Freunde stellen sich Bewährungsprobe: Flüchtlingsdiskussion bestimmt Jubiläumsfeier der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft Trier

Trier · Seit 25 Jahren setzt sich die Ungarisch-Deutsche Gesellschaft Trier für den Austausch zwischen den beiden Ländern ein. Bei der Jubiläumsfeier im Hotel Nells Park war neben Rückblicken auch die aktuelle Debatte um die Flüchtlingsfrage Thema.

 Margit Zeimet begrüßt Czorab Erik (Geige), Balàzs Florian (Zimbal) und Tejfel Zsolt (Bass) vom Musikensemble Rajkò. Das Trio begeisterte mit Zigeunermelodien. TV-Foto: Martin Recktenwald

Margit Zeimet begrüßt Czorab Erik (Geige), Balàzs Florian (Zimbal) und Tejfel Zsolt (Bass) vom Musikensemble Rajkò. Das Trio begeisterte mit Zigeunermelodien. TV-Foto: Martin Recktenwald

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Die Gründung des Vereins Ungarisch-Deutsche Gesellschaft Trier wurde angeregt durch die Selbstbefreiung Ost- und Mitteleuropas von der kommunistischen Diktatur. Unter diesen Eindrücken riefen auf Initiative des Politikers Christoph Böhr, der damalige ungarische Botschafter in Bonn, der Trierer Bürgermeister Paul Kreutzer und Miklos Buzàs als erster Vorsitzender die Gesellschaft ins Leben.

Zahlreiche weitere Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich am Gründungakt am 10. August 1990 im Trierer Café Astoria, darunter auch Margit Zeimet, die seit inzwischen zehn Jahren dem Verein vorsitzt.

Sie bekräftigte bei der Jubiläumsfeier im Trierer Hotel Nells Park die Ziele der heute rund 100 Mitglieder starken Gruppe: Förderung der Verbindung zwischen Ungarn und Deutschen auf gesellschaftlicher, kultureller und sozialer Ebene. "Wir wollen unseren Beitrag leisten, Menschen zusammenzuführen, gemeinsame Geschichte bewusst zu machen und um Verständnis füreinander werben", sagte Zeimet.

Der frühere Botschafter der Republik Ungarn, Dr. Sàndor Peisch, erinnerte in seiner Festansprache an die Rolle seines Landes beim Fall der Ostblockgrenze 1989. "Angesichts der aktuellen Entwicklung hätte ich meinen Vortrag betiteln können: Vom Abbau des Eisernen Vorhangs zum Aufbau eines neuen Zauns", schlug Peisch die Brücke in die Gegenwart.

Warum sein Land plötzlich wieder in die Rolle des Grenzpolizisten rücke? Dafür macht er vor allem einen Mangel an Kommunikation verantwortlich: "Die Außenpolitik Ungarns muss klarmachen, welche europäische Integration sie möchte. Europa ist kein À-la-carte-Menü, es geht nicht, dass man sich nur die Rosinen rauspickt." Auf der anderen Seite müsse wahrgenommen werden, dass nach wie vor viele aus der kommunistischen Zeit stammende Probleme fortbestünden.

Peter Spary, Vorsitzender der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft in der Bunderepublik Deutschland, warb für eine differenzierte Sichtweise auf die Regierung unter Viktor Orbán. "Ungarn hat das Tor zur Freiheit zweier gefangener Völker aufgestoßen", rief Spary die Ereignisse um die Ausreise der DDR-Flüchtlinge in Erinnerung. Viktor Orbán habe damals in erster Reihe gegen die Kommunisten gewirkt. Mit der Zwei-Drittel-Mehrheit seiner Regierung sei eine Einkommensteuer von 16 Prozent in der Verfassung verankert worden und mit der Donaustrategie habe Orbán spürbar zum wirtschaftlichen Aufschwung der Flussanrainerstaaten beigetragen.

In der Flüchtlingsfrage sei Ungarn eines der wenigen Länder, das sich an die bestehenden europäischen Verträge zum Asylverfahren halte. "Der Eindruck, der durch die Flüchtlingsbilder linker Medienanstalten entsteht, greift zu kurz", meinte Spary.

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