Wiedereröffnung? Freunde der Himmelsleiter in Trier-West dürfen hoffen
Trier-West/Pallien · Seit 2012 ist der steile Hangweg von Trier-West zum Markusberg offiziell geschlossen und seit 2017 entwidmet. Die vielfältigen Bemühungen um eine Wiederbelebung scheinen nun zu fruchten. Die Stadt stellt Eröffnung für 2021 in Aussicht.
Wer im Internet nach Himmelsleiter sucht, findet reichlich: Wikipedia listet jede Menge auf: Bücher, Romane, Filme, Skulpturen sowie Straßen und steile Aufstiege, verteilt über den gesamten deutschsprachigen Raum. Die Trierer Himmelsleiter ist nicht dabei. Durchaus verständlich. Denn offiziell gibt es sie nicht mehr. 2012 sperrte die Stadt den steilen Verbindungsweg zwischen Trier-West und dem Markusberg, 2017 folgte die Einziehung, sprich: Entwidmung. Warum, erklärt Baudezernent Andreas Ludwig: „Ein öffentlicher Weg geht mit Verkehrssicherungspflicht und Standards wie gleichmäßig hohen Stufen und Geländern mit Handläufen einher. Das können wir uns an dieser Stelle finanziell nicht leisten.“ Was aber nicht bedeute, dass die Himmelsleiter endgültig der Vergangenheit angehört: „Wir sind dabei, eine Lösung zu finden“, erklärt Ludwig.
Das „Wir“ beschränkt sich dabei nicht auf die Verwaltung. Auch der Ortsbeirat Trier-West/Pallien und der Stadtrat fordern, die Himmelsleiter aus ihrem aktuellen Schattendasein herauszuholen. Die Realität sieht ohnehin anders aus. Täglich nutzen Dutzende die Steilstrecke, die zwischen 2002 und 2011 jährlich Schauplatz des vom Ironman-Club ausgerichteten Trierer Alwitra-Himmelsleiter-Treppenlaufs war. 800 Meter, 605 Stufen, 177 Höhenmeter und bis zu 35 Prozent Steigung – das fand der erste Sieger, der Pole Jaroslaw Lazarovicz, schwerer zu bewältigen als die 1578 Stufen beim Empire-State-Building-Lauf in New York. Den Streckenrekord (4:22 Minuten) stellte 2007 Philipp Klären vom Post-SV Trier auf.
Dass die Himmelsleiter trotz Sperrung (auf eigene Verantwortung) einigermaßen begehbar ist, liegt an einem Stadtteil-Bewohner, der gelegentlich auf eigene Faust dort für klare Verhältnisse sorgt, umgefallene Bäume aus dem Weg räumt und eine Schneise durchs wuchernde Gestrüpp schlägt. Der Mann will anonym bleiben, mit seinem Engagement aber auf den Weg aufmerksam machen: „Er ist ein wichtiges Stück unseres Stadtteils, echtes Kulturgut. Noch in den 1960er Jahren war es der Schulweg der Markusberger Kinder.“
Auch Albert Bebelaar (76) ist regelmäßiger Nutzer der Himmelsleiter, die „quasi genau vor meiner Haustür beginnt. Für mich ist der Weg nach oben Fitnesstest und -training zugleich.“ Bebelaar hat viel Archivforschung zu seinem Heimatstadtteil betrieben und Erstaunliches herausgefunden. Bereits 1908 wandten sich Markusberger Bürger an die „hochlöbliche“ Stadtverwaltung mit der Bitte, den Treppenweg als einzige direkte Anbindung an die Stadt instand zusetzen. Im Rathaus hatte man ein Einsehen, und die „Regulierung“ wurde bewilligt.
Und heute? Dezernent Ludwig geht davon aus, dass 60 000 Euro notwendig sind, um den Weg wieder in Schuss zu bringen. Doch damit ist es nicht getan: „Er wird eine Daueraufgabe sein, für deren Bewältigung wir Hilfe brauchen“. Ludwig möchte die Himmelsleiter als offiziellen Zuweg zum Moselsteig ausweisen lassen. Positiver Nebeneffekt: Dafür gäbe es einen Zuschuss vom Land. 2021, so hofft Ludwig, könne die „Herzenssache reaktivierte Himmelsleiter“ dann Realität werden.
Marc Borkam (47), neuer Ortsvorsteher von Trier-West/Pallien, stellt intensive Unterstützung des Ortsbeirats in Aussicht: „Es war auch bereits unter meinem Vorgänger Horst Erasmy parteienübergreifender Konsens, dass die Himmelsleiter wieder nutzbar gemacht wird – mittel- bis langfristig als Teil eines Landschaftsparks in der Weststadt.“
Auch Rainer Düro (73) vom Ironman-Club begrüßt, dass sich endlich etwas bewegt: „Die Wiederbelebung der Himmelsleiter könnte auch das Comeback des Himmelsleiter-Laufs bedeuten.“