Freie Fahrt für Fahrradfahrer

Trier · Mit zahlreichen Projekten arbeitet die Stadt Trier im kommenden Jahr daran, etwas fahrradfreundlicher zu werden. Für Verkehrsexperten geht es in die richtige Richtung, der große Wurf sei das aber noch nicht.

 Markierungen auf der Straße sind eine Möglichkeit, neue Wege für Radfahrer zu schaffen. TV-Foto: Archiv/Cordula Fischer

Markierungen auf der Straße sind eine Möglichkeit, neue Wege für Radfahrer zu schaffen. TV-Foto: Archiv/Cordula Fischer

Trier. Trier soll zu einer fahrradfreundlichen Stadt werden. Um diesem großen Ziel ein Stückchen näherzukommen, hat die Stadtverwaltung für 2012 einige Bauprojekte geplant, mit denen die Situation für Radfahrer verbessert werden soll. Alle Verkehrsteilnehmer sollen so sicherer unterwegs sein und die Radler vorankommen.
Geplant ist etwa, die Bushaltestelle an der Treviris-Passage umzugestalten. Danach wäre es möglich, die Straße auch für Radfahrer freizugeben. Damit wird ein wichtiges Teilstück einer westlichen Nord-Süd-Verbindung befahrbar, ohne gegen Verkehrsregeln zu verstoßen. Eine östliche Nord-Süd-Verbindung soll von 2012 an die Öffnung Am Breitenstein ergänzen. So entsteht eine Verbindung von der Liebfrauenstraße zur Weberbach. Der Radweg an der Weberbach kann nach Auskunft der Verwaltung erst dann in Angriff genommen werden, wenn die dortigen Arbeiten der Stadtwerke (der TV berichtete) fertig sind.
Um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen, werden die Radler zukünftig nicht mehr über den Weg vor dem Rathaus fahren, sondern über den Augustinerhof geleitet. Die notwendigen Markierungen sollen 2012 aufgetragen werden.
Im kommenden Jahr sollen auch weitere Stellplätze für Räder in der Innenstadt geschaffen werden. Nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Trier ist das dringend erforderlich. "Wir haben deutlich zu wenig Stellplätze in der Stadt", sagt Johannes Ulbrich, zweiter Vorsitzender des Verbandes. Weitere Projekte im kommenden Jahr sind eine bessere Anbindung der FH über einen Radweg an der Bitburger Straße und der Radweg an der Loebstraße.
Der Radweg in der Weimarer Allee hätte bereits in diesem Jahr ausgebaut werden sollen. Weil nicht genug Personal bereitgestanden hat, sind die Arbeiten nach Auskunft der Verwaltung auf das kommende Jahr verschoben worden. Vorerst auf Eis gelegt ist die Ost-West-Querung der Fußgängerzone im Bereich Kornmarkt, weil der Stadt die Zustimmung der betroffenen Grundstückseigentümer fehle. Das teilte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani mit.
Raimund Scholzen, ehemaliger Verkehrsplaner der Stadt, sieht darin kein Problem. "Man kann die betroffenen Flächen zu Radwegen umwidmen. Ein Widerspruch der Eigentümer vor dem Verwaltungsgericht hätte wenig Aussicht auf Erfolg", sagt Scholzen. Der Experte attestiert der Dezernentin in Sachen Radwege grundsätzlich guten Willen. "Aber in den sechziger Jahren wurde Trier vor allem autofreundlich gemacht. Bis heute hat das Rad bei vielen Bürgern und Politikern keinen hohen Stellenwert", sagt Scholzen.
Der ADFC äußert sich zurückhaltend: "Die Maßnahmen sind sicher sinnvoll. Genaueres kann man erst sagen, wenn die Detailplanungen vorliegen", sagt Ulbrich. Ein Problem sei aber die schlechte Ausschilderung vieler Radwege. "Oft sind die Radfahrer orientierungslos, Schilder fehlen oder sind nicht eindeutig."
Laut Heiner Monheim, emeritierter Professor für Raumentwicklung an der Universität Trier, ist die Fahrradförderung ein "Stiefkind" Triers. Hauptprobleme: viele unattraktive, aber teure Bordsteinradwege, eine bunte Mischung unterschiedlicher Lösungen ohne klare Linie an Kreuzungen, große Defizite im Netz und mangelhafte Wahrnehmung des Fahrradverkehrs im "bergigen" Trier.Meinung

In kleinen Schritten zum Ziel
In kleinen Schritten versucht die Verwaltung, Trier etwas fahrradfreundlicher zu machen. Das ist gut so, denn den großen Wurf kann es nicht geben. Trier leidet wie viele andere deutsche Städte auch an seinem Erbe: In den Aufbaujahren nach dem Krieg ging es vor allem darum, die Innenstädte autofreundlich zu machen. Der Radverkehr spielte nur eine untergeordnete Rolle. Bis heute denken viele so. Außerdem hat die Stadt schlicht kein Geld für teure Radwege. Mit dem Bau von Luftschlössern - oder dem Abriss von Tankstellen - ist da nichts zu machen. Stück für Stück sollte den Radfahrern mehr Raum gegeben werden. Die Öffnung der Treviris-Passage ist sinnvoll. Wo immer es geht, sollten Rad- und Autofahrer die Straße gemeinsam nutzen. Irgendwann wird Trier vielleicht Fahrradstadt.

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