Freiraum dank Teilzeit für alle

Mit drei Büchern im Gepäck ist Kaja Kipping, stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei "Die Linke", nach Trier gereist, um über Ausverkauf der Politik, radikaldemokratischen Aufbruch und bedingungsloses Grundeinkommen zu sprechen.

Trier. (cofi) Überschaubar ist der Kreis, der sich in einem Restaurant am Trierer Viehmarkt eingefunden hat. Zerstritten, wie "Die Linke" in Trier derzeit ist (der TV berichtete), wundert der informelle Charakter der Veranstaltung nicht. Auch Polit-Prominenz wie Katja Kipping, stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei und eine ihrer jungen Galionsfiguren, vermag nicht den Genossen-Zwist für einen Abend zu kitten. Umso sachlicher geht Kipping zwischen roten Plakaten, Bannern und Accessoires auf sozialpolitische Fragen, Arbeitsmarkt und Privatisierungswelle ein und darauf, woran die Gesellschaft aus ihrer Sicht krankt.

Die herrschende Sozialpolitik habe nicht Gerechtigkeit als Ziel, sondern stehe unter dem Dogma "Hauptsache Arbeit!" Und das beschneide Grundrechte wie das Demonstrationsrecht: "Die Möglichkeit, der eigenen Stimme Gehör zu verleihen, ist unglaublich ungerecht verteilt." Kipping fordert die Rettung öffentlicher Plätze als Foren, wo Demokratie, , wo diskutiert wird. Dementgegen stehe die "Privatisierungswelle in Tsunami-Ausmaß". Lösung laut Kipping: "Wir e.V. statt Ich-AG". Weiter fordert sie "Teilzeit für alle", die 20-Stunden-Woche, dann bleibe Zeit für andere Tätigkeiten - Ehrenamt, Politik, Familie.

Die Erhöhung des Erwerbslosen-Regelsatzes auf 500 Euro, das Konstrukt Bedarfsgemeinschaft ebenso wie den Sanktionsparagraphen 31 bei Hartz IV abzuschaffen - all das hat sich Kipping auf die parteipolitischen Fahnen geschrieben, denn es brauche "eine Partei links von der Sozialdemokratie". Eine Antwort bleibt die Politikerin am Abend in Trier schuldig: die auf die Frage nach der Finanzierbarkeit. Aber da - wie auf viele weitere Punkte - verweist die 31-Jährige aufs Wahlprogramm und auf ihr Buch "Ausverkauf der Politik".

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