"Freiwillig ist nur der Eintritt"

Kordel · Feuerwehrmann zu sein, ist ein harter Job. Besonders in Kordel. Große Brand- und Hochwassereinsätze gab es hier viele in den vergangenen Jahrzehnten. Auch für Medard Roth. Nach 45 Jahren hört der 63-Jährige auf bei der Truppe, über die er sagt: "Jeder muss ran, freiwillig ist nur der Eintritt."

Kordel. Zu viel Pathos liegt ihm eigentlich nicht, aber wer 45 Jahre mit Leib und Seele Feuerwehrmann war, der kommt wohl nicht ganz daran vorbei, wenn er aufhört: Die wunderbare Kameradschaft habe ihn tief beeindruckt, sagt Medard Roth zurückblickend, auch habe er gelernt, Feuer und Naturgewalten mit Respekt zu begegnen.
Zwei Ereignisse waren es, die Roth 1966 zum Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Kordel bewogen: Die Überschwemmung der Friedhofstraße und die Bekanntschaft mit Josef Wagner, damals Amtswehrführer und Kreisausbilder. "Er konnte junge Leute motivieren", erzählt "Medi", wie er in Kordel genannt wird. Dort kennt ihn jedes Kind, schließlich ist er seit 1999 Ortsbürgermeister und managt seit Jahrzehnten den Karneval in der Fastnachtshochburg. Sein Engagement in der Feuerwehr war breit gefächert: Kreisausbilder, Wertungsrichter, Wehrführer, Mitbegründer des Kreisfeuerwehrverbandes, Mitglied des Katastrophenschutzzuges beim Fernmeldeamt Trier, seinem Arbeitgeber.
Die Jugendfeuerwehr Kordel, die am Sonntag ihr 25-jähriges Bestehen feiert (siehe Extra), gründete Roth 1987; sein Sohn Stefan ist seit Anfang 2010 Wehrführer in der Kylltalgemeinde. Auch der Vater und der Schwiegervater waren schon in der Feuerwehr.
Einsätze sind bei Medard Roth noch viele präsent: etwa der Brand 1967 auf dem Kimmlinger Hof, 1981 im Sägewerk Heinzkill ("Es war so heiß, dass die Jalousien der Nachbarhäuser geschmolzen sind"), 1986 das Feuer in der Schreinerei Lieser, etliche Waldbrände und natürlich die vielen Überschwemmungen von Bächen oder der Kyll, die Kordel heimsuchten. So am 25. Januar 1995. "An diesem Tag liefen innerhalb von 25 Minuten 144 Häuser voll Wasser", erzählt Roth, der Schaden sei in die Millionen gegangen. Die Berufsfeuerwehr Kaiserslautern schickte Pumpen, 750 Soldaten aus Hermeskeil sammelten Unrat, und Verteidigungsminister Volker Rühe schaute persönlich vorbei. "Sein Hubschrauber landete auf dem Sportplatz", kann sich Medard Roth noch gut erinnern. Im Winter 2003 dann der nächste Hochwasser-Schock. Kordel landete sogar auf der Titelseite der Zeitung Welt. 2006 wurde nach heftigen Regenfällen in der Südeifel der Welschbilliger Bach zum reißenden Fluss, aber da begannen schon die umfangreichen Schutzmaßnahmen im Ort zu greifen: Rund vier Millionen Euro wurden investiert.
Als letzte große Herausforderung bezeichnet Roth den Umbau des Feuerwehrgerätehauses, das auch die Atemschutzwerkstatt der Verbandsgemeinde Trier-Land beherbergt. Sorgen macht ihm der Personalmangel bei vielen Wehren: "Wir müssen Fusionen prüfen", meint Roth, aber an einem dürfe nicht gerüttelt werden: "Es ist wichtig, die dezentralen Dorfwehren beizubehalten und sie vernünftig auszustatten."Extra

Jugendfeuerwehr: Mit einem Tag der offenen Tür feiert die Jugendfeuerwehr Kordel am Sonntag, 9. September, ihr 25-jähriges Bestehen am Gerätehaus. Programm: 11 Uhr Frühschoppen, Essen vom Grill, 12 Uhr Fahrzeugausstellung, 13 Uhr Wanderrallye, ab 13 Uhr stündlich Vorführungen von DRK und Feuerwehr, 14 Uhr Kaffee und Kuchen, 16 Uhr Grußworte und Siegerehrung. alf

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