Freude teilen – danken können

Neulich samstags im benachbarten Ausland: Ich will nur schnell etwas einkaufen. Auf dem Parkplatz mit dem Park-scheinautomat ergattere ich glücklicherweise noch einen Platz. Gerade laufen im Radio die "Gedanken zum Tag", gesprochen von einer Pfarrerin.

Ihr will ich noch zuhören, bevor ich das Ticket ziehe. Es geht um Albert Schweitzer. Sein einfaches Leben im Urwaldspital Lambaréné wird beschrieben. Auf vieles hat er verzichtet, vieles hat er verschenkt, und dennoch war er dankbar dafür, dass er zu gelingendem Leben beitragen konnte. Versunken lausche ich dem restlichen Radiobeitrag, als es plötzlich an der Scheibe klopft. Eine ältere Dame lächelt mich an. Ich kurbele das Fenster runter. "Ja?" - "Wollen Sie hier parken?" Sie lächelt immer noch. "Äh ja", sage ich. "Dann schenke ich ihnen meinen Parkschein. Da ist noch eine halb Stunde drauf. Wäre doch traurig, wenn er verfällt." Mit den Worten drückt sie mir den Schein in die Hand und geht zu ihrem Auto. Zugegeben: Ich bin verdattert. Ich lege den Schein hinter die Scheibe und steige noch schnell genug aus, um sie an ihrem Auto zu erwischen: "Vielen Dank! Das war sehr lieb von Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag." Die mir Unbekannte lacht noch einmal, strahlt über das Gesicht und ruft: "Danke, den wünsche ich Ihnen auch." Die Szene bleibt mir im Kopf. Nicht nur beim Einkaufen, sondern den ganzen Tag. Unverhoffte Geschenke im Alltag und danken können - das ist etwas Wunderbares. Ich wünsche Ihnen, dass sie sich beides bewahren können, nicht nur am Erntedankfest, sondern im Alltag. Pfarrerin Vanessa Kluge, kluge.ehrang@ekkt.de

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