Freunde in der Fremde finden

TRIER. Gastschüler aus aller Welt leben jedes Jahr für einige Monate bei Gastfamilien. Hildegard von Rechenberg vom Verein "Experiment" kümmert sich in dieser Zeit um die Gäste aus dem Ausland.

 Hildegard von Rechenberg vom Verein "Experiment" steht jungen Menschen, die aus dem Ausland in die Region Trier kommen, zur Seite. TV-Foto: Anke Scholz

Hildegard von Rechenberg vom Verein "Experiment" steht jungen Menschen, die aus dem Ausland in die Region Trier kommen, zur Seite. TV-Foto: Anke Scholz

Andere Länder, andere Sitten - das sagt ein altes Sprichwort. Wer in ein anderes Land kommt, der erfährt, dass vieles in anderen Teilen der Welt ganz anders läuft als zuhause. Um die kulturellen Eigenarten Deutschlands kennen zu lernen, kommen jedes Jahr viele Austauschschüler ins Land und leben bei Gastfamilien. Intensive Betreuung notwendig

Fern ab von Eltern, Freunden und dem gewohnten Umfeld stürzen sich die jungen Leute in ein anderes Leben auf Zeit. Das ist zum einen Abenteuer, aber auch eine Herausforderung. Freunde in der Fremde zu finden ist manchmal nicht ganz leicht. Eine intensive Betreuung ist in dieser Zeit deshalb absolut von Nöten. Seit vielen Jahren kümmert sich Hildegard von Rechenberg ehrenamtlich um Schüler aus aller Welt, die bei Gastfamilien im Raum Trier wohnen. Bei der Planung und Problemen vor Ort steht sie den Familien und Austauschschülern zur Seite. Bis vor kurzem war die Triererin Vorstandsmitglied und Vorsitzende des Vereins "Experiment". Der Verein organisiert interkulturelle Begegnungen durch Schüleraustausch, Au-Pairs, Freiwilligendienste oder Bildungsreisen für Menschen ab 55 Jahre. Dem Amerikaner Donald B. Watt kam 1932 die Idee, durch persönliche Begegnungen mit den Menschen im Ausland das gegenseitige Verständnis der Kulturen zu fördern. Kurzerhand gründete er den Verein "Experiment", der auf allen Kontinenten aktiv ist. Vier Austauschschüler aus Südamerika

Seit August betreut Hildegard von Rechenberg vier Austauschschüler aus Südamerika. Schon Monate vorher hatte die ehrenamtliche Mitarbeiterin die Gastfamilien für die vier Jugendlichen ausgewählt. Auch während des Aufenthalts in Deutschland hält sie regelmäßig Kontakt mit den Austauschschülern und ihren Gasteltern. Wie klappt das Zusammenleben mit der Tochter und dem Sohn auf Zeit? Finden die ausländischen Jugendlichen in der neuen Umgebung Anschluss? Solche Fragen stellt der Verein "Experiment" in speziell entwickelten Fragebögen. "Die Schüler sollten einigermaßen in der Schule zurechtkommen und sich in der Familie wohl fühlen", erklärt von Rechenberg. Wie es ist, in einem fremden Land als junger Mensch auf sich allein gestellt zu sein, weiß Hildegard von Rechenberg aus eigener Erfahrung. Mit 16 Jahren verbrachte sie ein Austauschjahr bei einer Gastfamilie ein Südtexas. "Die Möglichkeit herauszukommen, hat mich damals fasziniert", erinnert sie sich. Zurück in Deutschland konnte sie von den Erfahrungen, die sie im Ausland gesammelt hatte, profitieren. "Das Jahr in den USA hat mein ganzes privates und berufliches Leben bestimmt", meint Hildegard von Rechenberg. Nach der Schule ging sie nach Göttingen ans Dolmetscher-Institut, wo sie sich begeistert Fremdsprachen widmete. 2002 bekam sie für ihre ehrenamtliche Tätigkeit in dem Verein das Bundesverdienstkreuz verliehen. Andere Kulturen entdecken

Andere Kulturen zu entdecken, ist eine wichtige Erfahrung, die sich den Gastschülern im Ausland bietet. Ganz nebenbei lernen sie aber auch noch, eine andere Sprache zu verstehen und zu sprechen. Was in der Schule manchmal trocken und öde sein kann, wird im Alltag des Austauschschuljahres kinderleicht. Immer wieder staunt sie, wie schnell sich die Jugendlichen in Aussprache und Wortschatz verbessern, während sie bei den Gastfamilien leben. "Es ist schon ein Höhepunkt, wenn die Schüler merken, dass sie die Sprache immer besser verstehen", meint Hildegard von Rechenberg. Und beim Einleben in die neue Umgebung hilft es auch ganz bestimmt.

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