Friedhofsschließungen sind vom Tisch

Gravierende Änderungen bringt die neue Friedhofssatzung: Sarg- und individuelle Urnenbestattungen werden teurer, weil die Nebenkosten steigen. Neu ist das "Urnenbaumgrab". Friedhofsschließungen sind nicht mehr geplant.

Trier. Seit Jahren schreibt die Stadt bei der Bewirtschaftung der 17 städtischen Friedhöfe rote Zahlen, 2008 stand unterm Strich ein Defizit von gut 850 000 Euro. Ursache ist, dass die Zahl der günstigeren Urnen-Beisetzungen immer weiter steigt. Große Flächen der Friedhöfe bleiben ungenutzt, müssen aber aufwendig gepflegt werden. Um die Kosten zu senken, hatte der Stadtrat 2004 die Verwaltung beauftragt, mögliche Friedhofsschließungen zu prüfen. Ergebnis des Gutachtens, das 2008 vorlag: Wirtschaftlich sinnvoll wäre die Schließung von zwölf der 17 städtischen Gräberfelder. Durch die Stadtteile ging ein Aufschrei, und der Stadtrat ruderte im Jahr vor der Kommunalwahl heftig zurück. Dass Friedhöfe in absehbarer Zeit geschlossen werden, ist damit vom Tisch.

Weil jedoch das Kommunalgesetz vorschreibt, dass alle Kosten, die der Stadt durch Bestattungen anfallen, vollständig aus Gebühren gedeckt werden müssen, werden Begräbnisse demnächst teurer.

Die Kosten wurden dabei völlig neu kalkuliert. Günstiger geworden ist der Erwerb von Sarg-Grabstätten für Erwachsene auf eine Liegezeit von 20 oder 25 Jahren: Ein Erdreihengrab soll künftig 1100 Euro kosten (aktuell: 1168 Euro), ein Wahlgrab 1385 Euro (1457 Euro). Grabstellen für die Beisetzung von Urnen werden dagegen teilweise teurer: Ein Urnenreihengrab soll künftig 950 Euro kosten (895 Euro), ein Urnenwahlgrab 1470 (1190 Euro). Angehörige, die sich nicht selbst um die Pflege von Urnengräbern kümmern möchten, zahlen dagegen weniger: Die Beisetzung in Urnengemeinschaftsanlagen, deren Pflege die Friedhofsverwaltung übernimmt, kostet künftig statt 1450 Euro nur noch 510 Euro, ein anonymes Urnengrab nur noch 330 statt 971 Euro.

Antrags-Bearbeitung muss künftig extra bezahlt werden



Dass einige Grabstellen günstiger geworden sind, täuscht über die tatsächlichen Kosten allerdings hinweg. Kräftig gestiegen sind nämlich die sonstigen Gebühren: Bislang mussten für das Abräumen des Grabsteins nach Ablauf der Liegezeit 31 Euro gezahlt werden, demnächst schlägt dies mit 200 Euro zu Buche. Kosteten das Ausheben des Grabs und das Verschließen noch bislang 307 Euro, sollen das künftig 620 Euro sein.

Neu ist auch, dass die Verwaltung für das Bearbeiten der notwendigen Anträge Gebühren erhebt: Für jeden Antrag auf Erwerb einer Grabstelle werden künftig 190 Euro fällig, die zu den eigentlichen Grabstellenkosten addiert werden. Die Bearbeitung des Antrags auf Nutzung der Trauerhallen - die bislang ebenfalls nicht berechnet wurde - kostet künftig 110 Euro.

Ebenfalls neu sind das Urnenbaumgrab und das Urnenreihengrab mit Pflanzung und Grabstein, bei dem die Friedhofsverwaltung die Gestaltung und Pflege des Grabs übernimmt. Beim Baumgrab wird die Urne in einer naturnah gestalteten Fläche in Nähe eines Baumes beigesetzt.

Meinung

Jetzt nicht meckern!

Als Anfang 2008 öffentlich wurde, dass die Stadtratsfraktionen über die Schließung von Friedhöfen nachdachten, ging ein Aufschrei durch Trier: Friedhöfe seien kein Wirtschaftsfaktor, die Gräberfelder gerade für Ältere wichtige Begegnungsstätten in den Stadtteilen, erregten sich die Bürger. Dass mögliche Schließungen wegen der Grab-Liegezeiten erst in 20 bis 30 Jahren umgesetzt worden wären, rückte bei der Aufregung in den Hintergrund. Schließlich beteuerten alle Fraktionen - ein Jahr vor der Kommunalwahl -, dass die Aufhebung von Friedhöfen mit ihnen nicht zu machen sei. Darüber, dass jetzt und in Zukunft die Gebühren kräftig steigen, dürfen daher weder die Politiker noch die erklärten Gegner der Friedhofsschließungen meckern. Die 17 städtischen Friedhöfe sind bei "halber Belegung" eben nicht wirtschaftlich zu pflegen. Und weil die Stadtverwaltung laut Gesetz Bestattungskosten nicht aus anderen Haushaltsmitteln als aus Bestattungsgebühren bestreiten darf, bleibt ihr nichts anderes übrig, als Begräbnisse teurer zu machen. Die Alternative wären Einsparungen, zum Beispiel durch das Verwildern lassen von nicht belegten Friedhofsfreiflächen. c.wolff@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort