen Sicherheits- und Hygienevorschriften kämen zusätzliche Kosten von 80 000 Euro auf die Verbandsgemeinde zu. Während in einem normalen Jahr jeder Badegast mit 14 Euro subventioniert würde, wären es 2020 pro Badegast 42 Euro. Stattdessen wolle man die Zeit nutzen, um das Freibad mit einer neuen Filteranlage auszustatten und weitere Ideen entwickeln, um 2021 neu durchstarten zu können.

Frühestens am 5. Juli könnte das Freibad Mertesdorf öffnen. Und das ist auch noch fraglich. Nach Auskunft der VG-Verwaltung Ruwer wird der Verbandsgemeinderat Ruwer in einer Sondersitzung am 9. Juni über das Thema beraten. Die Versammlung des Schwimmbad-Zweckverbands, der auch Vertreter aus Trier angehören, wird dann am 10. Juni abschließend entscheiden. Nach derzeitiger Schätzung würden aufgrund der notwendigen Desinfektionsmaßnahmen und der Begrenzung der Badegäste Mehrkosten in Höhe von rund 200 000 Euro entstehen. Maximal rund 260 Badende wären nach aktueller  Lage zugelassen. An Spitzentagen sind normalerweise bis zu 2000 Menschen im Mertesdorfer Freibad.

Der VG-Rat Konz hat am Donnerstagabend die Entscheidung darüber, wie und ob das Saar-Mosel-Bad öffnen darf, an den Haupt- und Finanzausschuss der VG delegiert. Dieser darf demnach in Vertretung des VG-Rats über die mögliche Eröffnung des Hallenbads und die damit einhergehende corona-konforme Badeordnung entscheiden.

Landrat Günther Schartz hofft, dass so viele Freibäder wie möglich öffnen. Aus diesem Grund sei der Landkreistag, dessen Vorsitzender Schartz ebenfalls ist, im Gespräch mit der Landesregierung, um eine deutlich praxisnähere und handhabbarere Überarbeitung des Hygienekonzeptes kurzfristig zu erreichen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort